Politik

Countdown in Schottland Umfragen sehen Gegner der Abspaltung vorn

Eine ganz knappe Mehrheit könnte morgen gegen die Unabhängigkeit Schottlands stimmen - darauf lassen die letzten Umfragen vor dem Referendum schließen. Doch welchem Lager schlägt man die Unentschlossenen zu?

Kurz vor dem Referendum über Schottlands Unabhängigkeit sehen Umfragen weiter einen knappen Vorsprung für die Gegner einer Abspaltung. Ergebnisse des Meinungsinstituts ICM zeigen, dass 45 Prozent die Unabhängigkeit Schottlands ablehnen und 41 Prozent dafür sind. 14 Prozent der Befragten sind aber noch unentschieden. In einer von dem Institut Opinium veröffentlichten Umfrage liegt das "Nein"-Lager mit 49 Prozent vorn, 45 Prozent befürworten eine schottische Unabhängigkeit. In einer Umfrage für die Zeitung "Scottish Daily Mail" steht es 47,7 Prozent zu 44,1 Prozent für die Unabhängigkeitsgegner.

Würden in allen drei Umfragen die bis zum Zeitpunkt der Befragung Unentschlossenen herausgerechnet, käme das "Nein"-Lager auf rund 52 Prozent, für eine Unabhängigkeit Schottlands würden 48 Prozent stimmen. Im schottischen Glasgow sind Kundgebungen beider Lager geplant, um letzte Überzeugungsarbeit zu leisten.

In einem offenen, emotionalen Brief an sein schottisches Volk schrieb der Regierungschef und Unabhängigkeitsbefürworter Alex Salmond, die Gespräche und Debatten seien nun fast vorüber. "Was übrig bleibt, sind nur wir", schrieb er, "die Menschen, um die es geht". Er rief seine Landsleute auf, sich die historische Chance nicht entgehen zu lassen und für die Abspaltung von Großbritannien zu stimmen.

Die Schotten stimmen am Donnerstag ab. Sollte mehr als die Hälfte mit Ja stimmen, würde das Land im Frühjahr 2016 unabhängig. Der britische Premierminister David Cameron hatte zuletzt intensiv für den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich geworben und in einem offenen Brief maximale Autonomie unter dem Dach der britischen Union zugesagt.

Schottische Sonderrechte haben Neider

Wenn das Land beim Referendum die vollständige Unabhängigkeit ablehne, könne es etwa über die Gesundheitsausgaben selbst entscheiden, heißt es in dem Brief, den neben Cameron auch Oppositionsführer Ed Miliband von der Labour Partei und Vizepremier Nick Clegg von den Liberaldemokraten unterzeichneten. Der Brief unter der Überschrift "The Vow" (Der Schwur) war am Dienstag auf der Titelseite des schottischen Massenblatts "Daily Record" erschienen. Konkrete Zusagen wurden jedoch nicht gemacht.

Seit Wochen mahnen Parlamentsabgeordnete aus anderen britischen Regionen wie Wales oder aus dem Norden von England, es dürften Schottland nicht weitere Zusagen gemacht werden, ohne dass auch die englischen Regionen mehr Mitsprache bekämen. Großbritannien verfügt bisher über keine klaren föderalen Strukturen. Im Westminster-Parlament herrscht derzeit die skurrile Situation, dass Abgeordnete aus Schottland zwar über Gesetze mitbestimmen dürfen, die nur England betreffen, die Schotten aber einen Teil ihrer Gesetze in Edinburgh selbst machen. Dieser Effekt würde durch die Zusage vom Dienstag weiter verschärft.

Indessen mobilisieren beide Lager noch einmal alle Kräfte, um vor allem die noch unentschlossenen Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Auf dem Trafalgar Square in London hatten sich am Montagabend mehrere Tausend Menschen versammelt, um Schottland zum Verbleib bei Großbritannien aufzurufen. Unter anderem gehörte Musiker Bob Geldof zu den Unterstützern. Londons Bürgermeister Boris Johnson kündigte an, er werde im Frühjahr 2017 ein Referendum abhalten, und sich danach als Person für unabhängig erklären.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

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