Pressestimmen

Viele Fragen zur Korea-Krise "Globalisierung des Schreckens"

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(Foto: dpa)

Nordkorea setzt seine Provokationen fort und kündigt an, eine Atomanlage wieder in Betrieb zu nehmen, mit der bereits Uran angereichert wurde. Diplomaten versuchen vergebens, auf das Regime in Pjöngjang einzuwirken. "Was kann man tun?", fragen die Kommentatoren der deutschen Presse.

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Der Kölner Stadt-Anzeiger weist auf die Unterschiede zwischen der heutigen und vergangenen Auseinandersetzungen hin: "Die Globalisierung des Schreckens macht die Reaktionen schal. Wenn die USA, Russland oder China die Atomtechnik nicht liefern, dann tut es eben Pakistan. Die sogenannten Schwellenländer sind heute alle in der Lage, hochtechnische Anlagen zu produzieren, sei ihre Bevölkerung auch arm, rückständig und zum Teil des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Sanktionen verhindern keine Kriege mehr. Wer bereit ist zu zahlen, kann alles kaufen."

Was will Kim Jong Un erreichen? So richtig klar ist das bisher nicht. Die Augsburger Allgemeine spekuliert über die Bedeutung seiner Gesten: "Das Feuerwerk aus Drohgebärden, Beschimpfungen und Imponiergehabe, das Pjöngjang seit Tagen abbrennt, klingt zwar wie Kriegsgeheul. Aber vielleicht ist die Botschaft in Wahrheit an das eigene Volk gerichtet und lautet: 'Schaut her, wie wir für euch kämpfen.' Oder sie ist an die USA gerichtet und lautet: 'Nehmt uns ernst und redet mit uns.' Die USA reagieren aktuell mit einer Mischung von Herunterspielen und Ernstnehmen. Sie schicken in geringer Anzahl Kampfjets und Schiffe nach Südkorea. Das ist keine Überreaktion – aber auch kein Beitrag zur Problemlösung."

Ist das Verhalten nun kalte Berechnung oder eine große Dummheit? Die Nürnberger Zeitung möchte das Regime zumindest nicht als wahnsinnig abgestempelt sehen: "Merkwürdig, je 'verrückter' sich der Machthaber in Pjöngjang aufführt, desto mehr neigt man im Westen dazu, rationale Gründe für sein Verhalten zu entdecken. Fest steht, dass in der Koreakrise sehr viel Taktik im Spiel ist. Schließlich gibt es keine Truppenbewegungen großen Stils, die eine konkrete Kriegsgefahr bedeuten würden. Viel Lärm um nichts also? Das wäre wohl so, wenn eine kleine Fehlreaktion nicht eine tödliche Spirale in Gang setzen könnte."

Und was wäre nun eine angemessene Reaktion? Die Leipziger Volkszeitung findet die der USA nicht ausreichend: "Washingtons vermeintliche Demonstration der Stärke kommt überaus halbherzig daher. Von einer Armada, die in einen möglichen Krieg zieht, kann, für amerikanische Verhältnisse, kaum die Rede sein. Gleichwohl ist die Nervosität groß. Washington rätselt, was der Machthaber in dem weithin abgeschlossenen kommunistischen Land im Schilde führt. Hinter vorgehaltener Hand gestehen die Berater des US-Präsidenten sogar offen ihre Ratlosigkeit ein, wie sich die angespannte Lage wieder beruhigen lässt. Die Sorge der Obama-Administration: Die Führungsriege in Pjöngjang ist so stark isoliert, dass sie das Geschehen außerhalb ihrer Grenzen völlig falsch interpretieren könnte."

Die USA kann also kaum etwas ausrichten. Und wie steht es um Nordkoreas Verbündeten China? Die Wetzlarer Neue Zeitung appelliert für ein Machtwort: "Die einzige Lösung kann es sein, dass Peking sich dazu durchringt, einen härteren Kurs gegenüber den Verbündeten in Pjöngjang zu fahren. Gestern hat China zum Dialog aufgerufen. Aber das ist zu wenig. Wenn China als eine Ordnungsmacht in der asiatisch-pazifischen Region wahrgenommen werden möchte, dann muss es jetzt eingreifen beziehungsweise Einhalt gebieten. Einen unberechenbaren und unerprobten Machthaber wie Kim Jong Un darf niemand mit dem Feuer spielen lassen – vor allem dann nicht, wenn er eine Atombombe zünden könnte."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Thomas E. Schmidt

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