Politik

"Wirklich historische Woche" Was bleibt von Trumps erster Auslandsreise?

US-Präsident Donald Trump wertet seine erste Auslandsreise als vollen Erfolg.

US-Präsident Donald Trump wertet seine erste Auslandsreise als vollen Erfolg.

(Foto: REUTERS)

Acht Tage, fünf Länder - und ein enger Zeitplan: US-Präsident Donald Trump selbst feiert seinen ersten Ausflug auf die politische Weltbühne als "Home-Run". Doch sein Auftreten in Saudi-Arabien, Israel und Europa hinterlässt vor allem Fragezeichen.

US-Präsident Donald Trump hat seine erste Auslandsreise als "Home-Run" - also als vollen Erfolg - bezeichnet. Diesen Begriff aus dem Baseball bemühte der 70-Jährige bei einer Rede auf dem US-Militärstützpunkt Sigonella auf Sizilien, kurz nachdem er den G7-Gipfel in Taormina verlassen hatte. Dort habe er "große Fortschritte" gemacht, so Trump. Hinter ihm liege eine "wirklich historische Woche" mit wichtigen Verbündeten der Vereinigten Staaten. Fünf Länder hatte Trump besucht, etliche Staats- und Regierungschefs und auch den Papst getroffen. Doch was bleibt von seiner Reise?

Die autoritären Herrscher in Saudi-Arabien konnte Trump gar nicht genug loben. Sie rollten dem Republikaner den roten Teppich aus. Mit aller Macht bemühte sich zudem Israel, den 70-Jährigen als Alliierten nie dagewesener Qualität zu preisen. Hauptsache, irgendwie anders als Barack Obama. Tatsächlich ist der erste Teil der Reise in der Gesamtbilanz ein Erfolg. Keine Ausfälle des Präsidenten. Trump als Staatsmann. Seine Rede an die muslimische Welt war nach der Schärfe im Wahlkampf und seinen Einreisedekreten unfallfrei, was viele dankbar als Ausweis von Staatskunst werteten. Starke Symbole gab es und viel klingende Rhetorik.

Trump kann nicht aus seiner Haut

Als erster amtierender US-Präsident legte Trump in Jerusalem mit geschlossenen Augen die Hand an die Klagemauer: Dieses Bild wird bleiben. Doch ungeduldig und rasch gelangweilt wie er ist, stand sich Trump in Europa einmal mehr selbst im Weg. Eine als Grußwort geplante Rede zu einem Denkmal für die Terrorattacke vom 11. September 2001 vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel nutzte er für eine Standpauke. Als US-Präsident hat Trump Autorität in der Nato, sein Land ist bei weitem das zahlungskräftigste Mitglied. Von den Ungerechtigkeiten für den amerikanischen Steuerzahler sprach er deshalb - und das war auch eine Botschaft an seine Anhänger in der Heimat: Seht her, ich setze mich für Euch ein. Amerika gegen den Rest.

Beim G7-Gipfel auf Sizilien war der US-Präsident der einzige, der nicht im selben Hotel wie die anderen schlief. Das kann ganz harmlose Gründe haben, ist aber symbolisch für seine isolierte Position in dem Bündnis. Der Gipfel endete größtenteils im Streit, Differenzen in der Flüchtlingsfrage und beim Klimaschutz ließen sich nicht ausräumen. Bundeskanzlerin Angela Merkel beklagte im Nachgang eine "sehr unzufriedenstellende" Diskussion mit der US-Regierung. Immerhin in der Handelspolitik ließ sich Trump aber auf einen vorsichtigen Kompromiss ein.

Kein Wort des Präsidenten zur Presse

Die ersten Schritte des Republikaners auf dem internationalen Parkett blieben aber nicht unfallfrei. Sein Eintrag im Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sorgte für Irritation. "Es ist eine Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein", schrieb Trump und fügte hinzu: "So fantastisch, werde es nie vergessen." Beim Nato-Gipfel schob der Präsident den Premierminister von Montenegro, Dusko Markovic, unsanft beiseite. Bemerkenswert war auch die Ignoranz, die er beim G7-Gipfel öffentlich zur Schau stellte. Zu einem Treffen über das Thema Migration erschien er mit satter Verspätung.

Erklären mochte sich Trump nicht. Während seiner Reise gab er keine einzige Pressekonferenz. In Brüssel verzichtete er auf ein Statement mit den Spitzen der EU. Ratspräsident Donald Tusk stellte sich allein vor die Journalisten und sagte, er sei nicht sicher, ob man eine gemeinsame Position zu Russland habe. Und nach dem Nato-Gipfel musste Generalsekretär Jens Stoltenberg als eine Art Sprachrohr herhalten. Trump war da schon weiter gereist. Beim G7-Gipfel sagte er auch nichts öffentlich. Nur vor der Abreise aus Sizilien hielt er noch einmal eine Rede vor den Soldaten in Sigonella. Sie erinnerte an den Wahlkampf.

Quelle: ntv.de, Von Maren Hennemuth und Martin Bialecki, dpa

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