Politik

Tochter ist besorgt Timoschenko geschwächt

Jewgenia Timoschenko sieht eine Verschlechterung des Gesundheitszustands ihrer inhaftierte Mutter.

Jewgenia Timoschenko sieht eine Verschlechterung des Gesundheitszustands ihrer inhaftierte Mutter.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie geht es Julia Timoschenko? "Wir haben keine Zeit mehr", warnt ihre Tochter Jewgenia. Nach anderthalb Wochen sei der Zustand ihrer Mutter schlecht. Immer mehr Staatschefs sagen unterdessen die Teilnahme für den Gipfel im ukrainischen Jalta Mitte Mai ab. US-Außenministerin Clinton fordert die sofortige Freilassung Timoschenkos.

Seit anderhalb Wochen im Hungerstreikt: Julia Timoschenko.

Seit anderhalb Wochen im Hungerstreikt: Julia Timoschenko.

(Foto: dpa)

Die inhaftierte ukrainische Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ist nach anderthalb Wochen Hungerstreik zusehends geschwächt. Ihre Mutter sei "sehr geschwächt" und in schlechter Verfassung, sagte Timoschenkos Tochter Jewgenia. Im Ausland mehrten sich die sorgenvollen Stimmen, während die Debatte um einen Boykott der Fußball-EM-Spiele in der Ukraine anhielt.

Der Zustand ihrer Mutter verschlechtere sich, sagte Jewgenia Timoschenko. "Wir haben keine Zeit mehr." Die 32-Jährige begrüßte den angekündigten Boykott des Treffens mitteleuropäischer Staatschefs Mitte Mai im ukrainischen Jalta durch Bundespräsident Joachim Gauck und mindestens vier weitere EU-Staatschefs. Auch Estlands Präsident Toomas-Hendrik Ilves werde nicht nach Jalta reisen, erklärte der Pressedienst des Staatschefs. Als Grund wurden "Terminschwierigkeiten" genannt, der Präsident nehme zu diesem Zeitpunkt an einer internationalen Konferenz in der estnischen Hauptstadt teil.

US-Außenministerin Hillary Clinton hat unterdessen die Haftbedingungen Timoschenkos kritisiert und eine sofortige Freilassung der im Gefängnis erkrankten Politikerin gefordert. Clinton verwies in einer Erklärung auf kürzlich veröffentlichte Fotos, die belegen sollen, dass Timoschenko von Wärtern geschlagen wurde. Die Aufnahmen ließen noch mehr Zweifel an den Haftbedingungen der Oppositionsführerin aufkommen, erklärte Clinton. Die USA forderten daher nicht nur die sofortige Freilassung von Timoschenko sondern auch die weiterer Kabinettsmitglieder der früheren Regierung.

"Methoden wie im Kalten Krieg"

Angesichts der politischen Lage will EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nicht zur Fußball-EM in die Ukraine reisen. Nach Informationen des "Spiegel" erwägt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Boykott der Spiele durch das Bundeskabinett. Ein Besuch Merkels hängt nach Regierungsangaben von der Achtung rechtsstaatlicher Prinzipien und dem Umgang mit Timoschenko ab.

"Die Menschen in der Ukraine haben die Europameisterschaft verdient", sagt DFB-Chef Niersbach.

"Die Menschen in der Ukraine haben die Europameisterschaft verdient", sagt DFB-Chef Niersbach.

(Foto: dpa)

Der ukrainische Außenamtssprecher Oleg Woloschin warnte angesichts der Boykott-Diskussionen vor "Methoden wie im Kalten Krieg". Der Sport dürfe nicht zu einer "Geisel der Politik" gemacht werden, sagte Woloschin der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Bundesaußenminister Guido Westerwelle wies den Vorwurf zurück. Der Vergleich mit "Methoden wie im Kalten Krieg" sei "abwegig", sagte er. Es gehe um eine angemessene Behandlung Timoschenkos und die Wahrung rechtsstaatlicher Normen. Politiker mehrerer deutscher Parteien sprachen sich für eine Verlegung der in der Ukraine geplanten EM-Spiele nach Deutschland oder eine alleinige Ausrichtung der Europameisterschaft durch Polen aus.

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und Wolfgang Niersbach, Chef des Deutschen Fußball Bundes, haben einer Verlegung von Spielen der Fußball-EM aus der Ukraine nach Deutschland inzwischen eine klare Absage erteilt. "Mit dem Gedanken beschäftigen wir uns keine Sekunde. Die Menschen in der Ukraine haben die Europameisterschaft verdient", sagte Niersbach. Bach ist derselben Meinung und wies Forderungen nach einer Verlegung weit von sich.

"Die Forderung zeugt von großer internationaler Respekt- und Instinktlosigkeit, weil sie über die Köpfe selbst des Mitgastgeberlandes Polen, aber auch der anderen europäischen Nationen und des Veranstalters UEFA hinweg erhoben wird", sagte er. Die Forderung sei laut Bach "im Übrigen kontraproduktiv", weil sie sich auch "gegen den erkennbaren Willen des ukrainischen Volkes" richte und dazu benutzt werden könne, von der politischen Diskussion über die Menschenrechte in der Ukraine abzulenken. "Schon aus diesen Gründen ist die Verlegung von Spielen nach Deutschland keine Option", sagte Bach.

Die an Bandscheibenproblemen leidende Timoschenko verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Zudem wurde gegen sie ein neuer Prozess wegen Korruption eröffnet, der ihre Haft bis ins Jahr 2023 verlängern könnte.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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