Pressestimmen

"Four more years" für Obama? "Aus 'Wechsel' ist 'Wahl' geworden"

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Nur selten wird Obamas Rede von längeren "Four more years. Four more years"-Sprechchören (Vier weitere Jahre) unterbrochen.

Nur selten wird Obamas Rede von längeren "Four more years. Four more years"-Sprechchören (Vier weitere Jahre) unterbrochen.

(Foto: dpa)

US-Präsident Barack Obama gibt sich beim Parteitag der US-Demokraten in Charlotte kämpferisch, doch sein Auftritt ist durchschnittlich: Der 51-Jährige rechtfertigt seine Regierungsbilanz, bittet um Geduld und schwört die Amerikaner auf eine Schicksalswahl ein. Doch die einstige Euphorie von 2008 kann er weder bei seinen Anhängern noch bei den Kommentatoren der deutschen Presse entfachen. "Aus dem hoffnungsfrohen Motivator ist ein abgehärteter Schlachtenlenker geworden", meint Sebastian Schöbel von n-tv.de. Was fehlt, sind Visionen.

Die Frankfurter Rundschau sieht Obama bei der US-Präsidentenwahl im November vorn: "Die innerparteilichen Gegensätze überwinden die Demokraten spielend im Angesicht des politischen Gegners, der eine Gefahr darstellt für das Amerika, das sie wollen. Ein Amerika, das offen, tolerant und mitfühlend ist, ein Amerika, in dem jeder eine Aufstiegschance hat, ein Amerika der prosperierenden Mittelklasse. Diese Botschaft dürfte Obama zum Wahlsieg verhelfen, wenn der leichte Aufschwung anhält."

Mit Blick auf die umjubelte Rede von Ex-Präsident Bill Clinton, der Obama als neuerlichen Spitzenkandidaten vorgeschlagen hatte, schreibt Die Welt:: "Die Messias-Rolle übernahm diesmal Bill Clinton, dem der Parteitag wohl gern, ginge es denn, nach der Auszeit von zwölf Jahren eine dritte Amtszeit gewünscht hätte. Obama ist ganz und gar Verstandesmensch, Clinton Gefühlsmensch, der Millionen Amerikanern glaubhaft machen kann: 'Ich fühle euren Schmerz'". Für die die in Berlin herausgegebene Zeitung ist der Wahlausgang "jedenfalls offener als beim letzten Mal. Da hieß es: 'Jeder, nur nicht W'."

Für die Eßlinger Zeitung verkündet Barack Obama in seiner Abschlussrede wenig Neues: "Nach fast vierjähriger Amtszeit wirbt der erste schwarze US-Präsident bei den schon fast mythischen Wechselwählern in der Mitte um Vertrauen für eine weitere Wahlperiode. Doch ein großer Entwurf für die Zukunft war seine Parteitagsrede nicht. Eher ein Betteln um mehr Zeit". Der Kommentar aus Rheinland-Pfalz klingt ernüchtert: "Angetreten war der Demokrat 2008 mit dem umjubelten Slogan 'Hoffnung und Wechsel'. Aus diesem 'Wechsel' des einstigen Visionärs ist eine 'Wahl' geworden - eine Richtungsentscheidung zwischen zwei ganz unterschiedlichen Staatsauffassungen."

Wasser in den Wein gießt die Mitteldeutsche Zeitung: "In seiner guten, aber nicht brillanten Rede auf dem Parteitag der US-Demokraten setzte sich der neue Obama nur noch ein bescheidenes Ziel. Er bat um mehr Zeit, um die USA aus der Krise zu führen. Doch die große Idee von einem fundamental anderen Amerika, die ihn vor vier Jahren ins Weiße Haus gebracht hat - sie ist verschwunden". Aus Sicht des hallenser Kommentators kämpft Obama "nur noch um den Erhalt seiner Macht. Er ist ein gewöhnlicher Politiker geworden".

"Barack Obama ist grau geworden", kommentiert auch Der neue Tag aus Weiden: "Kein Wort mehr von 'Yes, we can'. Vor allem die wirtschaftliche Misere aber passt so gar nicht zum amerikanischen Traum. Gegen sie hat auch Mitt Romney kein Rezept. Deshalb ist der Ausgang der Wahl so offen. Es gibt keine Wechselstimmung im Land. Obama kann aber auch keinen Amtsbonus für sich reklamieren. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Obama und Romney zeigt, wie orientierungs- und illusionslos die USA geworden sind."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Susanne Niedorf-Schipke

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