Gewalt der Taliban nimmt zu Wahlen in Afghanistan gefährdet
10.08.2009, 13:12 UhrDie Gewalt in Afghanistan ist derzeit auf dem höchsten Stand seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Die UN befürchten, dass viele Afghanen deshalb aus Angst nicht zu den anstehenden Wahlen gehen könnten. Bislang wurden neun Menschen getötet, die etwas mit der Abstimmung zu tun haben - vor allem Frauen sind gefährdet.

US-Soldaten patrouilllieren in Afghanistan nahe der Grenze zu Pakistan, um so die anstehenden Wahlen zu sichern.
(Foto: AP)
Die bevorstehenden Wahlen in Afghanistan sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen durch die zunehmende Gewalt im Land gefährdet. Angriffe von Aufständischen und Drohungen hätten die Vorbereitungen für die Abstimmung am 20. August behindert und könnten viele Afghanen vom Wählen abhalten, heißt es in einem veröffentlichten UN-Bericht.
In den am stärksten von der Gewalt betroffenen Gebieten würden aus Angst vor Anschlägen wesentlich weniger Menschen als in der Vergangenheit an politischen Veranstaltungen teilnehmen. In einigen Provinzen wie etwa in Ghasni im Süden des Landes würden die Kandidaten überhaupt keinen Wahlkampf führen, sondern lediglich Plakate schicken. Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Kai Eide, sagte, die anstehenden Präsidentschafts- und Kommunalwahlen seien die "schwierigsten Wahlen", die er je gesehen habe. Das Land befinde sich im Konflikt und habe "schwache Institutionen" und eine "schwache Infrastruktur", sagte Eide. Zudem befürchte er "Unregelmäßigkeiten" bei der Wahl.
Vor allem Politikerinnen gefährdet
Dem Bericht zufolge wurden bislang neun Menschen bei Übergriffen getötet, die vermutlich im Zusammenhang mit den Wahlen standen, darunter vier Mitarbeiter der Kampagnenteams von Präsident Hamid Karsai, der bei den Wahlen im Amt bestätigt werden dürfte. Zudem habe es unzählige Mordversuche gegeben. Besonders Kandidatinnen und Wählerinnen seien gefährdet. Die radikal-islamischen Taliban lehnen jede Beteiligung von Frauen an der Politik ab.
Die Gewalt in Afghanistan ist derzeit auf dem höchsten Stand seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Vor allem im Süden und Osten des Landes, den traditionellen Taliban-Hochburgen, ist die Lage kritisch. Die Taliban wollen das Land vor den Wahlen weiter destabilisieren und haben überdies angekündigt die Abstimmung zu behindern.
USA schicken Soldaten nach Neuseeland
Diplomaten befürchten, dass Gewalt und Einschüchterungen am Tag der Abstimmung die Wahlbeteiligung drastisch senken oder Betrugsvorwürfe das Land weiter destabilisieren könnten. Die Anschläge der radikalislamischen Taliban stiegen in den vergangenen Wochen stark an. Zwar drohten die Rebellen bislang nicht mit Gewalttaten am Wahltag, sie riefen die afghanische Bevölkerung jedoch zum Boykott der Wahlen auf.
Die USA haben Tausende zusätzliche Soldaten nach Afghanistan entsandt, um die Wahlen zu sichern. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, erklärte im Fernsehsender CNN, Ziel sei es, der Bevölkerung Afghanistans eine freie und sichere Stimmabgabe zu ermöglichen. Der nationale US-Sicherheitsberater Jim Jones schloss in einem Interview des Fernsehsenders CBS eine weitere Aufstockung der Truppen nicht aus. Ein Sturz der afghanischen Regierung durch die Taliban droht nach seiner Einschätzung derzeit jedoch nicht.
Neuseeland schickt auf Bitten der USA bereits eine Elite-Einheit nach Afghanistan. Etwa 70 Soldaten des Special Air Service (SAS) würden dort für bis zu 18 Monate Dienst tun, kündigte Ministerpräsident John Key an. Wo und wie die Soldaten eingesetzt werden sollten, sagte er jedoch nicht. Die SAS war bislang drei Mal im Kampf gegen die Taliban im Einsatz, zuletzt 2006. Die US-Regierung hat um ihre Rückkehr gebeten. Zudem helfen 140 neuseeländische Soldaten beim Wiederaufbau in Bamjan westlich der Hauptstadt Kabul.
Quelle: ntv.de, rts/AFP