Politik

Peinliches Video im US-Wahlkampf Trump gerät in die Defensive

Es ist nicht das erste Mal in diesem Wahlkampf, dass Kommentatoren Trumps politisches Ende gekommen sehe

Es ist nicht das erste Mal in diesem Wahlkampf, dass Kommentatoren Trumps politisches Ende gekommen sehe

(Foto: REUTERS)

Die Veröffentlichung eines Videos von Donald Trump sorgt nicht nur in den amerikanischen Medien für Furore. Auch Trumps Partei-Kollegen äußern Abscheu und Entsetzen über das Verhalten. Seine Anhänger dürften trotzdem weiter zu ihm halten.

Mit vulgären und abwertenden Äußerungen über Frauen hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump im US-Wahlkampf für Empörung auch in den eigenen Reihen gesorgt. In einem Video aus dem Jahr 2005, das von der "Washington Post" am Freitag veröffentlicht wurde, ist Trump mit lüsternen und sexuell aggressiven Aussagen zu hören. Der rechtspopulistische Immobilienmilliardär entschuldigte sich zwar für seine derben Worte - vier Wochen vor der Wahl könnte der Skandal für ihn aber gefährlich werden.

"Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich ran", sagte Trump in dem dreiminütigen Video über Frauen. "Pack sie an der Muschi", fügte er hinzu. "Du kannst alles machen." Er gestand im Gespräch mit einem Fernsehmoderator auch, dass er versucht habe, Sex mit einer verheirateten Frau zu haben - aber gescheitert sei. Das Video entstand im September 2005, nur Monate nach Trumps Hochzeit mit Melania, seiner dritten Ehefrau.

 Aufruhr um Video in der GOP

Der einflussreiche, republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, zeigte sich angewidert von Trumps Sprüchen: "Ich bin angeekelt von dem, was ich heute gehört habe." Frauen dürften nicht zu Objekten gemacht werden. Ryan war im Lager der Republikaner schon früher auf Distanz zu Trump gegangen. Er teilte weiter mit, dass Trump nicht wie geplant bei einem Festival in Ryans Wahlbezirk in Wisconsin auftreten werde. Wie Trump selbst später wissen ließ, wird stattdessen sein Vizekandidat Mike Pence kommen. Als "verwerflich" bezeichnete der frühere republikanische Gouverneur von Florida, Jeb Bush, die Aussagen von Trump.

Der republikanische Parteivorsitzende Reince Priebus erklärte: "Keine Frau sollte jemals mit solchen Begriffen beschrieben werden, niemand sollte auf diese Art und Weise über sie reden. Niemals." Der texanische Senator Ted Cruz, der sich erst im vergangenen Monat hinter Trump gestellt hatte, nannte die Äußerungen des Kandidaten "beunruhigend und unangemessen, es gibt schlicht keine Entschuldigung dafür". Auch Floridas Senator Marco Rubio bewertete Trumps Bemerkungen als "vulgär und unmöglich zu rechtfertigen".

Jason Chaffetz, der Abgeordneter im Repräsentantenhaus und einer der härtesten Kritiker von Trumps Gegnerin Hillary Clinton ist, entzog Trump seine Unterstützung, ebenso wie der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Utah, Gary Herbert. Er könne seiner 15-jährigen Tochter nicht mehr in die Augen schauen, wenn er Trump wählen würde, sagte Chaffetz zum TV-Sender CNN. Der republikanische Abgeordnete Mike Coffman aus Colorado forderte Trump zum Rücktritt auf. Denn "an diesem Punkt scheint seine Niederlage fast sicher", sagte er CBS.

Trump-Anhänger ticken anders

Die Veröffentlichung der Aufzeichnung verdrängte am Freitagabend sogar Hurrikan "Matthew" über weite Strecken auf den zweiten Platz in den Nachrichten. "Das war es für ihn", "er ist erledigt", "davon erholt er sich nicht mehr", "das hat das Fass zum Überlaufen gebracht", "ein politisches Erdbeben", "sehr, sehr explosiv" - so lauteten erste Einschätzungen vieler Moderatoren und Kommentatoren. Demnach wurden sie geradezu von SMS-Botschaften überflutet, in denen auch viele Republikaner Abscheu und Entsetzen über das Verhalten ihres Kandidaten äußerten.

Es ist allerdings nicht das erste Mal in diesem Wahlkampf, dass Kommentatoren Trumps politisches Ende gekommen sehen. So war es beispielsweise auch schon, nachdem er sich mit den Eltern eines im Irak getöteten muslimischen Soldaten angelegt hatte. Bereits damals stellten US-Medien aber auch fest: Trump-Anhänger ticken irgendwie anders, und sie mögen ihn gerade, weil er nicht so ist wie das politische Establishment - auch wenn er dabei Grenzen überschreitet.

Es gehe ja schließlich am 8. November auch nicht darum, einen neuen Lehrer an einer Sonntagsschule zu wählen, sagte denn auch Trumps früherer Wahlkampfmanager Corey Lewandowski nach dem Publikwerden des Skandalvideos von 2005. Eine andere republikanische Strategin wies darauf hin, dass solche Äußerungen - zumal alt - gar nichts seien im Vergleich zu Hillary Clintons Fehlern als Außenministerin, die teils Menschenleben gekostet hätten.

Quelle: ntv.de, jki/dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen