"Veranstaltung in Düsseldorf" im Visier Terroranschlag vereitelt
30.04.2011, 13:45 Uhr
Bei der Überführung eines Verdächtigen in ein Gebäude des BGH in Karlsruhe.
(Foto: dapd)
Die festgenommenen mutmaßlichen Al-Kaida-Terroristen wollten möglicherweise einen Anschlag auf eine "Veranstaltung im Raum Düsseldorf" verüben. Davon gehen die Ermittler aus, ohne jedoch konkret zu werden. Die Gefahr bleibe bestehen, weil das Netzwerk aus weiteren Beteiligten bestanden haben soll.
Die am Freitag festgenommenen drei mutmaßlichen Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida haben nach den Erkenntnissen der Ermittler bereits konkret einen Sprengstoffanschlag in Deutschland vorbereitet. Ein genaues Anschlagziel habe es aber noch nicht gegeben, teilte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum in Karlsruhe fest. Die Festgenommenen seien "noch in der Experimentierphase" gewesen. Sie hätten geplant, einen mit Metallteilen versetzten Sprengsatz in einer größeren Menschenmenge zur Explosion zu bringen.
Laut Griesbaum belegen aktuelle Erkenntnisse der Ermittler, dass Al-Kaida in Deutschland Anschläge plant. Einer der drei Beschuldigten habe 2010 von einem hochrangigen Mitglied der Terrororganisation den Auftrag für einen Anschlag in Deutschland erhalten.
Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, berichtete, der Hauptbeschuldigte habe sich seit November 2010 illegal in Deutschland aufgehalten, um die Vorbereitungen für ein Attentat zu treffen. Gegen ihn sei inzwischen Haftbefehl erlassen worden. Es habe Verbindungen der Beschuldigten nach Österreich, Marokko und in das Kosovo gegeben. Es sei ein Netzwerk von sieben bis acht Beteiligten aufgebaut worden. "Aber es können auch mehr sein", sagte Ziercke. Es gebe noch keine Entwarnung. Ein mögliches Ziel für einen Anschlag hätten "Veranstaltungen im Großraum Düsseldorf" sein können. Die Beschuldigten hätten aber auch darüber nachgedacht, den Sprengsatz "an einer Bushaltestelle oder in einem Bus" zu zünden.
In den abgehörten Gesprächen hätten die drei den Bombenanschlag in Marrakesch "freudig begrüßt", berichtete Zierke. Bei dem Attentat am Donnerstag waren 16 Menschen getötet worden. "Marrakesch hätte ein stimulierendes Ereignis sein können", sagte Ziercke. Auch deshalb hätten sich die Fahnder zu einer schnellen Festnahme entschlossen, obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen waren.
Parallelen zur Sauerland-Gruppe
Nach ZDF-Informationen handelt es sich bei den Verdächtigen um drei Männer im Alter von 29 bis 31 Jahren - einen Deutsch-Iraner, der in Bochum lebte, einen Deutsch-Marokkaner, der in Düsseldorf wohnte und einem offenbar mit ihm lebenden marokkanischen Staatsangehörigen. Dieser Mann sei in einem Trainingslager in Afghanistan gewesen. Die drei Männer hätten begonnen, Sprengmaterial, Chemikalien wie Aceton, für den Bau einer Bombe zu sammeln. Sie hätten aber erst eine kleine Menge zusammengehabt. Die Dimension des Falls sei vergleichbar mit dem der 2007 festgenommenen Sauerland-Gruppe.
BKA installierte einen Trojaner
Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" sollen an den monatelangen Ermittlungen neben deutschen Behörden auch die CIA und der marokkanische Geheimdienst beteiligt gewesen seien. Als Hauptverdächtiger gelte ein marokkanischstämmiger Mann, der in regelmäßigem Kontakt mit einem angeblich hochrangigen Kaida-Funktionär im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet gestanden haben soll. Das BKA hatte dem "Spiegel" zufolge einen Trojaner für eine Online-Durchsuchung sowie eine Software für eine Telekommunikationsüberwachung auf seinem Rechner installiert.
Die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass es neben den Orten der Festnahmen an vier weiteren Orten Durchsuchungen gegeben habe. Das Blatt schreibt zudem unter Berufung auf führende Koalitionskreise, dass die öffentlich sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen gegen terroristische Anschläge in Deutschland im Februar aus Kostengründen zurückgefahren worden seien.
Erinnerung die Antiterror-Gesetze
Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusse, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte der "Rheinischen Post", der aktuelle Erfolg der Sicherheitsbehörden mache deutlich, dass die zum Jahresende auslaufende Antiterror-Gesetzgebung verlängert werden müsse. Auch Unionsfraktionsvize Günter Krings sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Der aktuelle Fall belegt, dass wir uns gefährliche Lücken in der Sicherheitsarchitektur nicht leisten dürfen." Auch dürfe sich die FDP nicht länger gegen eine dringend gebotene Neuauflage der Vorratsspeicherung von Telefon- und Internetdaten sträuben.
Quelle: ntv.de, dpa