Dossier

Bis zu 100.000 Fälle im Jahr Morde im Namen der Ehre

Verbrechen im Namen der "Ehre" werden an Personen begangen, "die bezichtigt werden, die 'Ehre' der Familie oder Gemeinschaft verletzt zu haben", heißt es in einem Positionspapier der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Zur Wiederherstellung der "Ehre" werde der betroffenen Person - in der Regel Frauen und Mädchen - Gewalt angetan. Der extremste Fall von Gewalt im Namen der "Ehre" sind demnach die "Ehrenmorde".

Im westlichen Strafrecht gibt es den Begriff "Ehrenmord" nicht. Das deutsche Gesetz (211 StGB) definiert als Mörder, "wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet".

In nahezu allen Teilen der Welt und in allen soziokulturellen Milieus wird Mädchen und Frauen jeden Alters im Namen der "Ehre" Gewalt angetan. Jährlich werden nach einer - allerdings schon etwas älteren Studie - des UN-Weltbevölkerungsberichts rund 5.000 Mädchen und Frauen in mindestens 14 Ländern aus diesem Grund ermordet. Die Dunkelziffer ist allerdings sehr viel höher, die Schätzungen gehen von 10.000 bis 100.000 Fällen aus. Die wenigsten Fälle werden vor Gericht gebracht. Häufig wird der Mord als Unfall oder Selbstmord getarnt, wobei die Mädchen oder Frauen in einigen Fällen tatsächlich dazu gezwungen wurden, Selbstmord zu begehen.

Verbrechen im Namen der "Ehre" werden laut Amnesty, obwohl sie kein religiöses Phänomen sind, zwar vor allem in islamischen Ländern begangen, sind allerdings nicht auf diese beschränkt. Verbrechen dieser Art gebe es auch in Brasilien, Ecuador oder Italien. Auch in Deutschland gab es neben dem Fall der Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü bereits mehrere "Ehrenmorde".


Quelle: ntv.de

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