Blutiger Mord an Soldat in London "Das war noch nicht da"
23.05.2013, 19:17 Uhr
Ein britischer Soldat wird in London mitten auf der Straße mit einem Fleischerbeil ermordet. Die beiden Täter skandieren dabei islamistische Parolen. Es soll sich um britische Staatsbürger mit Verbindungen nach Nigeria handeln. Die Kommentatoren der deutschen Zeitungen sind über den mutmaßlichen Terrorangriff geschockt und suchen nach Erklärungen. Was sie finden, ist beängstigend.
Die Berliner Zeitung reagiert bestürzt auf die Bluttat in London: "Ein junger Mann mit einem Fleischermesser und einem Hackbeil in der blutverschmierten Hand, der einem Passanten in dessen Handykamera hinein erklärt, warum er den Soldaten, der da hinten liegt, nicht nur getötet, sondern auch noch geschlachtet hat - das war noch nicht da". Scharfzüngig fügt das Blatt an: "Wenn die Generäle von ihren Drohneneinsätzen erzählen, wenn die Politiker es tun, dann haben sie sich die Hände gewaschen und im Hintergrund ist kein Opfer zu sehen, sondern eine Fahne".
Abgeklärter erscheint der Kommentar des Kölner Stadt-Anzeigers: "Die Täter werden vermutlich ihren Heldenstatus, den sie in ihren Kreisen erreichen, genießen. Egal, ob sie für den Rest ihres Lebens hinter Gittern landen. Wahrscheinlich dachten sie, sie hätten nichts zu verlieren, aber das Recht, im Kampf zu sterben". Dabei, so die Zeitung aus Nordrhein-Westfalen, seien die Täter "nichts als zwei ganz normale vom Hass verblendete Killer. Nicht anders als die Männer in Boston oder die Bombenleger im Bonner Hauptbahnhof". Und genau dies offenbart für das Blatt die ganze Dramatik: "Es kann sich jederzeit und überall wiederholen".
"Die Mörder des britischen Soldaten sind keine afghanischen Stammeskrieger, sondern in England aufgewachsene dunkelhäutige Männer. Ihre zumindest an der Oberfläche perfekte Integration in die ohnehin multikulturelle Bevölkerung Londons hat sie nicht daran gehindert, in sich einen Hass großzuziehen, der sich nun in einer atavistischen Bluttat entlud", führt die Nürnberger Zeitung vor Augen. Auch für das Blatt aus Bayern sind die Parallelen zu den Boston-Attentätern unübersehbar - dennoch macht es einen Unterschied aus: "Die Killer von London stellten nicht irgendwo eine Sprengstofftasche ab, ihnen war es um den maximalen Schrecken zu tun, als sie ihr Opfer vor den Augen von Passanten eigenhändig massakrierten".
"Warum hassen sie uns? Diese Frage wird im Westen oft nach einem Terroranschlag radikaler Muslime gestellt", vergegenwärtigt der Tagesspiegel. Für den Kommentator aus Berlin steckt Dreierlei dahinter: "Erstens das Erschrecken über die Bestialität der Tat. Zweitens die Suche nach einer Erklärung. Drittens aber auch die Neigung, aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer zu machen. Keine Begründungsnot sollte diesen Verdacht provozieren. Warum hassen sie uns? Wer diese Frage nach der Bluttat in London stellt, könnte sie ebenso in Bezug auf in Deutschland lebende Türken nach den NSU-Morden oder dem Massenmord von Anders Behring Breivik gestellt haben. Eine absurde Vorstellung".
Quelle: ntv.de