Pressestimmen

Datenschutz im Internet "Man muss Google dankbar sein"

Google Street View hat eine Diskussion entfacht, die längst überfällig ist: Wie soll im Internet grundsätzlich mit persönlichen Daten umgegangen werden? Die Politik muss handeln, denn momentan hinkt sie der rasanten Entwicklung im Netz stark hinterher.

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(Foto: dpa)

"Viele Deutsche quält in diesem Sommer ein diffuses Unbehagen. Und das richtet sich nur vordergründig gegen Kamera-Autos und Häuser-Fotos", meint die Augsburger Allgemeine. Denn Google Street View zeige den Menschen die "grelle, öffentliche" Kehrseite der digitalen Welt: "Die Privatheit siecht dahin. Die verbissene Diskussion dieser Tage hat auf jeden Fall etwas Gutes. Sie ist eine Art Weckruf für die Menschen in der digitalen Welt. Vielleicht wird uns nun bewusster, wie weit unsere eigene Selbstentblößung vor den datenwütigen Weltkonzernen bereits vorangeschritten ist."

Die Politiker geben in der aktuellen Street-View-Diskussion keine gute Figur ab, finden die Nürnberger Nachrichten: "Die gegenwärtige politische Debatte erweckt den Eindruck, als wären Internet-Geodienste wie Google Earth und Street View aus dem Nichts über uns gekommen. Auf einmal ist die Aufregung groß, aus allen Parteien werden Forderungen laut, es müsse nun wirklich etwas getan werden, um die Privatsphäre der Bürger zu schützen. Die Regierung kommt auf die originelle Idee, die Datenschutz-Gesetzgebung solle auf das Internet-Zeitalter angepasst werden. Dieses hat bekanntlich schon vor längerer Zeit begonnen, aber die Politik offenbar nicht besonders interessiert. Deshalb jetzt auch das Herumgeeiere. Die Politik wird vermutlich der Internet-Entwicklung immer hinterherhinken. Aber sie darf sich nicht mehr so abhängen lassen wie beim jüngsten Google-Coup".

"All diejenigen, die der Datenkrake in den kommenden Tagen ihre volle Adresse und Wohnungslage mitteilen, um zu verhindern, dass eine öffentliche Fassade auch im Internet steht, sollten noch einmal innehalten", findet die Wetzlarer Neue Zeitung, denn "was macht Google denn wohl mit diesen Adressen?" Den Politiker rät das Blatt, Gesetze zu initiieren, die sich "gegen Datenmissbrauch und die systematische Verletzung der Urheberrechte im Internet wenden. Dort liegen die eigentlichen Probleme."

Die Idee von Bundesinnenminister de Maizière, ein Gesetz zur datenschutzrechtlichen Verpflichtung aller Geodienstleister auf den Weg zu bringen, findet die Volksstimme (Magdeburg) dann auch "überzeugend", da Google-Street-View nur "die Speerspitze einer viel größeren Entwicklung" darstelle. Die eigentliche Frage sei, "wie im Internet grundsätzlich mit persönlichen Daten umgegangen werden soll. Genauso wie im echten Leben? Das ist zu kurz gedacht. Gerade Google- Street-View zeigt ja, dass sich im Zeitalter des Internets völlig neue Datenschutzprobleme stellen. Zwar haben wir in den vergangenen Jahren eine Kommunikationsrevolution erlebt. Der deutsche Datenschutz hat mit dieser Entwicklung aber nicht schrittgehalten und bedarf dringend der Modernisierung. Man muss Google geradezu dankbar sein dafür, dass der Konzern die Debatte mit seiner Street-View-Idee endlich anschiebt."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki

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