Neugierige Geheimdienste Vodafone verpetzt die Lauscher
06.06.2014, 12:08 Uhr
In einigen Ländern ist es Vodafone verboten, Informationen über das Abhören von Telefongesprächen preiszugeben.
(Foto: REUTERS)
Vodafone muss weltweit Behörden ermöglichen, Telefone seiner Kunden anzuzapfen. In einigen Staaten können Geheimdienste sogar direkt und ungehindert jederzeit auf alle Gespräche zugreifen. Bei anderen Anbietern wird es genauso sein.
Der britische Netzbetreiber Vodafone hat eingeräumt, dass Gespräche seiner Kunden abgehört werden. In einigen Ländern verfügen Geheimdienste sogar über einen direkten Zugang. Das geht aus einem 20-seitigen Bericht hervor, den der weltweit zweitgrößte Mobilfunkbetreiber vorgelegt hat. Das Ergebnis: Das Anzapfen der Vodafone-Leitungen ist in allen 29 Ländern verbreitet, in denen der Konzern tätig ist. Die Situation bei anderen Mobilfunkanbietern dürfte nicht anders aussehen.
Vodafone will mit der Veröffentlichung zur Diskussion darüber beitragen, in welchem Ausmaß Regierungen die Bevölkerung abhören dürfen. Das Unternehmen will künftig einmal im Jahr solch einen Bericht veröffentlichen. Dabei sieht Vodafone die Regierungen in der Pflicht - nicht die Telekomdienstleister, sondern die Regierungen müssten eine größere Transparenz darüber herstellen, wie viel Behörden abhören.
Der Konzern ist in der Regel gesetzlich verpflichtet, Regierungsstellen gezielte Abhörmöglichkeiten zu bieten. Möglich sind bei Vodafone sowohl das Abhören in Echtzeit als auch das Aufzeichnen der Gespräche. Zum Werkzeugkasten der Geheimdienste gehört auch die Lokalisierung der Handy-Nutzer. In einigen Ländern ist es Vodafone verboten, über das Anzapfen der eigenen Leitungen zu berichten. Das sind Albanien, Ägypten, Ungarn, Indien, Malta, Katar, Rumänien, Südafrika und die Türkei.
Direkter Zugang
In sechs Ländern, in denen die Briten tätig sind, muss Vodafone Behörden allgemein direkten Zugang zu jedem Kunden ermöglichen. Das bedeutet zweierlei: Vodafone wird vor dem Anzapfen eines Telefons keine Befugnis vorgelegt. Zudem bekommt Vodafone nicht mit, wenn Kunden abgehört werden. In welchen Ländern das der Fall ist, verschwiegen die Briten. In einigen Staaten könnten sonst Mitarbeiter inhaftiert werden, hieß es zur Begründung. In vielen Fällen sei dort allein das Sprechen darüber schon strafbar, sagte Alexander Leinhos von Vodafone. "Eine automatische Mitschneidemöglichkeit von außen gibt es in Deutschland aber definitiv nicht."
Vodafone wisse, dass die Privatsphäre ein Teil der Menschenrechte sei, so der Konzern. Er sei aber verpflichtet, sich an die Gesetze der Länder zu halten, in denen er tätig sei. Dazu gehöre auch, Behörden über Kunden zu informieren und Dienste auf Verlangen zu blockieren oder einzuschränken. "Wir haben nicht die Option, gegen Gesetze einzelner Ländern zu verstoßen", so Vodafone. Wenn der Konzern den Behörden die Unterstützung verweigere, könne dem Mobilfunkdienstleister die Lizenz entzogen werden.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/dpa