Politik

Skandale schwächen den Präsidenten War's das schon mit Obama?

Der Präsident nach einer Pressekonferenz am Dienstag.

Der Präsident nach einer Pressekonferenz am Dienstag.

(Foto: Reuters)

Viele wichtige Projekte hatte Barack Obama für seine zweite Amtszeit versprochen. Doch zwei Skandale nehmen im viel Autorität. Der produktive Teil der Amtszeit endet bald. Viele Hoffnungen könnten enttäuscht werden.

Nicht einmal ein halbes Jahr seiner zweiten Amtszeit ist vergangen – schon macht Barack Obama dunkle Andeutungen über das Ende. "Du beginnst an die Geschichte zu denken", entfuhr es ihm bei einer Veranstaltung in New York. "Und Du sagst Dir selbst: Die dreieinhalb Jahre, die Du noch hast, sind nicht viel." Hat der US-Präsident einen Anflug von Resignation?

Zwei schwere Skandale werfen derzeit einen dunklen Schatten auf seine Präsidentschaft – und machen entschlossenes Regieren so gut wie unmöglich. Vollmundig hatte Obama versprochen, in der zweiten Runde im Weißen Haus endlich die Themen anzupacken, die zuvor liegengeblieben waren: Finanzen, Waffengesetze, Immigration, Klimaschutz. Stattdessen muss er sich jetzt wegen Skandalen verteidigen.

"Ein frustrierter Obama sieht seine Pläne unterminiert", titelt die "Washington Post". Insider in Washington unken schon, der Präsident könnte frühzeitig zur "lahmen Ente" werden, zum handlungsunfähigen Präsidenten, den seine Gegner nicht mehr ernst nehmen.

Beide Skandale haben erhebliches Potenzial, sich zu echten Krisen auszuwachsen. Es geht um Pressefreiheit und Steuern – zwei hochbrisante Themen, bei denen die ohnehin auf Total-Konfrontation eingestellten Republikaner nicht locker lassen werden.

Schmalbrüstige Verteidigung

Niemand vermag derzeit zu sagen, welcher Skandal langfristig größere Sprengkraft haben könnte. Beim Ausspionieren von Telefondaten der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) steht die Pressefreiheit auf dem Spiel – ein heiliges Gut in den USA. Aber auch die gezielten Überprüfungen von Oppositionsgruppen wie etwa der Tea-Party-Bewegung durch die Steuerbehörde IRS haben einen üblen Beigeschmack. Sie rufen böse Erinnerungen an vergangene Zeiten wach, als der Regierung in Washington jedes Mittel zur Bekämpfung der Opposition recht war.

Zunächst steht allerdings Justizminister Eric Holder in der vordersten Schusslinie. Seine Äußerungen, er habe das Ausspionieren der AP-Reporter nicht persönlich angeordnet, klingt eher schmalbrüstig. Sollte es hart auf hart kommen, muss er wohl die politische Verantwortung übernehmen.

Schon heute ist der Imageschaden für Obama und die Regierung beträchtlich: Dass ausgerechnet unter einer "linken" Regierung der Demokraten das Bürgerrecht der Pressefreiheit massiv verletzt wird, ist mehr als peinlich. Auch Holders Verteidigungsstrategie, dass die Sicherheit Amerikas auf dem Spiel stand, macht das kaum besser – es erinnert an die Bush-Ära, als auch Folter mit diesem Argument gutgeheißen wurde.

Zeit wird schon knapp

Noch bedeutender könnte der aktuelle Steuer-Skandal sein. Die Behörde hat selbst zugegeben, dass sie regierungskritische Gruppen besonders scharf ins Visier genommen hat. Obama versucht sich in Deckung zu bringen, in dem er sich empört und das Vorgehen als "inakzeptabel und unentschuldbar" bezeichnet.

Schon spekulieren Insider, US-Präsidenten seien in ihrer zweiten Amtszeit besonders Skandal-anfällig: Bill Clinton etwa hatte seine Monika-Lewinsky-Affäre. Ronald Reagan hatte schweren Ärger wegen der Iran-Contra-Affäre, in der es um geheime Waffenverkäufe an den Iran ging; die Einnahmen wurden an die anti-kommunistische Guerilla in Nicaragua umgeleitet.

Vor allem: Die Zeit, in der er noch voll handlungsfähig ist, wird für Obama knapp. Nach den Kongresswahlen im nächsten Jahr wird Obamas Gestaltungskraft wohl schwinden. Im Kreis von Freunden und Gleichgesinnten spricht sich Obama schon selbst Mut zu. "Meine Absicht ist es, in den nächsten dreieinhalb Jahren zu regieren", sagte er jüngst in New York.

Quelle: ntv.de, Peer Meinert, dpa

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