Klingbeil im "ntv Frühstart" "Verhaltet euch vernünftig!"
18.03.2020, 10:18 Uhr
In der Krise appelliert SPD-Generalsekretär Klingbeil an die Solidarität der Menschen - und äußert Unverständnis für jene, die sich trotz aller Bitten zum Feiern verabreden oder Supermarktregale leer kaufen. Jeder Einzelne müsse sein Verhalten hinterfragen.
Angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland wirbt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil um Verständnis für die Maßnahmen der Regierung. Die aktuellen Einschränkungen seien zum Schutz von Risikogruppen verhängt worden, sagte Klingbeil im "ntv Frühstart". Nun brauche es vernünftiges und solidarisches Handeln von jedem Einzelnen. "Ich kann da nur an alle appellieren: Verhalten euch vernünftig, damit es nicht zu drastischeren Maßnahmen kommen muss!" Es sei unverantwortlich, wenn sich Menschen aktuell in großen Gruppen in den Parks träfen oder Coronapartys feierten, kritisierte er.
Dass es auch in Deutschland - wie zuvor in Frankreich, Italien oder Spanien - zu Ausgangssperren kommen könnte, will Klingbeil nicht ausschließen. "Wir wollen das aber vermeiden", sagte der SPD-Politiker. Dazu sei es wichtig, dass jeder einzelne sein Verhalten hinterfrage und Verantwortung übernehme. "Da kann man nichts abschieben an Politik, Wirtschaft oder Medien." Solidarität forderte Klingbeil auch in der Frage der Lebensmittelversorgung. Hamsterkäufe seien nicht notwendig. "Wir kriegen den freien Warenhandel organisiert."
Selbstständigen und Unternehmern, die besonders unter den aktuellen Einschränkungen leiden, stellte Klingbeil konkrete Hilfen in Aussicht. Restaurantbesitzer könne man etwa bei der Zahlung ihrer Mieten unterstützen. Auch bei der Kinderbetreuung könne man ansetzen. "Geschlossene Kitas, das geht für ein paar Tage. Aber wir brauchen Lösungen für die Dauer. Da sind wir dran in der Politik." Der SPD-Politiker warb um Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates. "Wir arbeiten mit Hochdruck, das dauert etwas. Aber wir kriegen das hin."
Deutliche Kritik an Trump
Klingbeil verteidigte auch die Entscheidung für Grenzkontrollen und -schließungen. Hintergrund dieser Maßnahmen sei der Schutz der Gesundheit und kein nationaler Egoismus. Zwar sei es bitter, dass sich an den Grenzen zu einigen Nachbarstaaten wieder lange Schlangen bildeten. Aber Politik müsse jetzt führen - auch wenn es "für manche Entscheidungen nicht viel Applaus geben wird". Europa sei gefordert, zusammenzustehen. "Wenn wir erst einmal durch die gesundheitliche Krise hindurch sind, dann brauchen wir ein starkes Europa", sagte er.
Ausdrücklich kritisierte Klingbeil das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump im Umgang mit der Krise. Trump versuche, die Welt weiter zu spalten, indem er von einem "ausländischen Virus" spreche und so tue, als sei das kein amerikanisches Problem. Davon dürfe sich Europa nicht beeindrucken lassen. "Mit jedem unserer Schritte müssen wir jetzt darauf achten, dass Europa nicht kaputtgeht, dass Europa nicht gespalten wird und dass Europa zusammenhält."
Quelle: ntv.de, jug