Politik

"Er hat uns gut getan" Wegbegleiter verabschieden Roman Herzog

Der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck verbeugt sich vor dem Sarg von Roman Herzog.

Der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck verbeugt sich vor dem Sarg von Roman Herzog.

(Foto: AP)

Die Spitzen aus Politik und Gesellschaft nehmen in Berlin Abschied von Roman Herzog. Bundespräsident Joachim Gauck lobt den Altbundespräsidenten nicht nur für seine "Ruck-Rede", sondern auch für seine "unbändige Spottlust".

Zwei Wochen nach dem Tod des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog haben seine Familie und die Staatsspitzen mit einem Trauerstaatsakt Abschied genommen. "Er hat uns Deutschen gut getan", sagte Bundespräsident Joachim Gauck während seiner Trauerrede im Berliner Dom.

Am allermeisten sei im Gedächtnis, wie Herzog als Bundespräsident in seiner berühmten "Berliner Rede" praktisch alle politischen und gesellschaftlichen Gruppen aufforderte, gewohnte Wege zu überdenken und - wo möglich - sich auf neues Terrain zu begeben, so Gauck. "Der 'Ruck' durch unser Land, den er von allen forderte, das ist ja sprichwörtlich geworden", ergänzte er.

Außerdem sprach Gauck Herzog eine "unbändige Spottlust" zu. Er habe einfach nicht anders gekonnt, "als aus allem allzu Aufgeblasenen die Luft herauszulassen". "Eine solche Haltung hat wohl nur jemand, der genau und scharf unterscheiden kann zwischen dem, was wirklich wertvoll und wichtig ist und was nicht", sagte der Bundespräsident. Auch deswegen habe Herzogs Präsidentschaft den Deutschen gut getan.

Der scheidende Bundespräsident verwies darauf, dass er in seiner nun endenden Amtszeit bereits zum dritten Mal die traurige Pflicht habe, einen Vorgänger zu verabschieden. Mit dem Tod der Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Walter Scheel und nun Herzogs scheine es, als seien diese Abschiede auch so etwas wie endgültige Abschiede von der alten Bundesrepublik. Herzog sei zwar als erster schon im vereinigten Deutschland gewählt worden, aber erst in seine Amtszeit sei der Umzug von Bonn nach Berlin gefallen.

"Botschafter der Versöhnung"

Die Feierlichkieten im Berliner Dom begannen mit einem Gottesdienst. Nach Gauck sollten beim Staatsakt auch EU-Ratspräsident Donald Tusk und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sprechen. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Roman Herzog in einer Rede. Er sagte: Herzog sei "als Präsident zum Botschafter der Versöhnung geworden".

Der von Herzog 1996 eingeführte Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar werde immer mit seinem Namen verbunden bleiben, so Bedford-Strohm. Herzog habe damit "eine Erinnerungskultur unterstrichen und gestärkt, die Liebe zum eigenen Land nicht mit Selbstrechtfertigung und Verdrängen der eigenen dunklen Seiten verwechselt, sondern echte Stärke eine eines Landes genau darin sieht, dass es die dunklen Seiten ehrlich in den Blick nimmt und daraus für die Zukunft lernt".

Herzog war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren im Krankenhaus im baden-württembergischen Bad Mergentheim in der Nähe seines letzten Wohnorts Jagsthausen gestorben. Er war von 1994 bis 1999 der siebte Bundespräsident. Die von Gauck nach Herzogs Tod angeordnete Zeremonie schließt mit einem militärischen Abschiedszeremoniell.

Quelle: ntv.de, kpi/dpa/AFP/epd

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