Unterstützung für Trump Parteiloser Kennedy zieht sich aus Swing States zurück
23.08.2024, 22:32 Uhr Artikel anhören
Robert F. Kennedy kokettiert bereits vor Tagen mit dem Schritt, nun vollzieht er ihn, zumindest teilweise. Der parteilose Präsidentschaftskandidat lässt seinen Namen in den umkämpften Swing States von den Wahlzetteln streichen. Ein Auftritt kurz darauf macht klar, für wen seine Anhänger stimmen sollen.
Der parteilose US-Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy unterstützt im US-Wahlkampf ab sofort den republikanischen Kontrahenten Donald Trump. Das erklärte der 70-Jährige bei einem Auftritt im Bundesstaat Arizona. Sein Name werde in den besonders umkämpften Swing States vom Wahlzettel gestrichen, kündigte er an: Dort, wo seine "Anwesenheit eine Störung darstellen würde", erklärte Kennedy. Der Schritt hilft vor allem dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass Kennedy plane, den 78-Jährigen im Wahlkampf zu unterstützen.
Der Parteilose betonte in seiner langen Rede explizit, dass er sich nicht komplett aus dem Wahlkampf zurückziehen werde. In den übrigen Staaten könne weiterhin für ihn gestimmt werden, ohne dass dies Trump oder der demokratischen Kandidatin Kamala Harris schaden würde.
Kurz nach der Ankündigung tauchte Kennedy bereits auf einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in Arizona auf. "Wir standen etwas auf entgegengesetzten Seiten", empfing Trump seinen Gast auf der Bühne im Bundesstaat Arizona. Kennedy sei ihn im Wahlkampf ein paar Mal angegangen, das habe ihm nicht gefallen. "Aber er ist eine phänomenale Person, ein phänomenaler Mann."
Nun erklärte Kennedy vor jubelnden Trump-Anhängern, er habe mit dem 78-Jährigen "nicht über die Dinge gesprochen, die uns trennen, denn wir sind nicht in allem einig, sondern über die Werte und Themen, die uns verbinden". Das Publikum feierte ihn mit "Bobby, Bobby"-Sprachchören - seinem Rufnamen.
"Ich denke, er wird einen guten Einfluss haben", sagte Trump. Er und Kennedy würden "gemeinsam kämpfen, um das korrupte politische Establishment zu besiegen und die Kontrolle über dieses Land zurückzugewinnen". Die Unterstützer Kennedys bat Trump darum, "sich dem Aufbau dieser Koalition anzuschließen".
Wahlkampf ohne Aussicht auf Sieg
Der Neffe des legendären Ex-Präsidenten John F. Kennedy ist bei der Präsidentenwahl chancenlos - in Umfragen liegt er im Schnitt bei nur rund 5 Prozent. Allerdings schauen sowohl die Demokraten als auch die Republikaner mit Sorge auf ihn. Es läuft bei der Wahl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris hinaus. Kennedy könnte beiden Seiten entscheidende Prozente streitig machen. Aktuell sieht es den Umfragen zufolge aber so aus, als ob seine Kandidatur eher Trump schadet.
Die Bedeutung von Kennedys Entscheidung hat mit dem komplizierten Verfahren bei US-Präsidentschaftswahlen zu tun. Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest den Republikanern oder den Demokraten zugerechnet werden, sind einige wenige politisch hart umkämpft. Enge Rennen werden besonders in Pennsylvania, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet.
Wenige Staaten entscheiden den Ausgang der Wahl
Die Rolle dieser Swing States ergibt sich wiederum aus dem US-Wahlsystem: Die Wählerinnen und Wähler entscheiden mit ihren Stimmen über die Zusammensetzung eines 538-köpfigen Wahlkollegiums, das dann im Dezember den Präsidenten oder die Präsidentin wählt. Für einen Sieg benötigen die Kandidaten nicht die meisten Wählerstimmen insgesamt, sondern die Mehrheit der 538 Wahlleute - also mindestens 270. Bei Präsidentschaftswahlen wird deshalb zwischen der tatsächlichen Wählermehrheit ("popular vote") und der Mehrheit im Wahlkollegium ("electoral vote") unterschieden.
Die Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich dabei ungefähr nach der Bevölkerungsgröße. Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle seine Wahlleute - selbst bei knappen Siegen. Das macht Swing States so entscheidend für den Wahlausgang.
Über einen möglichen Rückzug Kennedys aus dem Rennen war bereits spekuliert worden. Kennedys Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan hatte vor einigen Tagen einen Zusammenschluss mit dem früheren Präsidenten Trump ins Spiel gebracht. Gleichzeitig gab es Berichte, wonach dem Duo das Geld für den Wahlkampf ausgeht.
Großer Name - und viel Kritik
Kennedy stammt aus der prominenten politischen Familie und war jahrzehntelang selbst Demokrat, entfernte sich in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend von der Partei und sagte sich im Oktober 2023 ganz von den Demokraten los, als er seine Präsidentschaftsbewerbung als Parteiloser verkündete. Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und anderen Mitgliedern seiner Familie wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und des Kontakts zu extremen Politikern der Rechten häufig kritisiert.
Den Demokraten warf Kennedy nun vor, den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu seinem sowie Trumps Nachteil zu beeinflussen. "Im Namen der Rettung der Demokratie hat sich die Demokratische Partei daran gemacht, sie zu demontieren", behauptete Kennedy und warf der Parteispitze vor, aus fehlendem Vertrauen für ihren eigenen Kandidaten "einen juristischen Krieg" gegen ihn und Trump angezettelt zu haben. Auch gegen die US-Medien teilte Kennedy aus, warf ihnen unfaire Berichterstattung vor und bezeichnete sie als "Sprachrohre der Regierung und Stenografen für die Machtorgane".
Ein toter Bär und ein Wurm
Kennedy machte zuletzt mit aufsehenerregenden Geschichten von sich reden. Vor einigen Woche erzählte er, im New Yorker Central Park eine Bärenleiche entsorgt zu haben. Im Jahr 2014 habe er ein totgefahrenes Bärenjunges gefunden, in sein Auto geladen und später im berühmten Park in Manhattan zurückgelassen, sagte er. Er habe dem Bären eigentlich das Fell abziehen und das Fleisch in seinem Kühlschrank aufbewahren wollen, habe dann aber schnell zum Flughafen gemusst. Damals wurde tatsächlich ein toter Schwarzbär im Central Park entdeckt - der mysteriöse Fund stellte die Behörden vor Rätsel. Davor war Kennedy in die Schlagzeilen geraten, weil er einem Zeitungsbericht zufolge davon ausgeht, dass ein Wurm in seinem Gehirn vor einigen Jahren für Gedächtnisverlust verantwortlich war.
Quelle: ntv.de, als/dpa