Wurde ihm der Mord untergejubelt? Todeskandidat entkommt vorerst Giftspritze
16.09.2015, 21:11 Uhr
Protest vor dem Regierungsgebäude in Oklahoma: Nancy Ogden, Schwester des verurteilten Mörders, Richard Glossip.
(Foto: REUTERS)
Richard Glossip darf wieder hoffen: Der 52-Jährige sollte in Oklahoma wegen Mordes hingerichtet werden. Nun mehren sich die Zweifel an seiner Schuld. Zu den neuen Beweisen zählen die Aussagen eines ehemaligen Häftlings.
Das war knapp: Nur Stunden vor der geplanten Hinrichtung hat ein Gericht die Exekution von US-Todeskandidat Richard Glossip gestoppt und um zwei Wochen aufgeschoben. Offiziell sterben sollte Glossip um Punkt 17 Uhr Ortszeit. Auf eine Pritsche geschnallt sollte er mittels Giftspritze umgebracht werden. Doch an seiner Schuld bestehen ganz erhebliche Zweifel.
Sein Anwalt brachte vor Gericht neue Beweise vor, die Glossip doch noch entlasten könnten, wie die Zeitung "The Oklahoman" berichtete.Glossip hatte vergebens gegen das Exekutionsmittel Midazolam geklagt. Der heute 52-Jährige ist der Anstiftung zum Mord an einem Motelbesitzer mit einem Baseballschläger angeklagt.
Zu den neuen Beweisen zählen Aussagen eines ehemaligen Häftlings. Dieser will während seiner Zeit im Gefängnis gehört haben, wie ein anderer Insasse prahlte, Glossip den Mord in die Schuhe geschoben zu haben.
Henkersmahlzeit schon ausgewählt
Dieser sitzt eine lebenslange Haftstrafe dafür ab, den Mord ausgeführt zu haben, und beteuert aber, Glossip habe ihn angestiftet. Glossips Fall war bereits seit dem Jahr 1997 aufsehenerregend. Seine Verteidiger trugen reihenweise entlastende Indizien zusammen, Prominente setzten sich für ihn ein. Unter ihnen war auch Susan Sarandon, die in dem Film "Dead Man Walking" die Aktivistin Helen Prejean spielt, die sich gegen die Todesstrafe einsetzt.
Glossip hätte im Staatsgefängnis von Oklahoma in McAlester sterben sollen. Als Henkersmahlzeit hatte er angeblich Fish und Chips sowie einen besonders großen Erdbeer-Shake gewählt. Mit anderen Todeskandidaten aus diesem Bundesstaat hatte Glossip gegen die Verwendung von Midazolam geklagt, weil es bei anderen zu einem besonders qualvollen Tod geführt hatte.
Das höchste US-Gericht entschied jedoch knapp, dass Midazolam nicht gegen das Verbot von besonders grausamer Bestrafung verstößt. Das Beruhigungsmittel wird eingesetzt, weil europäische Unternehmen zuvor das Barbiturat Pentobarbital nicht mehr an die USA geliefert hatten. Die Todesstrafe ist noch in 31 der 50 US-Bundesstaaten sowie auf Bundesebene erlaubt. Bei vielen Verurteilten stellt sich nachträglich heraus, dass sie unschuldig waren.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa