China mischt sich ein "Für Amerika äußerst peinlich"
14.07.2011, 21:04 UhrIst die Staatspleite der USA noch aufzuhalten? Wenn Demokraten und Republikaner nicht bald eine gemeinsame Lösung zur Anhebung des Schuldenlimits finden, droht Moody's mit einer Herabstufung der Bonität. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, schaltet sich jetzt auch noch China ein - ein weltfinanzpolitisch brisanter Vorgang.
"Amerika steht am Scheideweg. Und vieles deutet darauf hin, dass die Supermacht durch überbordende Militärausgaben, Bankenrettungen, Sozialprogramme und den Ausverkauf der klassischen Industrie ihre Kräfte überdehnt hat." Dass die Republikaner Obama hinhalten sei für den US-Präsidenten demütigend genug, so der Reutlinger General-Anzeiger. Schwerer aber wiege die Tatsache, "dass die Chinesen, die auf derzeit 1,15 Billionen Dollar schweren US-Anleihen sitzen, Amerika dessen Abhängigkeit spüren lassen. Das ist eine neue Qualität."
"Das hat es noch nie gegeben: Die aufstrebende Wirtschaftsmacht China liest der weltgrößten Volkswirtschaft die Leviten. Das ist ein massives Misstrauensvotum gegenüber den USA, an dessen Bonität die Märkte bisher nie gezweifelt hatten", schreibt auch die Westdeutsche Zeitung aus Düsseldorf. Die harten Worte aus Asien verdeutlichen "die sich beschleunigende Kräfteverschiebung im weltwirtschaftlichen Gefüge: China ist mit Abstand der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten und wird von Zynikern nicht zu Unrecht die 'Bank of America' genannt."
Dass China die Schuldenpolitik Washingtons scharf beobachtet, kommentiert auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Die ungeduldige Kritik an der Erfolglosigkeit der Versuche, der Schuldenkrise Herr zu werden, verrät die Besorgnis über die mögliche Wertentwicklung amerikanischer Staatsanleihen in chinesischem Besitz. Die implizite Drohung ist offenkundig; der ganze Vorgang ist welt(finanz)politisch brisant und für Amerika pikant, um nicht zu sagen, äußerst peinlich."
"Demokraten und Republikaner leisten sich in Washington ein Spiel mit dem Feuer." Dass sich die politischen Lager trotz der dramatischen Situation nicht auf einen Kompromiss einigen können, "spiegelt die tiefe Zerrissenheit in den Vereinigten Staaten wider." Die Leipziger Volkzeitung äußert sich besorgt über den politischen Zustand der USA: "Präsident Barack Obama ist mit seinem ursprünglichen Anliegen gescheitert, die anscheinend unendlichen Gräben zwischen den Parteien zuzuschütten und mehr Gemeinsamkeiten zu entwickeln."
Sollte eine Einigung nicht gelingen, dann "könnten amerikanische Rentner, Veteranen und Sozialhilfeempfänger nächsten Monat leider kein Geld mehr bekommen, warnt Barack Obama." Würde Angela Merkel das in Deutschland verkünden, müsste mit "bürgerkriegsähnlichen Unruhen" gerechnet werden, meint der Mannheimer Morgen. Warum aber bleiben die Amerikaner so ruhig? Das Blatt nennt zwei Ursachen – "eine gute und eine schlechte. Die positive: Die meisten Bürger wissen längst, wie sehr in Washington Klappern zum Geschäft gehört. Der schlechtere Grund für die vergleichsweise verhaltenen Reaktionen: Vielen scheint die Dramatik der Lage, der drohende Staatsbankrott, noch nicht richtig bewusst. Sonst würden sie es ihren Repräsentanten nicht länger durchgehen lassen, kostbare Zeit mit parlamentarischen Schlammschlachten zu verschwenden."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki