Pressestimmen

Atombombentest macht ratlos "Endlich gemeinsame Sache machen"

In Südkorea wird gegen die Politik Kim Jong Uns protestiert.

In Südkorea wird gegen die Politik Kim Jong Uns protestiert.

(Foto: REUTERS)

Nordkorea testet eine Atombombe und bringt die Welt damit in Aufruhr. Wie sollen China und die USA reagieren? Gibt es überhaupt Möglichkeiten des Einflusses auf Kim Jong Un? Die Kommentatoren der Zeitungen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie auf die Situation zu reagieren ist.

Nordkorea testet eine Atombombe und bringt die Welt damit in Aufruhr. Wie sollen China und die USA reagieren? Gibt es überhaupt Möglichkeiten des Einflusses auf Kim Jong Un? Die Kommentatoren der Zeitungen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie auf die Situation zu reagieren ist.

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Was treibt den Machthaber Kim Jong Un zu dem Akt der Provokation? Der Bonner General-Anzeiger vermutet eine innenpolitische Schwäche: "Allerdings scheint die Macht des gerade einmal 30-Jährigen nicht so gefestigt zu sein, dass er völlig freie Hand hat. Noch ist er von dogmatischen Hardlinern seines Vaters umringt, die nur darauf warten, dass er schwächelt. Umso mehr will der junge Kim offensichtlich beweisen, dass er imstande ist, nach außen Härte zu zeigen."

Nur mit dieser Abschreckungstaktik könne der Diktator seine Macht erhalten, glaubt auch die Leipziger Volkszeitung: "Kims Dynastie hat aus dem Zerfall der Sowjetunion gelernt, dass Reformen am System zu dessen Zerfall führen. Aus dem Afghanistan- und Irak-Krieg weiß Nordkoreas Führung, das sicherste Mittel, sich gegen einen Angriff zu schützen, ist der Besitz von Atomwaffen. Dito Libyen: Gaddafi folgte der internationalen Forderung, stoppte seine nuklearen Ambitionen – und wurde mit westlicher Hilfe vom Thron gebombt. Solange die Clique um Kim davon ausgeht, Ziel eines 'Regime Change' zu sein, wird sie das Atomprogramm fortsetzen. Westliche Sanktionsdrohungen und Abschreckungsszenarien wirken eher kontraproduktiv, weil sie die Hardliner in Pjöngjang bestätigen. Über kurz oder lang werden die USA, Japan und Westeuropa verhandeln müssen."

Im Kölner Stadtanzeiger wird kommentiert, das Regime wolle sich mit seiner Provokation Hilfslieferungen erkaufen: "In Pjöngjang hofft man offenbar, dass es nach dem dritten Atomtest so kommen wird wie nach dem ersten und zweiten: Aus Angst vor einer unkontrollierbaren Eskalation kommen die Nachbarn über kurz oder lang an den Verhandlungstisch zurück und versuchen, Nordkorea mit Hilfslieferungen Zugeständnisse abzukaufen. Pjöngjang spielt dabei mit, solange es ihm passt, und provoziert dann weiter. Dieser Teufelskreis ließe sich jedoch durchbrechen, wenn China und die USA zu dem Schluss kämen, dass die Bedrohung eines nuklearbewaffneten Nordkoreas außer Kontrolle gerät. Und wenn Peking und Washington sich nicht mehr gegeneinander ausspielen und aufhetzen lassen, sondern endlich gemeinsame Sache machen."

Die Stuttgarter Zeitung weist auf die Konsequenzen hin, die der Bombentest auf die Beziehungen der Großmächte haben könnte: "Erstaunlicherweise ist es gerade Nordkorea, welches bewirken könnte, dass die zerstrittenen Nachbarn in Asien und die USA zusammenrücken. Washington und Tokio, Seoul und auch Peking stimmen weitgehend darin überein, dass ein Status quo in der Region das Beste für alle Beteiligten wäre  – mit einem Nordkorea ohne Atomwaffen. In diesem Sinne gilt es gemeinsam voranzugehen. Nordkoreas engster Verbündeter China hat in jüngster Vergangenheit viel von seiner Zurückhaltung gegenüber den Eskapaden in Pjöngjang aufgegeben. Aus Peking gab es klare Worte des Missfallens. Das ist richtig und wichtig, denn die Zeit drängt."

Bei der Welt ist man skeptisch, ob sich die atomare Bedrohung je beseitigen lassen wird: "Barack Obama und auch die EU stehen an einem Scheideweg. Die USA haben vor 40 Jahren Südkorea, Taiwan und Brasilien zur Aufgabe ihrer Atomprogramme gezwungen. Gegenüber Nordkorea hat das nicht mehr funktioniert. Der Atomsperrvertrag steht auf der Kippe, und Sanktionen sind brüchig. Der Iran könnte als nächstes Land eine Bombe testen. Nordkorea mit Krieg zu überziehen hieße, den Iran im Fall des Falles ebenfalls anzugreifen. Atomares Wissen kann man aber weder weghungern noch wegbomben."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Thomas E. Schmidt

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