US-Wahl

Ja zur Homo-Ehe könnte Obama schaden Weiter Weg nach "Yes We Can"

Seine Unterstützung für Homo-Ehen könnte den Wahlkampf für Obama eher schwieriger als leichter machen.

Seine Unterstützung für Homo-Ehen könnte den Wahlkampf für Obama eher schwieriger als leichter machen.

(Foto: REUTERS)

Mit seiner Unterstützung für die Homo-Ehe erinnert US-Präsident Obama an seinen Wahlkampf vor vier Jahren. Damals etablierte er sich mit emotionalen Momenten als Kandidat des Wandels. Doch 2012 wird anders: Obama riskiert viel mit seinem Coming-out.

Manche US-Politiker brauchen Jahre in der Knochenmühle des US-amerikanischen Wahlkampfes, um Präsident zu werden. Im Rückblick sieht es so aus, als habe Barack Hussein Obama nur zwei Tage gebraucht: den 8. Januar und den 18. März 2008.

2012 will Obama laut neuem Slogan "vorwärts" gehen.

2012 will Obama laut neuem Slogan "vorwärts" gehen.

(Foto: REUTERS)

Mit seiner Rede nach der Vorwahl in New Hampshire begründete der junge Senator damals eine nationale Bewegung. Gut zwei Monate später etablierte ihn seine Ansprache über das Zusammenleben von Schwarzen und Weißen endgültig als Symbolfigur für den Wandel. "Yes We Can" wurde zum Mantra einer Wählermehrheit, die an die Magie des Augenblicks glaubte - und an die Worte eines Hoffnungsträgers, der Momente für die Geschichtsbücher schuf.

Signal an die liberale Basis

Vier Jahre später hat Obama den Kampf um seine Wiederwahl eingeläutet, und wieder beginnt alles mit einem historischen Ereignis. Erstmals spricht er sich offen für die Homo-Ehe aus, das hat vor ihm noch kein amtierender US-Präsident getan. Das Obama-Lager hofft nun, dass am 9. Mai 2012 der Startschuss für seine Wählerkoalition von 2008 gefallen ist. Doch ob die ihn erneut ins Weiße Haus bringt, ist fraglich.

Denn dem politischen Coming-out Obamas für Schwulenrechte fehlt der Zauber von einst. Statt einer kraftvollen Rede gab es dieses Mal ein mattes TV-Interview. Obama wirkte noch immer überwältigt vom Vorpreschen seines Vizepräsidenten Joe Biden. Er hätte es vorgezogen, das "auf meine Weise" zu tun, so Obama. Gemeint ist: mit weniger Medienrummel. "Aber Ende gut, alles gut."

Held wider Willen

Nicht ganz, denn Obama weiß selbst: "In manchen Orten auf der Wahlkarte, die ziemlich wichtig werden, könnte mir das schaden." An die konservativen Staaten im Süden wie Mississippi oder Georgia denkt er dabei nicht, auch nicht an die republikanischen Hochburgen im Westen wie Kansas, Idaho oder Utah. Sorgen machen muss sich Obama hingegen um die umkämpften Bundesstaaten, die sogenannten Swing-States, deren Votum nicht jetzt schon sicher ist, zum Beispiel Ohio, Virginia und Florida. In den meisten von ihnen ist die Homo-Ehe gesetzlich verboten. In North Carolina, wo Obama seinen Sieg von 2008 wiederholen will, wurde ein Verbot gerade per Bürgerentscheid in die Verfassung geschrieben - mit klarer Mehrheit.

Es sind vor allem religiöse Vorbehalte evangelikaler Christen, gegen die sich Obama durchsetzen muss, auch in den afro-amerikanischen Gemeinden. Mit denen teilte er 2008 die Erinnerung an die Bürgerrechtsbewegung, an deren Spitze einst schwarze Pfarrer wie Martin Luther King jr. standen. Bei der Homo-Ehe findet sich Obama nun in der Minderheit wieder: Fast 70 Prozent der schwarzen Kirchenmitglieder sind gegen die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner. Nur weiße Protestanten stehen der Homo-Ehe noch ablehnender gegenüber.

Das Volk lernt dazu

Es ist ein steiniger Pfad zur Wiederwahl, den Obama nun gewählt hat. Statt der gemeinsamen Hoffnung auf Wandel setzt er auf die Belehrbarkeit seiner Anhänger. "Das ganze Land entwickelt und verändert sich", sagt Obama, genauso wie seine Meinung zur Homo-Ehe. Die Zahlen geben ihm recht: Laut einer aktuellen Umfrage von Gallup sind inzwischen 51 Prozent der US-Amerikaner dafür, 1996 waren es gerade einmal 27 Prozent. In allen Gesellschaftsgruppen wächst die Akzeptanz für schwule und lesbische Menschen, selbst bei den konservativen Republikanern.

Doch wenn Obama davon profitieren will, muss er in den kommenden Wochen nachliefern, was er bisher hat vermissen lassen: Leidenschaft für die Themen homosexueller Wähler, deren Hilfe er 2012 mehr brauchen wird als vor vier Jahren. Den Moment für eine Grundsatzrede hat er wohl verpasst. Doch bis zum Herbst ist noch genug Zeit, die Erfolge seiner Regierung auf dem Gebiet der Gleichberechtigung zu feiern. Zum Beispiel am 20. September: Dann jährt sich erstmals die vollständige Umsetzung des Gesetzes, mit dem die Diskriminierung von Homosexuellen im US-Militär abgeschafft wurde.

Quelle: ntv.de

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