Klimagipfel geht zu Ende "Das ernüchternde Resümee"
17.12.2009, 20:43 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
"In Kopenhagen sollte die Welt gerettet werden", erinnert die Presse. Doch nun bestimmen Eigeninteressen und Egoismus den Gipfel. Was immer noch entschieden wird, es wird sowieso nicht reichen.
"In Kopenhagen sollte die Welt gerettet werden", erinnert die Westdeutsche Zeitung. Das sei einerseits der Plan der dänischen Regierung gewesen und andererseits der Tenor aus den Hauptstädten der Welt. Doch "Ärmel-hoch-Parolen" und "Fünf-vor-Zwölf-Beschwörungen" könnten die Realität nicht verneinen. Das Blatt schlussfolgert, dass "die Dramaturgie des Gipfels nüchtern gesehen vorhersehbar" gewesen sei. Wer nach Kopenhagen schaue, erkenne, dass die Erderwärmung zwar Anlass für den Klimagipfel gewesen sei, aber jetzt nur wirtschaftliche Interessenskonflikte seinen Verlauf und den Ausgang bestimmen würde.
Auch die Berliner Zeitung mutmaßt, dass es "der großen Wurf" wohl nicht mehr gelinge. "Schließlich können sich die 192 Staaten bislang noch nicht einmal darauf einigen, den weltweiten Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad zu begrenzen." Das sei jedoch das kleinste gemeinsame Ziel, merkt das Blatt kritisch an. "Auch wenn Klimaforscher längst davon ausgehen, dass selbst dies nicht mehr ausreichen würde, um die Erderwärmung einigermaßen im Griff zu behalten." Daher hinke der Klimagipfel schon jetzt den naturwissenschaftlichen Realitäten weit hinterher. Dabei sei es völlig egal, wie eine mögliche Einigung am Ende aussehe.
Die gleichen Töne schlägt die Leipziger Volkszeitung an, wenn sie beobachtet, dass es der Weltgemeinschaft unheimlich schwer falle, "gemeinsam Verantwortung für ihr gemeinsames Schicksal zu übernehmen". Das sei schon vor Ende des Gipfels "das ernüchternde Resümee". Das Blatt geht sogar weiter und behauptet, dass es etwas Verbindliches gar nicht geben könne auf Grund des vorherrschenden Egoismus und der Eigeninteressen der einzelnen Staaten. "Vielleicht entsprangen größere Erwartungen einer naiven Weltverbesserungsromantik."
Auf eigene Interessen spielt auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung an: "Das Ziel, die Temperaturerhöhung auf zwei Grad zu begrenzen und den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch und verbindlich zu verringern, droht hinter wütenden Auseinandersetzungen zu verschwinden." Dieser Umstand sei weniger einer unprofessionellen Konferenzleitung geschuldet als Interessen. Wenn es am Ende des Gipfels kein globales Klimaabkommen gebe, dann bedeute dies zwar nicht "das Ende der internationalen Klimapolitik" und auch nicht "den Untergang des Planeten". Aber die Idee, "ein globales Problem unter globaler Mitwirkung zu lösen", wäre gescheitert. Wer trägt dann die Schuld? Das Blatt führt "nicht (nur)" die Gastgeber an, sondern auch die "nationalen Interessenverfechter und jene Klimamaximalisten, die die Apokalypse vorhersagen". Die Zeitung hofft, dass in Kopenhagen vielleicht "ja doch noch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein" siege.
Die Kölnische Rundschau nimmt den dänischen Gastgeber und seine Rolle da schon genauer unter die Lupe: "Die Konferenzchefin tritt zurück, dann entledigt man sich sogar der Pflichtaufgabe, ein Papier für den Abschluss zu entwerfen." Fazit: Es hätte bei einer Klimakonferenz noch nie solch ein Chaos geherrscht. "Und das hat nicht nur mit Organisationsmängeln zu tun, sondern mit dem Druck, Gastgeber eines historischen Ereignisses zu sein." Denn dieses Ereignis könne auch eine "historische Pleite" werden. "Am Ende werden die Zocker sagen, dass mit so schlechten Karten nicht mehr drin gewesen sei. Man muss sich dabei eins vor Augen führen: Selbst der maximale denkbare Erfolg in Kopenhagen wäre einer, der für das allseits anerkannte Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, nicht ausreichen würde. Das ist der Maßstab, das muss der Maßstab bleiben. Denn die Zocker haben sich die Karten ja schließlich selbst gegeben."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger