Politik

Assad-Hochburgen an der Küste Über 150 Tote bei Anschlägen in Syrien

Bei diesem Anschlag in Tartus kamen allein mindestens 50 Menschen ums Leben.

Bei diesem Anschlag in Tartus kamen allein mindestens 50 Menschen ums Leben.

(Foto: AP)

Die syrischen Mittelmeerstädte Dschableh und Tartus wurden bisher vom Bürgerkrieg weitgehend verschont. Mit einer ganzen Serie von Selbstmordanschlägen versinken die Orte schlagartig im Chaos: Mehr als 150 Menschen reißen die Attentäter mit in den Tod.

Bei einer der blutigsten Anschlagsserien in Syrien seit Jahren sind laut Aktivisten mindestens 153 Menschen getötet worden. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich zu den Attacken in den Küstenstädten Tartus und Dschableh; sie galten Mitgliedern der Minderheit der Alawiten, der auch Machthaber Baschar al-Assad angehört. Bei fast allen Opfern handelt es sich offenbar um Zivilisten.

Der oppositionsnahen und gut vernetzten Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge gingen in den beiden Städten am Morgen fast zeitgleich sieben Sprengsätze hoch; zwei Autobomben und fünf Selbstmordattentate. Dabei handelte es sich demnach um Anschläge auf Taxi- und Bushaltestellen in beiden Küstenstädten sowie eine Elektrizitätsfirma und die Notaufnahme eines Krankenhauses in Dschabla. Unter den Toten seien Mitarbeiter des Krankenhauses und der Elektrizitätsfirma sowie mehrere Kinder gewesen. Der Leiter der Stelle, Rami Abdel Rahman, sagte, es handele sich "zweifelsohne um die tödlichsten Anschläge in den beiden Städten" seit Beginn des Bürgerkrieges vor fünf Jahren.

Demnach wurden in Dschableh mindestens 103 und in Tartus mindestens 50 Menschen getötet. Zudem seien mehr als 200 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Syrische Staatsmedien hatten zuvor von insgesamt 78 Todesopfern, berichtet - 45 in Dschableh und 33 in Tartus. Dort sei eine Autobombe an einer Bushaltestelle explodiert. Auf Fernsehbildern waren ausgebrannte oder in Flammen stehende Kleinbusse zu sehen.

Gezielter Anschlag auf Alawiten

Tartus und Dschableh werden von regierungstreuen Truppen kontrolliert und überwiegend von Alawiten bewohnt. Die religiöse Minderheit war bislang von Anschlägen weitgehend verschont geblieben. In Tartus unterhält das mit Assad verbündete Russland einen Marinestützpunkt, auf dem Militärflughafen von Dschableh befindet sich ein russisches Truppenkontingent.

Der IS bekannte sich über seine Nachrichtenagentur Amak zu der Anschlagserie. Es seien gezielt Versammlungen von Alawiten attackiert worden, hieß es in einer Erklärung. Die Alawiten sind eine Abspaltung der Schiiten. Der IS ist sunnitisch. Die Miliz war in den Küstenstädten bislang nicht offen in Aktion getreten, verfügt dort aber offenbar über viele sogenannte Schläferzellen, die für Angriffe aktiviert werden können.

Bundesregierung verurteilt Terroranschläge

Die Bundesregierung verurteilte die blutigen Anschläge. Erstmals hätten "Terror und Gewalt" Orte im syrischen Küstengebiet erreicht, erklärte das Auswärtige Amt. Der Kampf gegen terroristische Gruppen müsse fortgesetzt werden, zugleich müsse der Friedensprozess weitergeführt werden.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zeigte sich besorgt und forderte "energische Bemühungen" zur Wiederbelebung der Friedensgespräche unter UN-Vermittlung zwischen der syrischen Regierung und ihren bewaffneten Gegnern. Ungeachtet einer im Februar vereinbarten Waffenruhe flammen die Kämpfe stets aufs Neue auf. Der Islamische Staat und andere islamistische Rebellen, wie die in der Küstenregion stärker als der IS aktive Al-Nusra-Front, sind von der Waffenruhe ausgenommen.

Quelle: ntv.de, bdk/hul/AFP/dpa

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