Politik

Wahl des UN-Generalsekretärs USA sorgen bei Vereinten Nationen für Alarmstimmung

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"Auswahl rein leistungsorientiert": Die Zentrale der Vereinten Nationen in New York.

"Auswahl rein leistungsorientiert": Die Zentrale der Vereinten Nationen in New York.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Lateinamerikanische Staaten gingen bislang davon aus, dass sie den nächsten UN-Generalsekretär stellen werden. Die USA teilen nun mit, sich nicht an das übliche Rotationsmodell gebunden zu fühlen. Der Chefposten müsse nach Leistung vergeben werden. Ähnliche Hinweise kommen aus Russland.

Die USA brüskieren mit Äußerungen zu ihren Vorstellungen für die Wahl des neuen UN-Generalsekretärs lateinamerikanische Staaten. "Wir glauben, der Auswahlprozess für eine so wichtige Position sollte rein leistungsorientiert sein, mit einem möglichst breiten Kandidatenfeld", sagte die stellvertretende US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Dorothy Shea. "Vor diesem Hintergrund laden die Vereinigten Staaten Kandidaten aus allen regionalen Gruppierungen ein." Damit ignorieren die USA Gepflogenheiten in den Vereinten Nationen, nach denen lateinamerikanische und karibische Staaten davon ausgehen, dass sie den nächsten UN-Chef stellen werden.

Der zehnte UN-Generalsekretär wird im kommenden Jahr für eine fünfjährige Amtszeit gewählt, die am 1. Januar 2027 beginnt. Traditionell rotiert das Amt zwischen den Weltregionen, und als Nächstes wäre die Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten an der Reihe.

"Wir hegen die Hoffnung, dass bei diesem Prozess die Führungserfahrung und die Profile aus den Entwicklungsländern für diese wichtige Position gebührend anerkannt werden, insbesondere aus der lateinamerikanisch-karibischen Region", sagte der stellvertretende UN-Botschafter Panamas, Ricardo Moscoso, vor dem Sicherheitsrat. Das Auswahlverfahren beginnt formell, wenn der 15-köpfige Sicherheitsrat und der Präsident der 193 Mitglieder zählenden UN-Generalversammlung spätestens Ende des Jahres in einem gemeinsamen Schreiben um Nominierungen bitten.

Russland: Leistung vor Geschlecht

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte, bei der regionalen Rotation handele es sich um eine Tradition, nicht um eine Regel. "Die Lateinamerikaner haben allen moralischen Grund, diesen Posten für sich zu beanspruchen, aber das hindert Kandidaten aus anderen Regionen nicht daran, anzutreten, wenn sie es wollen." Sein Kriterium sei die Leistung. "Leistung kommt vor dem Geschlecht", sagte er mit Blick auf Bemühungen, erstmals eine Frau an die Spitze der UN zu wählen.

"Die Regierung von US-Präsident Donald Trump erkennt, dass sie mit der Wahl der nächsten Führungspersönlichkeit eine echte Chance hat, die Zukunft der UN zu gestalten", sagte der UN-Direktor der International Crisis Group, Richard Gowan. Viele UN-Insider würden einem leistungsorientierten Prozess zwar zustimmen, sorgten sich aber, ob die USA einen überzeugten Multilateralisten oder jemanden suchen, der die UN weiter verkleinern werde.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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