Über Sonntag hinaus Verhandlungsphase mit Iran wird ausgereizt
17.07.2014, 07:48 Uhr
Bis zum 20. Juli soll eigentlich eine Einigung zwischen dem Iran und der Fünfergruppe aus USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien erreicht sein. Doch es gibt noch "eine bedeutende Kluft".
(Foto: REUTERS)
Der Übergangskompromiss mit dem Iran vor einem halben Jahr sollte vor allem eines: Zeit bringen für den Atomstreit. Die ist jetzt schon wieder fast um. Alles sieht danach aus, dass die Unterhändler sich auch dieses Mal mehr Zeit verschaffen.
Der Iran ist zur Fortsetzung der Atomverhandlungen bis zur vereinbarten Frist am Sonntag bereit. "Wir werden bis auf weiteres an diesem Zeitrahmen festhalten", sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif den iranischen Medien am Rande einer religiösen Zeremonie im islamischen Zentrum in Wien. Am Mittwoch hatte es Spekulationen gegeben, dass die Verhandlungsrunde am Freitag beendet wird, da die noch bestehenden Differenzen eine Einigung bis zum 20. Juli unmöglich machten. "Definitiv ist noch nichts entschieden", sagte Sarif.
Der iranische Chefdiplomat räumte ein, dass eine detaillierte Einigung bis zum 20. Juli schwierig werde. Besonders über den genauen Zeitplan für die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran gebe es noch erhebliche Differenzen. Daher könnte es auch zu einem neuen Termin kommen, aber darüber würden die Unterhändler in den nächsten Tagen entscheiden.
Obama: Es gibt einen "glaubwürdigen Weg"
US-Präsident Barack Obama hatte zuvor ebenfalls eine Verlängerung der Verhandlungen ins Gespräch gebracht. Bei den Verhandlungen seien in den vergangenen Monaten "echte Fortschritte in mehreren Bereichen" erzielt worden, sagte Obama. Die Delegation der USA werde bis zum Ablauf der Frist in Absprache mit ihren Partnern entscheiden, "ob mehr Zeit nötig ist".
Teheran habe die Vorgaben des im vergangenen November geschlossenen Interimsabkommens zu seinem umstrittenen Atomprogramm eingehalten, sagte Obama vor Journalisten im Weißen Haus. Es gebe einen "glaubwürdigen Weg" hin zu einer dauerhaften Übereinkunft, allerdings liege zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft noch eine "bedeutende Kluft". Am Dienstag hatte bereits ein westlicher Diplomat am Rande der Verhandlungen in Wien gesagt, dass eine Verlängerung "sehr wahrscheinlich" sei.
An den Verhandlungen mit dem Iran nehmen die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats - USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien - sowie Deutschland teil. Der Endspurt der Gespräche in Wien läuft seit Donnerstag vergangener Woche. Das angestrebte Abkommen soll dem Iran die friedliche Nutzung der Nukleartechnologie ermöglichen, zugleich aber verhindern, dass Teheran Atomwaffen entwickelt. Im Gegenzug für Zugeständnisse Teherans sollen die in dem Streit verhängten Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben werden.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP