Politik

Foleys Eltern verhandelten mit IS USA scheiterten bei Befreiung von Geiseln

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Wochen vor dem Mord an Journalist Foley wollen die USA ihn aus den Händen der IS-Terroristen befreien. Der Einsatz misslingt und könnte weitere Aktionen dieser Art erschweren. Mehrere westliche Geiseln befinden in der Gewalt der IS-Kämpfer.

Eine Militäraktion zur Befreiung US-amerikanischer Geiseln aus der Hand der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums gescheitert. Spezialeinheiten hätten bei dem "kürzlichen" Einsatz keine Geiseln gefunden, teilte Pentagonsprecher John Kirby mit. Zu der Befreiungsaktion sei es "in diesem Sommer" gekommen, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf Regierungskreise, die "New York Times" spricht von "Frühsommer".

Wo genau die Aktion stattgefunden hat, ist unklar. Die "New York Times" berichtet unter Berufung auf namentlich nicht genannte US-Beamte, zwei Dutzend Elitesoldaten seien in einer "komplizierten Aktion" per Hubschrauber in einer abgelegenen Gegend im Norden Syriens abgesetzt worden. Man habe den von der Terrormiliz enthaupteten US-Journalisten James Foley und andere von den Militanten festgehaltene Geiseln befreien wollen.

Nach Angaben des Senders "Al-Dschasira" kam es bei dem ersten Einsatz von US-Truppen auf syrischem Boden seit Beginn des Bürgerkrieges 2011 auch zu Feuergefechten, bei denen mehrere IS-Kämpfer getötet und ein Mitglied der US-Einsatzkräfte bei Beschuss eines ihrer Flugzeuge leicht verletzt wurde. Die US-Behörden gaben an, sie hätten die Aktion geheim halten wollen, um "künftige Gelegenheiten" für ähnliche Einsätze nicht zu gefährden. Man bedauere, dass kommende Operationen nun "deutlich schwieriger" würden.

Die Eltern des Ermordeten, John und Diane Foley, standen offenbar mit den Dschihadisten wochenlang in Verhandlungen.

Die Eltern des Ermordeten, John und Diane Foley, standen offenbar mit den Dschihadisten wochenlang in Verhandlungen.

(Foto: AP)

Mit Blick auf die inzwischen auch vom Weißen Haus als  echt  eingestufte Enthauptung Foleys signalisierte Kirby, dass die USA weitere Rettungsversuche unternehmen könnten. An dem Befreiungsversuch seien Luft- und Bodeneinheiten beteiligt gewesen. Einzelheiten teilte Kirby allerdings nicht mit. "Unglücklicherweise war die Mission nicht erfolgreich, weil die Geiseln nicht an dem Ort waren." Unklar ist, wie viele Amerikaner derzeit in Syrien und im Irak festgehalten werden. Die "Washington Post" schrieb, es könnten vier sein. Laut "New York Times" hatten die IS-Kämpfer für Foley ein Lösegeld in Höhe von 100 Millionen Dollar verlangt. Im Gegensatz zu europäischen Staaten lehnen es die USA kategorisch ab, Lösegelder zur Geiselbefreiung zu zahlen.

Terroristen kündigten Eltern die Enthauptung an

James Foley im September 2012 in Aleppo, Syrien.

James Foley im September 2012 in Aleppo, Syrien.

(Foto: AP)

US-Präsident Obama verurteilte die Enthauptung des 40- jährigen Foley mit scharfen Worten. Die Tat "schockiert das Bewusstsein der gesamten Welt", sagte er an seinem Urlaubsort Martha's Vineyard in Massachusetts. Die USA würden weiterhin alles tun, um ihre Bürger zu beschützen. "Wir werden wachsam sein. Wir werden unnachgiebig sein", erklärte Obama. Der Kampf gegen die Miliz müsse von der internationalen Gemeinschaft getragen werden: "Es muss eine gemeinsame Anstrengung geben, den Krebs zu entfernen, damit er sich nicht ausbreitet."

Vor seiner Ermordung benachrichtigten die Dschihadisten Foleys Familie, wie der Chef der "GlobalPost", Philip Balboni, dem US-Fernsehsender MSNBC sagte. Die Geiselnehmer seien mehrere Wochen lang mit der Familie und der Webseite in Kontakt gewesen. Zwischenzeitlich habe er sogar auf Verhandlungen über eine Freilassung des Reporters gehofft, sagte Balboni. Dann sei der Kontakt aber abgebrochen. Nach Beginn der US-Luftangriffe hätten sich die Entführer dann wieder bei den Eltern gemeldet und die Hinrichtung Foleys angekündigt. Foleys sichtlich erschütterter Vater sagte, sein Sohn sei als "Märtyrer für die Freiheit" gestorben. John Foley und seine Frau Diane würdigten ihren Sohn als "mutigen, heldenhaften und mitfühlenden Journalisten und Amerikaner".

Trotz der Drohung des IS, weitere US-Amerikaner zu töten, hat das US-Militär erneut Luftangriffe im Irak geflogen. Kampfjets und Drohnen hätten erneut IS-Stellungen in der Nähe des Mossul-Staudamms im Nordirak angegriffen, teilte das US-Zentralkommando in Tampa (Florida) mit. Mehrere Fahrzeuge seien zerstört oder beschädigt worden. Die Militärs sprachen von 14 Angriffen.

Für Ende September lädt Obama zu einem Terrorismus-Gipfel nach New York ein. An dem Treffen sollen die Staats- und Regierungschef der fünf UN-Vetomächte teilnehmen. Nach Angaben der US-Militärzeitung "Stars and Stripes" forderte das Außenministerium in Washington die Entsendung weiterer knapp 300 US-Soldaten in den Irak. Sie sollten in und um Bagdad stationiert werden. Das Pentagon berate derzeit über die Anfrage, es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, hieß es. Bisher habe Washington etwa 850 Soldaten in den Irak geschickt, offiziell wird dabei von "Beratern" gesprochen.

Quelle: ntv.de, nsc/bwe/dpa/AFP

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