"Skandal der Sonderklasse" Wolf verteidigt sich gegen FPÖ-Kritik
29.04.2019, 16:12 Uhr
"ZIB-2"-Moderator Armin Wolf
(Foto: picture alliance / Thomas Ramsto)
Der Moderator des österreichischen ORF, Armin Wolf, ist massiver Kritik der rechtspopulistischen FPÖ ausgesetzt. Auslöser ist ein Interview mit dem Europa-Spitzenkandidaten der Partei. Nun wehrt sich der Journalist.
Der österreichische Journalist und ORF-Moderator Armin Wolf hat sich gegen heftige Attacken von Politikern der rechtspopulistischen FPÖ gewehrt. Auf seinem Blog verteidigte sich Wolf und betonte, er werde keine Auszeit nehmen. Ein Politiker müsse sich kritischen Fragen stellen, schrieb er.
Kritik an Wolf war nach einem Interview aufgekommen, das er mit dem Spitzenkandidaten der FPÖ für die Europawahl, Harald Vilimsky, während der Sendung "ZIB 2" geführt hatte. Darin hatte er Vilimsky gefragt, ob es Parallelen zwischen der Darstellung von Ausländern auf einem Plakat der Jugendorganisation Ring Freiheitlicher Jugend Österreich (RFJ) und einem Bild aus der NS-Zeitung "Der Stürmer" gebe. Schon während der Sendung kam es zum Streit, der FPÖ-Politiker sprach von einem "Skandal der Sonderklasse".
Später forderte er, dass Wolf vom ORF vor die Tür gesetzt werde. Parteifreunde sprangen ihm bei. Die ehemalige ORF-Moderatorin und jetzige FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel warf Wolf einen Verhörton wie von einem Staatsanwalt vor und kritisierte, er könne auch "vor einem Volksgerichtshofs auftreten". Dort wurden während der NS-Zeit Fälle von Hoch- und Landesverrat verhandelt und zahlreiche Todesurteile gegen NS-Gegner verhängt. In die Reihe von Wolfs Kritikern reihte sich auch der Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Norbert Steger, ein, der in der Tageszeitung "Österreich" dafür plädierte, dass der Moderator eine Auszeit nehme.
Wolf schreibt in seinem Blog, es sei für ihn schnell klar gewesen, dass er Vilimsky mit dem Plakat konfrontieren wolle. "Wie glaubwürdig ist die Distanzierung vom rassistischen 'Ratten'-Pamphlet, wenn eine FPÖ-Organisation gleichzeitig eine derart rassistische 'Karikatur' verwendet?", schreibt er. Vilimsky sei schließlich nicht nur EU-Spitzenkandidat der FPÖ, sondern seit 13 Jahren auch ihr Generalsekretär, also für die gesamte Parteiarbeit verantwortlich, so Wolf.
Unterstützung bekommt Wolf von Gewerkschaften, die die österreichische Regierungspartei scharf kritisieren. Wie einzelne FPÖ-Politiker seit geraumer Zeit Journalisten des ORF attackierten, sei "verheerend und demokratiepolitisch höchst bedenklich", sagte die GPA-djp-Vorsitzende Barbara Treiber. Mit den Angriffen solle der unabhängige Journalismus und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sturmreif geschossen werden, sagte Gewerkschaftler Gerhard Moser.
Auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Frank Überall, kritisierte die FPÖ: "Zum einen muss ein Politiker kritische Fragen eines Moderators aushalten, ohne auszurasten", erklärte er. "Zum anderen zeigt die Hetzkampagne der Rechtspopulisten gegen Armin Wolf, was sie von Rundfunk- und Meinungsfreiheit halten: gar nichts." Die FPÖ steht dem öffentlich-rechtlichen ORF grundsätzlich sehr kritisch gegenüber. Die Partei will den Sender künftig über Steuern statt über eine eigene Gebühr finanzieren.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa