Politik

Kassigs Eltern sind stolz auf Sohn Zwei IS-Geiselmörder könnten Franzosen sein

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Nach neuem Horror-Video der IS-Terroristen: Die französische Justiz ermittelt gegen zwei Franzosen, die möglicherweise bei den gezeigten Hinrichtungen teilgenommen haben. Eine mutmaßliche Islamistin aus Deutschland wurde beim Sprengstoff-Schmuggel erwischt.

Die Staatsanwaltschaft in Paris ermittelt nach dem neuen Propagandavideo der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zur Enthauptung Gefangener gegen zwei verdächtige Franzosen. Die französische Justiz eröffnete am Montag ein Verfahren wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Staatsanwalt François Molins reagierte damit auf die Veröffentlichung des Videos, mit dem die Terrorgruppe auch die Ermordung des US-Bürgers Peter Kassig öffentlich gemacht hatte.

Kassig ist die fünfte westliche Geisel, die von den Extremisten in dem Gebiet getötet wurde. Das neue Video zeigt zudem eine Massenhinrichtung gefangener syrischer Soldaten. Unter den Geiselmördern sollen nach Erkenntnissen aus Paris auch zwei zum Islam konvertierte und radikalisierte Franzosen sein. Es könnte sich um einen jungen Mann aus der Normandie handeln, der im August 2013 nach Syrien gereist sei, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. Er sprach von einer "sehr großen Wahrscheinlichkeit", dass der Franzose zumindest beteiligt gewesen sei. Staatsanwalt Molins sah es ebenfalls als "möglich" an, dass der junge Mann im Video zu sehen ist. Auch "ein zweiter Franzose" werde auf den Bildern vermutet.

Die Eltern von Kassig drückten ihre tiefe Trauer aus. Sie seien "untröstlich", auch mit Blick auf die Angehörigen der anderen IS-Geiseln, die den Extremisten nicht entkommen seien, teilten Ed und Paula Kassig mit. "Wir sind unglaublich stolz auf unseren Sohn, dass er sein Leben nach seiner humanitären Berufung ausgelebt hat", hieß es in der über Twitter verbreiteten Stellungnahme. Die Eltern baten um Geldspenden an die US-Hilfsorganisation SAMS, die sich für eine bessere medizinische Versorgung in Syrien einsetzt.

Obama: Entführung war Akt des puren Bösen

Der 26 Jahre alte Ex-Elitesoldat Kassig war am 1. Oktober 2013 als Entwicklungshelfer in Syrien entführt worden. Das am Sonntag verbreitete Video zeigt seine Enthauptung. IS-Extremisten hatten zuvor bereits die beiden Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie die Briten David Haines und Alan Henning ermordet. IS-Verbündete hatten außerdem in Algerien den Franzosen Hervé Gourdel enthauptet.

Die USA und die EU verurteilten die Taten des IS. US-Präsident Barack Obama sprach der Familie Kassigs sein Beileid aus. Der aus Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana stammende Entwicklungshelfer habe einen "unzähmbaren Geist des Guten und der Ausdauer" in sich getragen, erklärte Obama. Seine Entführung sei ein Akt des puren Bösen gewesen.

Der französische Innenminister stützte seine Einschätzung zur Beteiligung eines Franzosen an Enthauptungen auf Analysen des Videos vom Sonntag durch die Geheimdienste. Nach Medienberichten nennt sich der aus dem Département Eure stammende Mann nun Abu Abdallah al-Faransi ("der Franzose"). Er soll höchstens 23 Jahre alt sein und nach einem Aufenthalt in Mauretanien im Jahr 2012 allein über die Türkei nach Syrien gereist sein.

IS-Kämpfer drohten unterdessen mit der Ermordung von gefangenen libanesischen Soldaten und Polizisten, sollten nicht lebenslange Gefängnisstrafen gegen inhaftierte Extremisten aufgehoben werden, wie der libanesische Kanal Future TV berichtete. Insgesamt sind 24 libanesische Sicherheitskräfte in der Gewalt des IS und der radikalen Al-Nusra-Front, einem Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida.

Zweifache Mutter aus Frankfurt wollte Sprengsatz schmuggeln

Auch Deutschland hat mit vermeintlichen Unterstützern des IS zu kämpfen: Eine mutmaßliche Islamistin aus Frankfurt soll bei ihrer Rückreise von Syrien nach Deutschland versucht haben, einen Sprengsatz mitzunehmen. Sie wurde deshalb an einem türkischen Flughafen festgenommen, ist aber mittlerweile heimgekehrt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Die 27-jährige Mutter zweier kleiner Kinder wurde demnach im Februar festgenommen, seit Juni ist sie wieder in Deutschland. Gegen die Frau werde wegen des Verdachts einer schweren staatsgefährdenden Straftat ermittelt, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Doris Möller-Scheu. Sie befinde sich auf freiem Fuß, da die derzeit vorliegenden Beweise nicht für eine Untersuchungshaft ausreichten. Die Rechtshilfeersuchen an die türkischen Behörden laufen.

Der Ehemann soll weiter in der Türkei inhaftiert sein. Nach dem Bericht soll ein Rohr mit Ammonium- und Kaliumnitrat für den Bombenbau gefunden worden sein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt auch gegen einen 28-Jährigen aus Kassel. Bei einer Drogenrazzia fanden sich unter anderem Hinweise, dass er einschlägige islamistische Internetseiten aufrief. Bisher gebe es keine Hinweise auf konkrete Kontakte, sagte Möller-Scheu. Bei der Razzia sei auch eine Waffe entdeckt worden. Nach Informationen von "Spiegel Online" handelte es sich um ein Sturmgewehr AK-47 (Kalaschnikow) samt Munition, das aber wegen eines Defekts offenbar nicht funktionsfähig gewesen sei. Der Mann sei kurz zuvor von einem Syrien-Ausflug zurückgekehrt.

Quelle: ntv.de, ppo/kst/dpa

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