Politik

Konflikt im Südchinesischen Meer US-Jet gerät mit Chinas Marine aneinander

Die Lage im Südchinesischen Meer ist heikel. China baut Einrichtungen auf umstrittenen Inseln, während die USA ihre militärische Präsenz demonstrativ verstärken. Nun kommt es zu einem Zwischenfall mit einem US-Flugzeug.

Im Territorialstreit zwischen China und seinen Nachbarn um Inseln und Riffe im Südchinesischen Meer ist es zu einem Zwischenfall zwischen China und den USA gekommen. Die chinesische Marine warnte ein amerikanisches Überwachungsflugzeug am Mittwoch achtmal und forderte es auf, das umstrittene Gebiet um neu aufgeschüttete Inselposten zu verlassen, wie der US-Fernsehsender CNN am Folgetag berichtete. Der Pilot des P8-A-Poseidon-Fliegers weigerte sich demnach und verwies darauf, dass er sich in internationalem Luftraum befinde.

Das US-Militär hatte ein CNN-Team an Bord des Flugzeugs genommen. Der Reporter Jim Sciutto war als erster Journalist überhaupt an Bord einer US-Militärmaschine in dieser Region genommen. Nach Angaben des Senders war die Intension des Militärs, ein öffentliches Bewusstsein für die Herausforderungen in dem strittigen Seegebiet zu schaffen.

Eine P8-A-Poseidon über dem Pazifik.

Eine P8-A-Poseidon über dem Pazifik.

(Foto: NAVAIR/U.S NAVY)

Nach dem Flug veröffentlichte CNN ein Video seines Reporters, in dem die Warnung des chinesischen Militärs aufgezeichnet wurde: "Hier ist die chinesische Marine ... hier ist die chinesische Marine ... Sie nähern sich unserer Militärzone ... bitte verlassen Sie das Gebiet umgehend ... um Missverständnisse zu vermeiden", zitierte CNN aus den englischsprachigen Funksprüchen. "Gehen Sie weg!"

China gewinnt verstärkt Land an kleinen Atollen und Riffen oder baut Anlagen, um seine territorialen Ansprüche zu bekräftigen, während die USA demonstrativ ihre Präsenz mit Flugzeugen ausweiten und möglicherweise auch Schiffe schicken wollen.

Chinas Außenministerium verteidigte das Vorgehen an den Inseln, über die China "unbestreitbare Souveränität" ausübe. China habe das Recht, das Gebiet zu überwachen, "um die nationale Sicherheit zu wahren und Zwischenfälle auf See zu vermeiden", sagte Außenamtssprecher Hong Lei in Peking. Andere Länder sollten Chinas Position respektieren, und die Lage nicht komplizierter machen.

USA befürchten einen Krieg

Die USA erkennen den Territorialanspruch Chinas weit ab von seiner Küste nicht an. In dem Gebiet werden große Bodenschätze vermutet und liegen wichtige Schifffahrtswege. Auch Vietnam, die Philippinen, Malaysia, Brunei und Taiwan erheben ganz oder teilweise Ansprüche auf die Inseln, Korallen-Riffe oder Sandbänke.

"Beide Seiten sind ziemlich zurückhaltend und nehmen defensive Haltungen ein - keiner ist offensiv", sagte der Militärexperte Zhao Chu, Vizedirektor des Shanghaier Instituts für Strategie und Verteidigung. Von einem militärischen Konflikt wollte der Experte nicht sprechen: "Es ist eher symbolisch."

Die USA sehen das anders. So erklärte der ehemalige Vizechef der CIA, Michael Morell, dass China ein Risiko für die USA darstelle und schon bald in den Krieg ziehen werde. "Solche Konfrontationen sind äußerst gefährlich - so passiert etwas Schlimmes", sagte Morell bei CNN. "China will seine Macht im Südpazifik ausweiten. Aber wie weit werden sie gehen und wie weit sollten die USA gehen? Das ist sicherlich eine Frage, mit der sich der nächste US-Präsident beschäftigen wird. (…) Ein Krieg wäre weder im Interesse Chinas noch im Interesse der USA. Aber diese Situation stellt absolut ein Risiko dar."

China baut Stützpunkte aus

Nach US-Angaben hat China damit begonnen, bei den Spratly-Inseln an fünf Stellen Land zu gewinnen und Konstruktionen zu errichten, wo vorher nur Korallenriffe und Sandbänke waren. Nach Angaben der US-Denkfabrik Foreign Policy Research Institut (FPRI) wurden in zwei Jahren 800 Hektar neues Land geschaffen. US-Experten gehen davon aus, dass Hafeneinrichtungen, Kommunikations- und Überwachungsanlagen und mindestens eine Landbahn gebaut werden.

Außenamtssprecher Hong Lei sprach von Einrichtungen für Meeresforschung, Fischerei, Wetterbeobachtung und Katastrophenschutz. Auch hat China seine Präsenz mit Schiffen verstärkt. 2001 entwickelte sich eine Krise zwischen den USA und China aus einem Zwischenfall mit einem Aufklärungsflugzeug in dem Gebiet. Nach einer Kollision mit dem US-Flieger war ein chinesischer Kampfjet abgestürzt und die amerikanische Maschine auf der südchinesischen Insel Hainan notgelandet. Die 24-köpfige Besatzung wurde elf Tage festgehalten.

Quelle: ntv.de

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