Übung unter deutscher Führung USA: "Air Defender"-Manöver ist Signal an Putin
07.06.2023, 15:11 Uhr Artikel anhören10.000 Soldaten und 250 Flugzeuge üben am kommenden Montag im bisher größten derartigen Manöver in der NATO die Luftverteidigung Europas. Obschon länger geplant, betonen US-Botschafterin Gutmann und Luftwaffen-Inspekteur Gerhartz das Zeichen, das gesetzt werden soll.
Wenige Tage vor dem Beginn der internationalen Luftwaffenübung Air Defender 2023 am 12. Juni haben US-Botschafterin Amy Gutmann und Militärvertreter die Bedeutung des Großmanövers hervorgehoben. "Dies ist die größte und wichtigste Luftverteidigungsübung in der Geschichte der NATO", sagte Gutmann. Beteiligt sind mehr als 10.000 Soldatinnen und Soldaten und rund 250 Flugzeuge aus 25 Staaten.
Gutmann sieht in dem Manöver ein Signal der Stärke der NATO auch an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies (das Manöver) in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein", sagte Gutmann.
Die Übung findet vorwiegend in Deutschland statt. Es seien zwar fast alle NATO-Staaten und auch einige weitere Nationen beteiligt, sagte Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz. Es handele sich aber nicht um ein NATO-Manöver, sondern um "eine deutsch geführte Übung", für die die Bundeswehr die Verantwortung übernommen habe. Rund 2000 Flüge seien in dem knapp zehntägigen Übungszeitraum bis zum 23. Juni geplant, geübt werde auch die Abwehr von Marschflugkörpern und Raketen.
"Dies ist eine defensive Übung"
US-Botschafterin Gutmann würdigte ausdrücklich die deutsche Führungsrolle bei dem Manöver. "Das ist unglaublich wichtig. Wir sind unglaublich dankbar." Die Idee für das Manöver gab es bereits 2018, nach der russischen Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel, aber lange vor der russischen Invasion in der Ukraine. Die Übung wurde über viele Monate vorbereitet.
Auch Gerhartz wies darauf hin, dass die Übung lange vor dem russischen Überfall auf die Ukraine geplant worden sei. Einen direkten Zusammenhang gebe es also nicht, allerdings sei das Großmanöver "in der jetzigen Lage natürlich ein ganz wichtiges Signal", betonte der Generalleutnant. Auch sei damals, "knapp vier Jahre nach dem russischen Einmarsch auf der Krim", bereits klar gewesen, dass es wieder einen stärkeren Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung geben müsse.
Gleichwohl sei die Übung "gegen niemanden gerichtet", hob der Luftwaffen-Inspekteur hervor. "Dies ist eine defensive Übung", stellte er klar. "Mit Air Defender 2023 zeigen wir eindrucksvoll die Verteidigungsfähigkeit unseres Bündnisses", sagte Gerhartz aber weiter. Im Fall der Luftwaffe gelte dies besonders für die Schnelligkeit. Während etwa die Verschiffung von Panzern aus den USA Wochen und Monate dauere, "machen die Luftstreitkräfte das in Stunden".
Ziviler Flugverkehr nur minimal gestört
"Es ist unser gemeinsames Interesse, Krieg zu verhindern und Frieden zu bewahren", betonte auch Gutmann. Allerdings sei dafür und für die Verteidigung westlicher Werte "eine angemessene Vorbereitung" der Streitkräfte entscheidend. "Niemand sollte die Stärke der Allianz unterschätzen", warnte die Botschafterin. Das schließe Russlands Präsidenten Wladimir Putin ein. Die Übung werde "beeindruckend sein für jeden, der zuschaut".
Der Direktor der Air National Guard der USA, Generalleutnant Michael Loh, wies darauf hin, dass für die Übung bis zu diesem Mittwoch bereits 94 Flugzeuge und mehr als 1400 Soldatinnen und Soldaten aus den USA nach Deutschland verlegt worden seien. "Wir setzen den Aufbau weiter fort", fügte er hinzu. In dieser Zusammenarbeit einer Vielzahl von Nationen zeige sich die Stärke und schnelle Einsatzfähigkeit der NATO. "Wir sind stärker zusammen", betonte der US-General.
Im Übungszeitraum muss in Deutschland auch mit Behinderungen im zivilen Luftverkehr sowie zusätzlichem Fluglärm gerechnet werden. "Wir erwarten ein Minimum an Störungen", sagte aber US-General Loh. Auch Gerhartz sprach von "Flugverspätungen maximal im Minutenbereich" und auch immer nur in Teilen des Luftraums.
Konkrete Zahlen zu den Kosten und auch zum durch die Übung verursachten zusätzlichen CO2-Ausstoß liegen laut Gerhartz noch nicht vor. Die meisten Flüge erfolgten jedoch im Rahmen der regulären Flugkontingente und ein beträchtlicher Teil der Kosten würde auch im normalen Betrieb anfallen. "Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif", sagte der Luftwaffen-Inspekteur zudem.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP