Pressestimmen

Syrien am Wendepunkt "Bürgerkrieg schädigt ganze Generation"

Das Ausland steht weiterhin ratlos vor dem Blutvergießen in Syrien. "Es geht Russland, China und dem Iran auf der einen, dem Westen auf der anderen Seite, einzig und allein um jedesmalig eigene strategische Interessen", schreibt . Die Kommentatoren der deutschen Zeitungen hingegen fragen nicht so sehr nach der Verantwortung für das Chaos, sondern nach dem Danach.

Damaskus unter Beschuss

Damaskus unter Beschuss

(Foto: dpa)

Der Bonner Generalanzeiger fragt: "Und dann? Was kommt dann?" Die Zeitung kommt zu dem vorläufigen Befund: "Assads Tage sind gezählt. Er kann wählen zwischen einer Flucht ins Ausland oder einem furchtbaren Lynch-Tod, wie ihn Muammar al-Gaddafi erleiden musste."

Die in Kassel erscheinende Hessisch-Niedersächsische Allgemeine wirft die Frage auf, "ob es auf den letzten Metern noch eine Verhandlungslösung zwischen Rebellen und Vertretern des Regimes geben kann." Das Blatt aus Kassel sieht hierin eine letzte Chance, einen "Guerillakrieg nach einem Machtwechsel" zu verhindern.

Die Brisanz des syrischen Bürgerkriegs für die gesamte Region hebt der Berliner Tagesspiegel hervor: "Libyen ist ein Randfall, Syrien das Herzstück der arabischen Welt. Hier kreuzen sich so viele innere und äußere Konfliktlinien wie nirgendwo sonst. Im Inneren stehen Sunniten gegen Alawiten, Araber gegen Kurden, Stadtbevölkerung gegen vernachlässigte Landbevölkerung. Außenpolitisch verdichten sich an diesem Knotenpunkt die Konflikte zwischen den Golfstaaten und dem Iran, den Vereinigten Staaten und Russland, der Türkei und Iran, Israel und Libanons Hisbollah." Für Syrien sieht die Zeitung aus Berlin eine düstere Zukunft voraus. "Der Bürgerkrieg mit bisher 17.000 Toten schädigt eine ganze Generation. (...) Libyen könnte sein Schicksal in den nächsten Jahren meistern. Für Syriens Zukunft jedoch lassen sich daraus keine Hoffnungen gewinnen."

Auch die Frankfurter Neue Presse befasst sich mit der Zukunft Syriens nach einem Fall des Regimes. "Die syrischen Rebellen werden sich, spätestens nachdem sie mit dem Attentat vom Mittwoch direkt ins Machtzentrum Assads eingedrungen sind, niemals mit einer Kompromisslösung abgeben (…). Warum sollen sie sich darauf einlassen, wo sie doch ganz kurz vor dem Sieg zu stehen scheinen." Eine physische Überlebenschance für den syrischen Präsidenten sieht das Blatt aus Frankfurt nur, "wenn er in einen sicheren Asylhafen einliefe, zum Beispiel in Moskau." Dennoch ist die Zeitung skeptisch, was die politischen Fähigkeiten der Rebellen angeht: "Ob allerdings die Rebellen in der Lage sein werden, sich auf eine vernünftige Politik zu einigen, die Syrien in eine friedliche und prosperierende Zukunft führt, steht auf einem ganz anderen Blatt."

Vor dem Hintergrund der unübersichtlichen Lage in Syrien hält die Magdeburger Volksstimme nicht weniger als die "Quadratur des Kreises" für notwendig. "Uno-Generalsekretär Ban verlangte ein weiteres Mal, das Blutvergießen sofort zu beenden. Dies indes erfordert eine rasche politische Lösung, die Syriens Machthaber Assad den Weg ins Exil ebnet, den Konfliktparteien die Möglichkeit eines friedlichen Übergangs aufzeigt und obendrein die machtpolitischen Interessen Rußlands und Chinas, vor allem aber Irans ins Kalkül zieht."

Quelle: ntv.de

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