Chlorgas über Dorf abgeworfen UN werfen Syrien weiteren Giftgaseinsatz vor
22.10.2016, 07:36 Uhr
Hat die Armee von Syriens Machthaber Baschar al-Assad Giftgas eingesetzt? Die UN sind davon überzeugt.
(Foto: dpa)
Der Einsatz von Giftgas ist weltweit geächtet. Aus Syrien gibt es allerdings immer wieder Berichte über den Einsatz chemischer Substanzen. Die Vereinten Nationen legen nun das Ergebnis einer Untersuchung vor.
Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen hat der syrischen Armee einen weiteren Chemiewaffenangriff vorgeworfen. Die Armee habe das Dorf Kmenas in der Provinz Idleb Mitte März 2015 mit Chemiewaffen angegriffen, heißt es in einem am Freitag dem UN-Sicherheitsrat in New York vorgelegten Bericht der Experten. Die Verantwortung für zwei weitere Chemiewaffenangriffe in derselben Provinz im März 2015 sowie im April 2014 konnte dagegen nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Alles weise darauf hin, dass ein syrischer Armeehubschrauber über Kmenas einen Behälter abgeworfen habe, der beim Auftreffen auf den Boden eine giftige Substanz freigesetzt habe, erklärten die Ermittler. Gemäß den Symptomen der Opfer habe es sich vermutlich um Chlorgas gehandelt. Bei einem anderen Angriff auf den Ort Kfar Zita konnten die Ermittler dagegen keinen Verantwortlichen bestimmen, da die dabei eingesetzten Gasbehälter "entfernt worden" seien.
Bereits in einem im August veröffentlichten Bericht waren die UN-Experten zu dem Schluss gekommen, dass syrische Militärhubschrauber im April 2014 sowie im März 2015 Chlorgas über zwei Orten in der Provinz Idleb abgeworfen hatten. Gleichzeitig machten die Experten die Terrormiliz Islamischer Staat für einen Angriff mit Senfgas in der nördlichen Region von Aleppo verantwortlich.
Untersuchung zu Angriff
Zudem leiteten die Vereinten Nationen eine unabhängige Untersuchung zu dem Luftangriff auf einen Hilfskonvoi nahe Aleppo mit mehr als 20 Toten ein. Sie solle am Montag beginnen und die Umstände der Attacke klären, hieß es in einer Mitteilung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon werde dann auf Basis des Berichts über weitere Schritte entscheiden.
Bei dem Angriff am 19. September waren nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) vor allem Zivilisten getötet worden. Die UN stoppten daraufhin ihre Hilfsgütertransporte vorübergehend. Nach UN-Einschätzung ist der Angriff womöglich als Kriegsverbrechen einzustufen. Wer den Luftangriff ausgeführt hat, ist nach UN-Angaben bislang nicht eindeutig geklärt. Die USA machen Russland verantwortlich. Die Regierung in Moskau hat dies - ebenso wie das syrische Regime - zurückgewiesen und eine eigene Untersuchung angekündigt.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa