Pressestimmen

G7-Gipfel auf Schloss Elmau "Viel instinktloser kann man kaum sein"

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Die Mächtigen der Welt treffen sich auf Schloss Elmau, denn Gastgeberin Angela Merkal lädt zum G7-Gipfel in die Idylle Bayerns. Doch die Inhalte des Treffens scheinen für die Öffentlichkeit weniger interessant als die luxuriöse Unterkunft, in der die Staatschefs gastieren. Auch der Sicherheitsapparat rund um den Gipfel, der die Demonstranten in Schach halten soll, macht mehr von sich Reden als die eigentlichen Themen. Es bleibt zu bezweifeln, ob das Treffen der G7 den ganzen Aufwand wert ist, wenn aussagekräftige Ergebnisse auf der Strecke bleiben. Davon ist die Presse überzeugt und prophezeit, dass auch dieser Gipfel ergebnislos enden wird.

Wer sehen wolle, wie weit sich die Politik von den Menschen entferne, müsse in den kommenden Tagen nur einen Blick nach Schloss Elmau werfen, erklärt die Dithmarscher Landeszeitung aus Heide. Das direkte Gespräch von Staatschefs sei wichtig und stehe außer Frage. "Zu einem äußerst fragwürdigen Spektakel werden jene Treffen jedoch, wenn dreistellige Millionenbeträge dafür aufgewendet werden müssen, um das Wohl der Teilnehmer sicherzustellen", setzt das Blatt entgegen. Kosten und Nutzen der Veranstaltung stünden in keinem angemessenen Verhältnis zueinander. "Viel instinktloser kann man kaum sein."

Den Sinn des G7-Gipfel in seiner aktuellen Form hinterfragt auch die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle. Die Zeiten, in denen die Gruppe der G7 noch die Geschicke der Welt lenkte, seien längst vorbei. "Wenn Angela Merkel heute ihre Kollegen einlädt, befassen sie sich mit Plastikmüll, Antibiotika und Versicherungen für Kleinbauern. Alles wichtige Anliegen. Aber solche Tagesordnungen hätten sich ihre Vorgänger nicht zugemutet." Die G7 suche nach einer Agenda, weil sie bei entscheidenden Themen Konkurrenz bekommen habe. Im Zuge der Globalisierung und einer neuen "bunten Clublandschaft" trete die Gruppe nur noch "als eine von vielen Vereinigungen" auf. Ihr einmaliger Stellenwert scheint abhandengekommen.

Nicht nur die Presse, sondern auch 80 Prozent der Bundesbürger sind davon überzeugt, dass das Treffen keine bedeutenden Ergebnisse liefern werde, schreibt die Volksstimme aus Magdeburg. "Ein Gruppenbild mit Strandkorb hier, ein netter Grillabend dort": Die Inszenierung der Teilnehmer sei entscheidender als die eigentliche Bedeutung des G7-Gipfels. "Mehr als 300 Millionen Euro wird der G7-Gipfel in Elmau kosten. Geld, das für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer nicht zur Verfügung steht", vergleicht die Volksstimme kritisch und bietet Verbesserungsvorschläge an: So sollten sich alle Staaten künftig die Kosten des Treffens teilen und die Gipfel stets an einem Ort stattfinden. "So bleibt vielleicht am Ende mehr Geld und Zeit für dringendere Anliegen."

Rund 360 Millionen Euro für eine "Plauderrunde über 30 Stunden" auszugeben, ist laut Eisenacher Presse nur dann vertretbar, wenn wirklich entscheidende Ergebnisse herauskommen. "Was so teuer ist, sollte dann aber von guter Qualität sein." Würden die Bürger aber erkennen, dass "die Schlossparty nur ein 'Ätschebätsch, du bist nicht dabei' in östliche Richtung gewesen ist", werden sie sich zweimal überlegen, ob ihre Steuergelder in diesen "Kindergarten" gesteckt werden sollen.

Zusammengestellt von Katja Belousova

Quelle: ntv.de

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