Milliardendarlehen aus Moskau Ungarn lässt Russland zwei AKW bauen
27.08.2022, 12:15 Uhr
Schon seit den 1980er-Jahren ist das Atomkraftwerk im 100 Kilometer südlich von Budapest gelegenen Paks in Betrieb.
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Während viele EU-Länder ihre Beziehungen zu Russland auf ein Minimum reduzieren, geht Budapest kaum auf Abstand zu Moskau. Ganz im Gegenteil. Das Land beginnt mit dem Bau zweier neuer AKW, mit russischem Geld und russischer Technologie.
Der russische Energiekonzern Rosatom wird nach Angaben der ungarischen Regierung in den kommenden Wochen mit dem Neubau von zwei Atomreaktoren im Land beginnen. "Dies ist ein großer Schritt, ein wichtiger Meilenstein", erklärte Ungarns Außenminister Peter Szijjarto bei Facebook. "Auf diese Weise gewährleisten wir langfristig die Energiesicherheit Ungarns und schützen die Ungarn vor heftigen Schwankungen der Energiepreise."
Das Projekt wird zu einem großen Teil über ein Darlehen aus Russland finanziert. Am Donnerstag hatte die zuständige ungarische Regulierungsbehörde dem umgerechnet 12,5 Milliarden Euro schweren Neubau ihre Genehmigung erteilt. Ein Betriebsstart der neuen Meiler im Jahr 2023 sei "realistisch", sagte Szijarto. "Wir können nun von der Planungsphase zum Bau übergehen."
Die Bautätigkeit werde in den kommenden Wochen am Standort der neuen Reaktoren zu sehen sein - dem seit den 1980er-Jahren in Betrieb befindlichen Atomkraftwerk im 100 Kilometer südlich von Budapest gelegenen Paks. Das Akw Paks liefert derzeit etwa 40 Prozent des ungarischen Strombedarfs.
Distanz zu EU-Kurs
Der Vertrag zum Bau der zwei neuen Reaktoren zwischen Ungarn und Rosatom war bereits im Jahr 2014 geschlossen worden. Ihm zufolge sollen die Meiler eine Leistung von je 1200 Megawatt haben. Russland finanziert den Löwenanteil des Projekts über ein Darlehen an Ungarn in Höhe von 10 Milliarden Euro. Budapest übernimmt die restlichen 2,5 Milliarden.
Finnland hatte im Mai einen ähnlichen Vertrag mit Rosatom über den Bau eines Atomreaktors aufgekündigt. Budapest kritisiert seit Monaten die Sanktionspolitik der EU gegen Russland infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Mitte August hatte Russland begonnen, im Rahmen einer Sondervereinbarung mehr Gas als ursprünglich vereinbart an Ungarn zu liefern. Das Land hängt besonders stark von russischen Energieimporten ab. Wegen des Krieges in der Ukraine versuchen viele EU-Staaten, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern.
Quelle: ntv.de, sba/AFP