US-Wahl

Nach TV-Duell Obama wirft Romney Lügen vor

So offensiv wie in Denver trat Obama beim Duell gegen Romney nicht auf.

So offensiv wie in Denver trat Obama beim Duell gegen Romney nicht auf.

(Foto: AP)

Am Tag nach seiner Niederlage gegen den republikanischen Kandidaten Romney schaltet US-Präsident Obama zurück auf Angriff. Er wirft Romney vor, in der TV-Debatte gelogen zu haben. Dieser Strategie folgt auch sein Wahlkampfteam. Zugleich deutet Obamas Chefberater einen Strategiewechsel an.

Nach dem matten Auftritt beim ersten TV-Duell mit seinem Herausforderer Mitt Romney ist US-Präsident Barack Obama in die Offensive gegangen. Bei einem Auftritt vor 12.000 Anhängern in Denver warf Obama dem Republikaner vor, bei der Debatte am Vorabend gelogen zu haben. "Wenn man Präsident werden möchte, schuldet man dem amerikanischen Volk die Wahrheit", sagte er. Romney habe seine unpopulären Positionen in der Steuer- und Bildungspolitik einfach geleugnet.

"Als ich auf die Bühne gekommen bin, habe ich diesen sehr heiteren Burschen getroffen, der sich als Mitt Romney ausgegeben hat", sagte Obama. "Aber es konnte nicht Mitt Romney sein, denn der echte Mitt Romney ist im vergangenen Jahr durch das Land gelaufen und hat Steuersenkungen von fünf Billionen Dollar für die Reichen versprochen. Aber der Typ auf der Bühne gestern Abend wusste nichts davon." Romney hatte bei der Debatte bestritten, die Steuern in dieser Größenordnung senken zu wollen.

Sieger im TV-Duell war nach allgemeiner Einschätzung Romney.

Sieger im TV-Duell war nach allgemeiner Einschätzung Romney.

(Foto: AP)

"Der echte Mitt Romney sagte, wir brauchen nicht mehr Lehrer im Klassenzimmer", so Obama weiter, "aber der Typ auf der Bühne sagte, er liebe Lehrer, er könne nicht genug von ihnen bekommen." Obama fügte hinzu, Romney habe die Zuschauer der TV-Debatte bewusst hinters Licht geführt, weil er "sehr gut weiß, dass wir nicht wollen, was er seit einem Jahr anzubieten hat".

"Wie können wir ihm trauen?"

Obamas Wahlkampfteam setzt offenbar darauf, Romneys Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. Zugleich soll der Präsident, der nach allgemeiner Einschätzung das TV-Duell verloren hat, als ehrlicher und verlässlicher dargestellt werden. Obamas Wahlkampfteam hat bereits einen TV-Spot produziert, der Szenen aus dem TV-Duell zeigt. Romney streitet darin ab, dass seine Steuerpläne fünf Billionen Dollar kosten würden. "Wenn wir ihm hier (in der TV-Debatte) nicht trauen können, wie können wir ihm dann hier (im Weißen Haus) trauen?", fragt eine Stimme aus dem Off.

"Wie können wir Mitt Romney trauen?", fragen die Demokraten. Das Schlussbild des Spots zeigt den Schreibtisch des Präsidenten im Oval Office.

"Wie können wir Mitt Romney trauen?", fragen die Demokraten. Das Schlussbild des Spots zeigt den Schreibtisch des Präsidenten im Oval Office.

(Foto: Screenshot Youtube)

Romney konnte nach Ansicht von Experten das erste von drei TV-Duellen am Mittwochabend an der Universität Denver für sich entscheiden. Auch in Umfragen wurde dem Obama-Herausforderer der Sieg bei der Debatte zugesprochen. Romney hatte den Präsidenten insbesondere wegen der schwachen Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit heftig kritisiert.

Obama will Strategie überdenken

Obamas Top-Berater David Axelrod sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, dass Obama seine Strategie für die nächste Debatte am 16. Oktober überdenken werde.

"Wir werden uns das genau ansehen", sagte Axelrod. "Ich bin sicher, dass wir Anpassungen vornehmen werden." Auf die Frage, warum der Präsident nicht Romneys herabwürdigende Bemerkungen über Obamas Wähler angesprochen habe, sagte Axelrod, das Wahlkampfteam glaube nicht, dass die Zuschauer hören wollten, wie Obama und Romney sich gegenseitig beleidigen.

Axelrod zeigte sich weiterhin zuversichtlich. "Romney kann vielleicht den Oscar für seinen Auftritt gewinnen, aber er wird nicht die Präsidentschaft gewinnen."

Romney kündigt Rede zu Außenpolitik an

Romney kündigte unterdessen für Montag eine große Rede zur Außen- und Sicherheitspolitik in einer Militärhochschule im Bundesstaat Virginia an. Der Obama-Herausforderer hat seinen Wahlkampf auf die wirtschaftlichen Probleme der USA zugeschnitten, verstärkte angesichts der antiamerikanischen Proteste in der muslimischen Welt zuletzt aber die außenpolitischen Spitzen gegen Obama.

In einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal" schrieb Romney Anfang der Woche, dass Obamas Politik "die Aussicht auf Konflikte und Instabilität" erhöht habe. Der Präsident verstehe nicht, dass "eine amerikanische Politik, der es an Entschlossenheit mangelt, Aggressionen provozieren und für Chaos sorgen kann". Romney kritisierte Obamas Regierung auch wegen der Informationspolitik nach der tödlichen Attacke auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September. Die Republikaner werfen dem Präsidenten vor, zunächst bewusst verschwiegen zu haben, dass es sich dabei um einen Terroranschlag gehandelt habe.

Spanien empört über Romney

Die spanische Regierung reagierte derweil entsetzt auf negative Äußerungen Romneys in der TV-Debatte. Der Republikaner hatte das schuldengeplagte Euro-Land hervorgehoben und gesagt, es handle sich um einen schlecht verwalteten Staat. "Romney zieht Analogien, die nicht auf der Realität basieren", sagte Außenminister Jose Manuel Garcia-Margallo. Die führende spanische Tageszeitung "El Pais" beklagte, noch nie sei Spanien in solchen Debatten als "Symbol des Scheiterns" herangezogen worden. "Was letzte Nacht geschah, schreibt Geschichte - und nicht in einer guten Weise."

Quelle: ntv.de, hvo/AFP

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