Schuldenkrise und kein Ende "Berlin kann Europa nicht alleine retten"
11.08.2011, 20:14 UhrAuch wenn sich die Börsen nach tagelangem Zick-Zack-Kurs wieder etwas zu beruhigen scheinen, bereiten Spekulationen um eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs weiterhin Sorgen. Jetzt muss der französische Präsident Nicolas Sarkozy beweisen, dass er in Krisenzeiten über sich hinauswachsen kann. Er muss die Situation zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel meistern - die bisher allerdings eisern schweigt.
Kein Euro-Rettungsfonds wäre groß genug, um Frankreich aufzufangen, so der Tagesspiegel aus Berlin. Auch Sarkozy wisse das. "Deshalb tut er gut daran, den Gerüchten um eine mögliche Herabstufung Frankreichs jede Nahrung zu nehmen und sein Land möglichst rasch wieder auf das Niveau der erlaubten Neuverschuldung zurückzuführen." Schon der Austritt Griechenlands aus der Eurozone komme nicht in Frage. Noch viel weniger ist der Euro ohne Frankreich vorstellbar. "Am Ende wären dann nur noch die nordeuropäischen Länder um Deutschland in einem Torso-Euro übrig. Das wäre das Scheitern des europäischen Gemeinschaftswerks."
Die Süddeutsche Zeitung lenkt den Blick auf die Rolle Sarkozys in der Euro-Krise: "Sarkozy steht vor den wichtigsten Wochen seiner Karriere. (...) Er gehört, neben Merkel, zu den wenigen Politikern, an denen das Schicksal des Euro, der EU und damit der Europäer hängt. Deutschland ist darauf angewiesen, dass der Präsident des Nachbarlandes in der Krise besteht. Scheitert Paris, kann Berlin Europa nie und nimmer erhalten. Der Präsident und die Kanzlerin sind dazu verurteilt, sich zu verstehen. Sie sollten noch mehr aufeinander zugehen, als es ihnen vielleicht lieb ist." Zuerst aber muss Sarkozy sicher durch die Turbulenzen dieser Tage leiten. "Es heißt, er sei ein Mann, der in der Krise über sich hinauswächst. Nun hat er die Gelegenheit, das zu beweisen."
Die Berliner Zeitung kommentiert hingegen das Verhalten von Kanzlerin Merkel: "Wenn ich mit Reden nichts Gutes erreichen kann, schweige ich lieber gleich, mag Angela Merkel sich angesichts der erfolglosen Kriseninterventionen Obamas oder Sarkozys denken. Das klingt klug. Es ist aber auch das Eingeständnis einer historischen Niederlage." Denn die große Griechenlandkrise im Mai 2010 veranlasste Merkel dazu, von einem "Kampf der Politik mit 'den Märkten'" zu sprechen. Damals versicherte sie, fest entschlossen zu sein, "'den Kampf zu gewinnen'. Die Märkte, wer und was das auch immer sein mag, haben die Kampfansage angenommen. Das Ergebnis ist tagtäglich zu sehen. Und wirklich: Es macht einen sprachlos."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki