Razzia im Hause Glaeseker "Was wusste Wulff?"
19.01.2012, 21:21 Uhr
Noch ist es nur ein Verdacht, der auf dem früheren "Präsidentenflüsterer" lastet. Sollte sich der Vorwurf der Bestechlichkeit gegen Olaf Glaeseker jedoch erhärten, werden neue Gewitterwolken über Schloss Bellevue ziehen. Schnell wird sich die Frage stellen: Was wusste Wulff von den Umtrieben seines ehemaligen engen Vertrauten?
Bislang bestehe "nur" der Verdacht der Bestechlichkeit, stellt die Augsburger Allgemeine klar und betont: Aber wenn es tatsächlich so gewesen wäre, dass der damalige Regierungssprecher Gratis-Urlaube von einem Party-Veranstalter annahm, den er selbst mit Aufträgen versorgte, "dann wird sich rasch die Frage stellen: Was wusste Wulff von den Umtrieben?"
Sind "Wulff und Glaeseker, Koch und Kellner", fragt der General-Anzeiger und verneint. Glaeseker, nicht nur Niedersachsen wüssten das, habe Wulff zu dem gemacht, was er heute ist, stellt das Bonner Blatt klar. "Wie man jetzt ahnen mag: im vollen Sinn der Aussage. Es gibt da rund um Hannover eine Sponsorenaffäre, in der sich die Anzeichen mehren, dass eben nicht nur Glaeseker, sondern auch Wulff eine zentrale Rolle spielt - und damit beginnt das Ganze von neuem: Volle Wahrheit, halbe Wahrheit, gar keine Wahrheit?"
Die Razzia bei Olaf Glaeseker zeige nach dem Absinken der Wulff-Debatte "auf Bobycar-Niveau", worum es im Kern eigentlich geht, konstatiert die Landeszeitung. Nämlich darum, ob die niedersächsische Staatskanzlei einst eine allzu enge Nähe zu den Reichen pflegte? Diese Frage sei bisher nicht überzeugend verneint worden, merkt die Zeitung aus Lüneburg an und ist sicher: "Die Durchsuchungen bei Ex-Pressesprecher Olaf Glaeseker bringen sie auch im Falle Wulffs wieder auf die Tagesordnung." Selbst wenn seine einstige rechte Hand schuldig gesprochen werden sollte, heiße das nicht, dass sich auch Wulff schuldig gemacht habe. Der Schatten des Zweifels aber würde nie weichen. Wulff müsse sich fragen, ob sein Ansehen so unbefleckt aus der Affäre herauskommt wie es das Amt erfordert.
Die Nordwest-Zeitung macht sich weniger Gedanken zur Razzia im Hause Glaeseker. Stattdessen zeigt sie sich überrascht über die Aussage einer Sprecherin des Versicherers Talanx. Demnach soll sich der damalige Ministerpräsident Wulff sehr wohl aktiv um die Gewinnung von Sponsoren für den Nord-Süd-Dialog gekümmert haben. "Das Kleinklein des Einsammelns besorgte dann Wulffs Sprecher Glaeseker, der sich dafür - so die Staatsanwälte - in den Ferienvillen des Impresarios Schmidt erholen durfte", ist sich die Zeitung aus Oldenburg sicher. Dass Wulff von all dem nichts wusste, mag glauben, wer wolle, heißt es weiter. Die jüngste Meldung, dass sich Wulff mit seiner Frau 2010 die Reise zum Münchner Filmball von einer Marmeladenfirma hat finanzieren lassen, unterstreiche den Verdacht, dass es in Hannover ein "System Wulff" gab. Dabei ging es offenbar klebrig zu. Was für ein deutsches Trauerspiel.
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Diana Sierpinski