Politik

"Besonders schlecht vorbereitet" Teilmobilisierung soll russische Nationalgarde aufstocken

Rosgwardija-Einheiten haben bei der Sicherung des Hinterlands in der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt.

Rosgwardija-Einheiten haben bei der Sicherung des Hinterlands in der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Angesichts schwerer Niederlagen im Krieg gegen die Ukraine will Russland für Nachschub sorgen. 300.000 Soldaten sollen die russische Armee verstärken. Aber auch die Nationalgarde, die vorwiegend in Russland agiert, soll gestärkt werden, ist sich der britische Geheimdienst sicher.

Wegen ihres Einsatzes im Krieg gegen die Ukraine und zunehmender Proteste in Russland gerät die russische Nationalgarde (Rosgwardija) nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck. "Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass die Mobilisierung genutzt wird, um die Rosgwardija-Einheiten mit zusätzlichen Kräften zu verstärken", teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Forderungen, die Teilmobilisierung auf die Truppe auszudehnen, habe es in Moskau bereits gegeben, betonte die Behörde.

"Rosgwardija-Einheiten haben sowohl im Kampf als auch bei der Sicherung des Hinterlands in der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt und erleichtern derzeit Beitrittsreferenden in den besetzten Gebieten", hieß es in London.

Die Truppe, die zum Innenministerium gehört, sei eigentlich für den Einsatz in Russland vorgesehen und solle dazu beitragen, das "Regime" von Präsident Wladimir Putin zu sichern. "Sie war besonders schlecht auf die intensiven Kämpfe in der Ukraine vorbereitet", so das Ministerium. "Angesichts der Notwendigkeit, den wachsenden Dissens in Russland zu unterdrücken, sowie operativen Aufgaben in der Ukraine steht Rosgwardija höchstwahrscheinlich unter besonderem Druck."

Der Erlass zur Teilmobilisierung zwingt Russen zur Kriegsteilnahme, die bislang - zumindest theoretisch - freiwillig war. Eingezogen werden sollen 300.000 Reservisten, und zwar ab sofort. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums sind ehemalige Wehrpflichtige sowie Zeitsoldaten mit Mannschaftsdienstgrad im Alter bis 35 Jahre und Reserveoffiziere der unteren Dienstgrade bis 45 Jahre betroffen. In erster Linie sollen demnach Männer mit Kampferfahrung und einer militärischen Spezialausbildung in den Krieg geschickt werden.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf den Geheimdienst täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 25. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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