Hoeneß' Doppelmoral "Hätte er doch nur geschwiegen"
23.04.2013, 21:20 Uhr
Auf dem Sprung: Mario Götze.
(Foto: dpa)
Der Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern München wird von den Tageszeitungen eher kritisch kommentiert. Die Vermutung liege nahe, dass die Bayern von der Debatte um Uli Hoeneß ablenken wollten, heißt es. Und: Binnen weniger Tage werde der Bayern-Patriarch "zum zweiten Mal als Falschspieler entlarvt".
Die Westfälischen Nachrichten aus Münster schreiben: "Die Bayern nehmen das Beben im Revier billigend in Kauf. Mit der Verpflichtung Götzes haben sie ihre Macht am Markt demonstriert und sich nach einigen Demütigungen durch den BVB in den beiden vorangegangenen Spielzeiten an eine alte Strategie erinnert: Stärker werden durch Schwächung des Gegners."
Die in Frankfurt (Oder) ansässige Märkische Oderzeitung meint: "Neben den sportlichen und finanziellen Gesichtspunkten bleibt vor allem die Frage, warum der FC Bayern diesen Transfer ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich gemacht hat. Denn besonders den BVB trifft die Nachricht vom Abgang seines talentiertesten Spielers zur Unzeit, schließlich empfängt das Team heute (Mittwoch) keinen geringeren als Real Madrid. Selbst wenn die Dortmunder Akteure das Gegenteil behaupten, eine optimale Vorbereitung auf das selbst ernannte Spiel des Jahres sieht anders aus. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung legt jedoch die Vermutung nahe, dass die Bayern von der Debatte um Uli Hoeneß ablenken wollen. Solch negative Presse wollte und konnte sich der Rekordmeister nicht länger mit ansehen. Und so sorgt der FC Bayern kurzerhand mit anderen Schlagzeilen für Ablenkung."
Die Nürnberger Zeitung kommentiert: "Auf der iberischen Halbinsel dominieren seit Jahrzehnten mit ganz wenigen Ausnahmen der FC Barcelona und Real Madrid die Meisterschaft. Hierzulande schicken sich der FC Bayern und Borussia Dortmund an, es ihnen gleichzutun. Dur ch die Verpflichtung Mario Götzes ändert sich die Konstellation allerdings grundlegend - künftig könnten nicht zwei Teams die Liga beherrschen, sondern nur der Klub von der Isar."
Die Ulmer Südwest-Presse äußert Mitleid mit den Borussen: "Dieser Nadelstich tut weh. Was wir aus diesem spektakulären Wechsel lernen: Die Dortmunder stehen - anders als nach zwei Bundesliga-Titeln und internationaler Reife gedacht - doch nicht auf einer Stufe mit den Bayern. Die sind in der Lage, Unsummen auf den Markt zu werfen, um begehrtes Personal zu locken. Und das, ohne sich ansatzweise so zu verschulden, wie spanische Top-Klubs dies ungeniert vorleben. Mit der Verpflichtung des Erfolgstrainers Pep Guardiola hatten die Bayern die letzte Barriere in ungeahnte Dimensionen beiseite geräumt. Fragt sich nur, was sie überhaupt noch elementar verbessern können, wo sie eh schon dabei sind, alle Ziele zu verwirklichen. Eines ist sicherlich, Mario Götze in der Ära Guardiola zum neuen Lionel Messi aufzubauen."
Die Nordwest-Zeitung aus Oldenburg stellt klar: "Der Transfer-Coup der Bayern, das Dortmunder Jahrhundert-Talent Mario Götze mit Millionen-Beträgen nach München zu lotsen, ist absolut rechtens. Nein, der wunde Punkt ist ein anderer: Uli Hoeneß. Der Bayern-Patriarch wird binnen weniger Tage zum zweiten Mal als Falschspieler entlarvt. Es ist keine Woche her, da setzte sich Hoeneß vehement für die Förderung des Wettbewerbs in der Bundesliga ein. Uli Hoeneß, Fußballverbesserer mit nationalem Anliegen. Hätte er doch nur geschwiegen. Auf diese Doppelmoral kann der Fußball in Deutschland nämlich gut verzichten."
Quelle: ntv.de