Pressestimmen

CDU gewinnt im Saarland "Piraten sind das Überraschungsei"

Das Saarland hat gewählt, und die SPD hat wieder gegen die CDU verloren. Wenn die Christdemokraten zu sozialdemokratisch werden, könnte das dem Original auch im Bund passieren, und nicht nur das. Der Verfall der FDP ist nicht zu stoppen, die Piraten sind ein "Überraschungsei". Fast wähnt man sich in einem "politischen Rausch".

Zu langweilig? Zu verwechselbar? Die SPD hat es im Saarland nicht geschafft.

Zu langweilig? Zu verwechselbar? Die SPD hat es im Saarland nicht geschafft.

(Foto: dpa)

Der Berliner Tagesspiegel macht seinen Verlierer aus: "Die SPD hat es wieder nicht geschafft. Also jetzt im Saarland nicht, und das zum wiederholten Mal unter Heiko Maas. Dabei ist der doch nett und kompetent. Aber er war der Amtsinhaberin politisch wohl zu ähnlich, mitsamt seiner Partei. Was das der SPD im Bund sagt? Sie gilt nicht mehr als das zu wählende Original, wenn die CDU sozialdemokratisch wird. Das bisschen Saarland ist nämlich überall."

"Ein Sozialdemokrat, der nur im Paket der großen Koalition zur Regierungsverantwortung bereit ist, stellt eben keine Alternative dar", meint auch die Leipziger Volkszeitung. "Zumindest dann nicht, wenn die CDU als die bessere sozialdemokratisierte Volkspartei daher kommt, sich nicht (mehr) auf Gedeih und Verderb an die Fast-nicht-mehr-da-Partei Deutschlands, die FDP klammert, und politisch nach fast überall offen erscheint." Das Blatt hält fest: "Die abgeleiteten, uniform wirkenden politischen Größen sind raus. Davon haben in besonderer Form die Piraten profitiert. Sie sind das Überraschungsei, die politische Resterampe für die, die nicht mehr wissen wohin mit ihrer Stimme."

"Die frische, politisch wagemutige Annegret Kramp-Karrenbauer war den Wählern lieber als der liebenswürdige ewige Verlierer von der SPD", kommentiert auch die Süddeutsche Zeitung und macht Trends aus, die auch auf Bundesebene gelten. "Darüber hinaus zeigen sich in der saarländischen Nussschale drei Besonderheiten, die auch Bundestrends beschreiben. Da ist erstens das schwarz-rote Saarbrücker Verlöbnis schon vor der Wahl; diese innige Liaison von CDU und SPD nimmt womöglich die Zwänge vorweg, die sich nach der nächsten Bundestagswahl im Bund ergeben könnten. Trend zwei: Der anhaltende Verfall der FDP, die auf Sandkorngröße zerrieben wurde. Als neue liberale Kraft präsentiert sich, das ist der dritte bundespolitische Trend, die Piratenpartei. Deren digitalisierter Liberalismus tritt neben den chlorophyllisierten der Grünen und den moribunden Liberalismus der FDP."

"Die Krise hat die Wähler zermürbt. Offenbar begegnen sie dem nicht unbedingt mit der Flucht ins Stabile, sondern mit der Lust am politischen Rausch - frei nach dem Piratenlied-Refrain 'und 'ne Buddel voll Rum'", konstatiert der Kölner Stadt-Anzeiger. Das könnte den etablierten Parteien schaden, denn für sie "ist das mühsam, vielleicht sogar schädlich". "Im Saarland ist das Experiment mit der politischen Farbkombination schwarz-gelb-grün gescheitert. Die Wähler könnten die Parteien künftig allerdings dazu zwingen, noch ganz andere Farbenspiele zu versuchen. Theoretisch ist damit der Demokratie gedient. Dass es hilft, die anstehenden Probleme zu lösen, ist doch eher zweifelhaft. An der Saar mag die große Koalition darum nützlich sein. Als Zaubermittel gegen die auseinanderlaufende Wählerschaft taugt sie nicht. Die SPD weiß das seit Sonntag genauer."

Die Main-Post aus Würzburg kommentiert den Einzug der Piraten in den Landtag: "Offenbar sammeln jetzt sie frustrierte Protestwähler ein. Dabei sind die Piraten in erster Linie gar keine Protestpartei, sondern das Abbild eines Teiles unserer Gesellschaft, dessen Haltung vor allem darin besteht, zu vielen wichtigen Themen gar keine Haltung zu haben. Dafür aber eine sehr feste und selbstbewusste Position bei den Themen, die einen selbst und unmittelbar betreffen."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Nadin Härtwig

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen