Politik

Pannen bei NSU-Ermittlungen Verfassungsschutz erhält externen Aufklärer

Hat V-Mann Corelli den Verfassungsschutz schon 2005 auf den NSU hingewiesen?

Hat V-Mann Corelli den Verfassungsschutz schon 2005 auf den NSU hingewiesen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Vier Jahre lang liegt das Handy von V-Mann Corelli, der womöglich Hinweise zum NSU hatte, unbemerkt in einem Panzerschrank beim Verfassungsschutz. Um zu klären, wie das sein kann, schickt Innenminister de Maizière jetzt einen Ermittler in die Behörde.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat einen externen Experten beauftragt, mögliche Versäumnisse des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit V-Mann Corelli aufzuklären. Nach dem Fund eines weiteren Handys und insgesamt fünf Sim-Karten Corellis solle der frühere Ministerialdirektor Reinhard Rupprecht untersuchen, "ob und gegebenenfalls welche Defizite hinsichtlich der Ablauf- und Aufsichtsmechanismen" im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) bestehen, teilte das Bundesinnenministerium mit.

Der Verfassungsschutz-V-Mann Corelli spielt im Zusammenhang mit dem rechtsextremen NSU eine Rolle. Das besagte Handy soll rund vier Jahre lang unbeachtet in einem Panzerschrank des Bundesamtes gelegen haben, bevor es im Juli 2015 bei einem routinemäßigen Bürowechsel gefunden wurde.

Die Umstände des Auffindens des Handys und der Sim-Karten, der weiteren Bearbeitung und der Weitergabe der Informationen wiesen "auf Ablauf- und Verfahrensdefizite hin und werfen Fragen nach individuellen Kontrollmängeln und/oder Regelungslücken" insbesondere hinsichtlich der Aufsicht von V-Mann-Führern und dem Umgang mit Asservaten im BfV auf, erklärte das Bundesinnenministerium.

V-Mann in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Bereits am Mittwoch hatte de Maizière Mitarbeiter seines Ministeriums zum Verfassungsschutz entsandt. Sie sollen Rupprecht bei der Aufklärung unterstützen. Ende Juni soll ein Bericht vorliegen mit Vorschlägen zur Verbesserung der Abläufe im BfV.

Der verstorbene Corelli war den Angaben zufolge 18 Jahre lang V-Mann des Verfassungsschutzes und lieferte Informationen über die rechtsextreme Szene in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er hatte demnach dem Verfassungsschutz schon 2005 eine CD mit dem Titel "NSU" übergeben - lange bevor der "Nationalsozialistischen Untergrund" 2011 enttarnt wurde. Der Organisation werden zehn Morde zur Last gelegt.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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