Republikanische Kandidaten für 2012 Der Erfolgs-Roboter
04.01.2012, 03:00 Uhr
Ein Aussichtsreicher Kandidat, die die eigene Parteibasis nicht will: Mitt Romney muss auch um jede republikanische Stimme kämpfen.
(Foto: REUTERS)
Ihm werden die besten Chancen aller republikanischen Kandidaten nachgesagt, 2013 ins Weiße Haus einzuziehen: Mitt Romney. Dafür muss er aber zunächst seine eigene Partei hinter sich scharen - seine größte politische Herausforderung bisher.
Der 64-Jährige Mitt Romney entstammt einer einflussreichen und wohlhabenden Mormonen-Familie aus Michigian. Sein Vater George, ein moderater Republikaner mit Sympathien für die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre, war erst Chef des Automobilkonzerns "American Motors Corporation", dann Gouverneur des US-Bundesstaates Michigan und schließlich Minister für Stadtentwicklung unter Präsident Richard Nixon. Auch Romneys Mutter Lenore, die ihre Schauspielkarriere für die politischen Ambitionen ihres Mannes opferte, versuchte sich in der Politik, scheiterte aber 1970 bei der Wahl zum US-Senat.
Elitäre Erziehung und religiöser Eifer
Ihr Sohn besuchte einige der besten Schulen des Landes, darunter die konservative Universität Brigham Young und die Harvard Universität, wo er einen Kombi-Abschluss in Jura und Wirtschaft erlangte. In der ideologisch aufgeladenen Zeit der Studentenunruhen stand der moderat-konservative Romney eher abseits. Dem Militärdienst in Vietnam konnte er entgehen, unter anderem durch einen zweijährigen Aufenthalt in Frankreich als Mormonenmissionar. 1969 heiratete er seine große Liebe aus Schultagen, Ann Davies, die für ihn zum mormonischen Glauben konvertierte. Die beiden sind noch immer ein Paar und haben inzwischen fünf Kinder.
Romney präsentiert sich als ausgemachter Wirtschaftsexperte – und hat gute Argumente dafür: Er machte sich einen Namen als erfolgreicher Manager der Wirtschaftsberatung "Bain Capital" in Boston, Massachusetts, wo er vor allem wegen seines Gespürs für erfolgversprechende Investitionen gefeiert wurde. Ende der 80er Jahre stieg Romney aus – und wurde 1990 von Bain zurückgeholt, um die ins Schlingern geratene Firma vor dem Zusammenbruch zu retten. Später machte Romney die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City zu einem wirtschaftlichen Erfolg.
Als Gouverneur kein Mann fürs Grobe
Trotz des zuletzt sehr aggressiv geführten Wahlkampfes gilt Romney nicht als politischer Hardliner, was ihn vor allem bei konservativen Demokraten und Wechselwählern interessant machen könnte. Als Gouverneur von Massachusetts verfolgte er eine eher moderate Linie. Zwar verordnete Romney dem verschuldeten Bundesstaat an der Ostküste drastische Haushaltskürzungen, unter anderem im Bildungssektor, dafür erhöhte er jedoch auch die Abgaben auf Kapitaleinkünfte und schloss zumindest zeitweise Schlupflöcher im Steuersystem.
Auch in sozialen Fragen suchte Romney einen Mittelweg. Er bediente konservative Wähler mit dem (letztlich gescheiterten) Versuch, die Todesstrafe in Massachusetts wieder einzuführen und stemmte sich (ebenfalls erfolglos) gegen die Legalisierung der Homo-Ehe. Allerdings zog er auch den Zorn der mächtigen Waffenlobby auf sich, weil er den Besitz von automatischen Waffen wie der AK-47 oder der Uzi verbot.
Sein größter Erfolg war die Einführung einer umfassenden Gesundheitsreform in Massachusetts, die unter anderem eine Versicherungspflicht für alle Bürger beinhaltete, und die Barack Obama später als Vorlage für seine eigene Gesundheitspolitik diente.
Der größte Erfolg ist die größte Schwäche
Genau das halten ihm nun ausgerechnet die Konservativen vor: "Romneycare" ist zum beliebten Schimpfwort unter seinen republikanischen Gegnern geworden, eine Anspielung auf die als "Obamacare" bekannte Gesundheitsreform des aktuellen Präsidenten. Zu viel staatliche Einmischung, zu wenig bürgerliche Eigenverantwortung: Zumindest Romneys politische Vergangenheit widerspricht dem ideologischen Trend seiner Partei.
Vor allem streng konservativen Kritiker der Republikaner, aber auch Demokraten werfen ihm deswegen vor, politisch unzuverlässig zu sein: von der Gesundheitsreform in Massachusetts über das Abtreibungsrecht bis hin zu Romneys recht wechselhafter Meinung über Republikaner-Ikone Ronald Reagan.
Hinzu kommt Romneys Image als geborener Anzugträger: Ihn umweht stets der Hauch des Opportunismus, gepaart mit der ihm nachgesagten Unfähigkeit, menschlich zu wirken. "Roboter" spotten ihn Washington-Insider und linke Medien, denn oft wirken seine Emotionen mechanisch, seine Vertrautheit mit den Problemen normaler Menschen gespielt. In der letzten TV-Debatte der Republikaner 2011 wettet Romney mit Rick Perry um 10.000 Dollar wegen einer angeblichen Falschaussage des Gegners – für Romney offenbar eine kleine Summe, für den Rest der krisengeschüttelten Bevölkerung eine Beleidigung.
Kein "richtiger Christ"
Und dann wäre da noch die Glaubensfrage. Ein evangelikaler Priester fasste im US-Fernsehen jüngst die unausgesprochene Meinung der Republikaner in einem kurzen aber prägnanten Satz zusammen: Mormonen, so der Prediger, seien keine echten Christen. Der sektenhaften Bewegung, die vor allem im Bundesstaat Utah stark vertreten ist, trauen viele Konservative nicht über den Weg – obwohl sie in vielen sozialen Fragen mit den evangelikalen Christen, die spätestens seit der zweiten Bush-Präsidentschaft eng mit der Partei verbunden sind, auf einer Linien sind.
Außenpolitisch ist Romney ein eher unbeschriebenes Blatt. Im Wahlkampf bediente er sich bisher vor allem bei bekannten Floskeln von amerikanischer Überlegenheit und Kurz vor der ersten Abstimmung in Iowa warnte er Wähler vor einer Europäisierung Amerikas durch Obama.
Quelle: ntv.de