Politik

Moskau droht mit Gegenmaßnahmen Twitter wirft russische Werbekunden raus

RT, die englische Ausgabe von Russia Today, hat auf Twitter 2,65 Millionen Follower.

RT, die englische Ausgabe von Russia Today, hat auf Twitter 2,65 Millionen Follower.

(Foto: Screenshot: https://twitter.com/RT_com)

Russische Medien geben während der US-Wahl Zehntausende Euro für Werbung auf Twitter aus. Doch nach Ansicht des Kurznachrichtendienstes wollen sie keine neuen Follower gewinnen, sondern den Wahlausgang beeinflussen. Das hat Konsequenzen.

Twitter hat in einer bisher einmaligen Entscheidung die russischen Medien Russia Today und Sputnik als Werbekunden rausgeworfen. Die Entscheidung hänge mit der Einschätzung der US-Geheimdienste zusammen, dass beide versucht hätten, sich im Dienste der russischen Regierung in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 einzumischen, erklärte Twitter in einem Blogeintrag.

Die vom TV-Sender Russia Today - auch RT genannt - seit 2011 erhaltenen Werbeeinnahmen in Höhe von 1,9 Millionen Dollar sollen gespendet werden - für die Erforschung des Einflusses von Twitter auf Wahlen, inklusive der Verbreitung falscher Informationen. Nach bisherigen Informationen gab Russia Today allein im vergangenen US-Wahlkampf 274.000 Dollar für die Verbreitung von Twitter-Posts des Senders aus.

Das Werbesystem von Twitter funktioniert derart, dass gegen Geld Beiträge im Nachrichtenstrom von Nutzern angezeigt werden, die dem eigenen Account nicht direkt folgen.

Russia Today beziehungsweise der Onlineableger RT.com und Sputnik werden oft als Sprachrohr des Kreml im Westen bezeichnet. Sie selbst bestehen darauf, dass sie unabhängige Medien mit allen daraus folgenden Rechten sind. Ihre Accounts auf Twitter dürfen Russia Today und Sputnik weiter betreiben.

Russland droht mit Gegenmaßnahmen

Twitter geriet in den vergangenen Wochen - genauso wie Facebook - unter massiven politischen Druck in den USA. Nach monatelangen Nachforschungen wurden zahlreiche Fälle bekannt, in denen mutmaßlich russische Drahtzieher das Werbesystem der Plattformen nutzten, um mit Botschaften unter falscher Flagge soziale und ethnische Spannungen in Amerika anzuheizen. Der Ruf nach Konsequenzen wie stärkerer Regulierung von politischer Werbung in sozialen Medien wurde lauter. Kommende Woche steht eine Kongressanhörung zu dem Thema an. Twitter und Facebook sicherten bereits mehr Transparenz vor allem bei politischer Werbung zu.

Die russische Regierung reagierte empört auf die Entscheidung. "Wir sehen darin einen weiteren Versuch, die Arbeit von russischen Medien zu behindern", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Marija Sacharowa, zu Russia Today und kündigte Gegenmaßnahmen an.

Noch vor der Ankündigung der Entscheidung versuchte die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonjan, Twitter bloßzustellen. Der Kurznachrichtendienst selbst habe sich aktiv darum bemüht, dass RT sich mit Werbung auf Twitter in den Wahlkampf einschalte, schrieb sie in einem Tweet und verlinkte auf eine entsprechende Präsentationsfolie, die offenbar von Twitter stammt.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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