Erneut Tote bei Demonstrationen Zehntausende gegen Assad
05.08.2011, 19:34 Uhr
Das Bild soll Demonstranten in Homs zeigen - bestätigen lässt sich das nicht.
(Foto: AP)
In mehreren syrischen Städten gehen Zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen das Regime von Staatschef Assad zu demonstrieren. Sie zeigen dabei ihre Solidarität mit der von der Armee gestürmten Protesthochburg Hama. Die Sicherheitskräfte schießen in die Mengen - es soll 14 Tote gegeben haben.
Trotz des rabiaten Vorgehens der Sicherheitskräfte haben erneut Zehntausende Syrer gegen Präsident Baschar al-Assad demonstriert. Dabei sollen 14 Menschen ums Leben gekommen sein. Im ganzen Land zeigten nach Angaben von Menschenrechtlern und Aktivisten Menschen ihre Solidarität mit der Protesthochburg Hama, in der seit Sonntag Armee-Einheiten und Milizen wahllos Zivilisten und Gebäude beschießen. Ein ähnliches Vorgehen der Sicherheitskräfte zeichnete sich in der Provinzhauptstadt Deir al-Zor ab, die nach Angaben von Anwohnern von Hunderten Panzern und Soldaten eingekreist war. Westliche Staaten suchten unterdessen nach Möglichkeiten, durch schärfere Sanktionen den Druck auf Assad zu erhöhen.
Die Protestierer forderten nach den Angaben Oppositioneller den Abgang von Assad. "Wir haben keine Angst. Gott ist mit uns", hätten die Demonstranten skandiert. Die Proteste sollen in Deir al-Zor ausgebrochen sein. Auch in Homs, Jableh, Kfar Inbil und den Außenbezirken von Damaskus sei es zu Kundgebungen gekommen, berichteten Aktivisten. Die Sicherheitskräfte sollen mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen haben. Nach Angaben der Opposition wurden 14 Menschen getötet. Auch aus kleineren Orten wurden Proteste gemeldet.
Gegen "bewaffnete terroristische Gruppen"
In Hama setzten die Truppen Assads den Artilleriebeschuss fort. Ein Anwohner berichtete, die Schabbiha-Milizen würden die Straßen nahe der Universität durchkämmen. Dort solle eine Pro-Assad-Kundgebung stattfinden. In den vergangenen Stunden wurden nach Angaben von Aktivisten und Menschenrechtlern 45 Zivilisten in Hama getötet. Seit der Einnahme der Stadt sollen 200 Menschen ums Leben gekommen sein.
Unklar war zunächst, ob auch Deir al-Zor ein militärischer Überfall wie in Hama bevorsteht. In der Region waren die Spannungen gestiegen, nachdem die Geheimpolizei in Damaskus Scheich Nawaf al-Chatib entführt hatte. Der Scheich ist der Kopf des Bakkara-Stammes und ein bekannter Kritiker des Vorgehens gegen die Demonstranten.
Die staatlichen syrischen Medien berichteten, das Militär gehe gegen bewaffnete Terroristen vor. "Bewaffnete terroristische Gruppen begingen Sabotage- und Tötungsakte, indem sie Barrikaden errichteten, Straßen sperrten, Polizeiwachen angriffen und niederbrannten und verschiedene Waffen benutzten", hieß es in einer Stellungnahme der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. Da ausländische Journalisten ausgewiesen worden sind, können die Angaben von Einwohnern, Aktivisten und Regierung nicht überprüft werden.
Clinton: Assad hat Legitimität verloren
Westliche Staaten wollen die zunehmende Gewalt mit schärferen Sanktionen stoppen. "Wir arbeiten rund um die Uhr, um eine möglichst große internationale Unterstützung für scharfe Maßnahmen gegen das syrische Regime zu erhalten", sagte US-Außenministerin Hillary Clinton. Die syrischen Sicherheitskräfte seien inzwischen wohl für den Tod von mehr als 2000 friedlichen Demonstranten bei den seit Monaten andauernden Protesten verantwortlich.
Assad habe seine Legitimität verloren, so Clinton. Washington unterstütze die Erklärung des UN-Sicherheitsrats vom Vortag, die das Regime in Damaskus wegen der Gewalt gegen die Bürger gerügt hatte. Bundesaußenminister Guido Westerwelle hatte angesichts der anhaltenden Gewalt am Donnerstag die Ernennung eines UN-Sonderbeauftragten für Syrien gefordert
In Genf forderten Sonderbeobachter für den UN-Menschenrechtsrat, die Sicherheitskräfte müssten ihr exzessives Vorgehen gegen friedliche Demonstranten stoppen, insbesondere den rücksichtslosen Einsatz schwerer Artillerie. Die US-Regierung weitete ihre Wirtschaftsanktionen auf einen syrischen Geschäftsmann und Abgeordneten aus, der enge Beziehungen zu Assad haben soll. Bislang haben die Sanktionen die syrische Führung offenbar kaum beeinträchtigt. Daher haben US-Senatoren gefordert, auch den syrischen Energiesektor in den Katalog der Wirtschaftsembargos einzubeziehen.
Auch die Europäische Union steuert auf eine Verschärfung der Sanktionen zu. In Kreisen des Auswärtigen Amtes in Berlin hieß es, bei der Sondersitzung des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees der EU am Donnerstag sei beschlossen worden, eine Verschärfung der Restriktionen zu planen. Damit könne auf ein Anhalten der Gewalt reagiert werden.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP