Politik

Entscheidung schon am Mittwoch? Wissenschaftler schützen Schavan

Die gebundene Dissertation Schavans.

Die gebundene Dissertation Schavans.

(Foto: dpa)

Die Doktorarbeit von Bildungsministerin Schavan steht auf dem Prüfstand. Die Opposition will ihren Rücktritt, sollten sich die Plagiatsvorwürfe bestätigen. Aber ihr Doktorvater und namhafte Wissenschaftler stellen sich hinter sie. Die Forscher verlangen ein Zweitgutachten. Der Fakultätsrat der Uni Düsseldorf könnte schon am Mittwoch sein Urteil fällen.

Die unter Plagiatsverdacht bei ihrer Promotion stehende Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat Rückendeckung von ihrem Doktorvater erhalten. Am Wochenende war ein Gutachten bekanntgeworden, in dem der Vorsitzende des zuständigen der Universität Düsseldorf laut Medienberichten eine Täuschungsabsicht bei der 32 Jahre alten Doktorarbeit der CDU-Ministerin feststellt. Schavan selbst wies den Täuschungsvorwurf in Interviews zurück und besteht auf einer Anhörung. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung will die Ministerin dazu nicht selbst erscheinen, sondern eine schriftliche Stellungnahme schicken.

"Die Arbeit entsprach absolut dem wissenschaftlichen Standard", sagte indes der Pädagogikprofessor Gerhard Wehle der "Rheinischen Post". Schavan habe in ihrer 1980 verfassten Dissertation einen interdisziplinären Ansatz gewählt, der damals für eine junge Studentin ein "Wagnis" gewesen sei. Die Analyse sei "gelungen" gewesen, so der Doktorvater der Ministerin. Er habe Schavan als "ehrlichen Menschen" kennengelernt. "Wie kann man eine Arbeit über das Gewissen schreiben und dabei täuschen", fragte der 88-Jährige. Das Gutachten kenne er nicht, die Universität Düsseldorf habe bisher nicht mit ihm gesprochen.

Zweitgutachten gefordert

Mehrere führende Forscher kritisierten das Gutachten und den Verlauf des Plagiatsverfahrens. Der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, sagte der "Süddeutschen Zeitung", es sei skandalös, dass die Öffentlichkeit vor der Betroffenen von den schwerwiegenden Vorwürfen erfahren habe. "Es gab schwere Fehler in dem Verfahren - die Universität sollte nun eine zweite Person bitten, die Vorwürfe sachlich zu prüfen", forderte er.

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner, sagte dem Blatt, er sei "schon irritiert, dass in einem strikt vertraulichen, personenbezogenen Verfahren ein Gutachten an die Öffentlichkeit gerät, noch dazu bevor es von dem zuständigen Gremium bewertet wurde".

Der frühere DFG-Präsident Wolfgang Frühwald sagte der Zeitung, nach der Veröffentlichung des Gutachtens könnten die Gremien der Universität nun nicht mehr frei entscheiden. "Sie stehen nun unter öffentlichem Druck." Zum Inhalt sagte er, "weder der Vorwurf des Plagiats noch der Vorwurf der bewussten Täuschung ist durch die Untersuchung gedeckt". Vielmehr gehe es um "handwerkliche Fehler", die nicht so gravierend seien, dass von einem Plagiat gesprochen werden könne.

Martin Morlok, Parteienrechtler an der Düsseldorfer Universität, bezeichnete es im "Kölner Stadt-Anzeiger"als "klaren Vertrauensbruch" und als "äußerst bedauerlich", dass das Gutachten vor Abschluss des Verfahrens an die Presse gelangt sei. Jürgen Mlynek, Chef der Helmholtz-Gemeinschaft, zeigte sich "verwundert, dass die Arbeit offenbar nur von einem Hochschullehrer geprüft wurde".

Vorbildfunktion wäre passé

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Sollten sich die Vorwürfe als zutreffend erweisen, frage ich mich, wie ausgerechnet die für Wissenschaft und Forschung zuständige Ministerin ihr Amt noch glaubwürdig ausüben will." Allein der Verdacht einer wissentlichen Täuschung wiege angesichts der Vorbildfunktion schwer. Schavan müsse "die von ihr selbst gesteckten Maßstäbe und die Kriterien seriöser Forschung besonders penibel erfüllen".

Schavan ist an diesem Dienstag nach Israel gereist. Der mit der Prüfung der Arbeit beauftragte Promotionsausschuss tagt am Mittwoch. Das Gremium gibt eine Empfehlung an den Fakultätsrat, der schließlich zu entscheiden hat.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen