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Wohin, alte Tante SPD? Gabriel hat's vermasselt

Wo geht es lang? Gabriel fehlen die Themen.

Wo geht es lang? Gabriel fehlen die Themen.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Rausschmeißen" wollte SPD-Chef Gabriel seinen ungeliebten Genossen und Polit-Pöbler Sarrazin. Daraus geworden ist eine kuriose, unglaubwürdige Debatte. Apropos Glaubwürdigkeit: Die SPD kann einfach nicht punkten. Schwarz-Gelb macht alles Mögliche falsch - die SPD hat nichts davon.

Buch-Millionär Sarrazin

Buch-Millionär Sarrazin

(Foto: dpa)

23 (in Worten: dreiundzwanzig) Prozent der Wählerstimmen hat die SPD bei der Bundestagswahl 2009 bekommen. Ein desaströses, ein vernichtendes Ergebnis. Und jetzt, nach anderthalb Jahren Schwarz-Gelb? Nach anderthalb Jahren mit der gefühlt schlechtesten Bundesregierung aller Zeiten, mit peinlichen kleinen Koalitionspartnern und noch peinlicheren Ministern, dem Verrat konservativer Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, nach schwindelerregenden Kehrtwendungen in der Atompolitik? Jetzt kommt die SPD in der jüngsten Forsa-Umfrage auf 22 (in Worten: zweiundzwanzig) Prozent.

Die SPD hat eine Menge Probleme. Der Fall Sarrazin ist nur eines. Mit seiner Forderung nach dem Ausschluss des Profi-Pöblers aus der SPD hat sich Parteichef Sigmar Gabriel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Gegen den Willen der Basis und gegen die juristischen Möglichkeiten hat er auf das falsche Pferd gesetzt. Kluge Politik und Verlässlichkeit sehen anders aus. Eigentlich war die Idee, den Fall jetzt still und heimlich am Gründonnerstagnachmittag zu begraben, nicht schlecht. Doch da hat Gabriel die Rechnung ohne die Medien und ein paar Restlinke in der SPD gemacht. Dennoch: Das Thema Sarrazin ist in den nächsten Wochen abgehakt. Viel schwerer wiegt, dass es der SPD an Themen und Köpfen fehlt.

Abgegraste Felder

Warum sollte man die Sozialdemokraten überhaupt noch wählen: Hartz IV? Betrifft nur eine kleine Minderheit. Die Klientel wird erfolgreich von der Linken beackert, so sie überhaupt wählen geht. Außerdem hat die SPD der Unterschicht, die so nicht genannt werden darf, die Suppe eingebrockt. Arbeitsplätze? Sind angesichts des demografischen Wandels mit drohender Vollbeschäftigung kein Brüller. Umweltschutz? Das Thema hat sich inzwischen selbst die CSU auf die Fahnen geschrieben und das Copyright bleibt bei den Grünen. Die Euro-Krise? Hier gibt es auch aus der SPD nur den All-Parteien-Einheitsbrei: Der Euro ist alternativlos und alle noch so maroden Länder werden mit deutschem Geld gerettet.

Verehrt von vielen Bundesbürgern. Aber hat er noch Lust, sich für die SPD in die Bresche zu werfen?

Verehrt von vielen Bundesbürgern. Aber hat er noch Lust, sich für die SPD in die Bresche zu werfen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Bleibt das Personal: Ein charismatischer Mann hätte sicher gute Chancen, Angela Merkel zu beerben. Aber die SPD wird von Leuten wie Sigmar Gabriel, Andrea Nahles und Frank-Walter Steinmeier geführt. Das ist eine erstaunliche Parallele zur FDP von Guido Westerwelle: Die alte Führung muss weg, sonst wird das nichts mit dem Regierungswechsel. Einzig erkennbare Option ist Peer Steinbrück, doch ob sich die SPD das traut, darf bezweifelt werden. So läuft es 2013 wohl auf Schwarz-Grün hinaus.

Quelle: ntv.de

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