Die Grünen wollen keine Koalition mit der Union "Zerreißprobe erspart"
16.10.2013, 20:32 Uhr
Die Absage der Grünen an die Union wird in der deutschen Presse sehr unterschiedlich bewertet. Meinen die einen, die Grünen hätten eine historische Chance verpasst, empfehlen andere die Rückkehr zu den Wurzeln. Positiv sei, dass es überhaupt diese Gespräche gab, meint indes Jochen Müter bei n-tv.de.
Der Kölner Stadt-Anzeiger stellt heraus, dass der eigentl iche Gewinn die Erkenntnis sei, dass "als Alternative zu einer großen Koalition [...] keineswegs bloß Neuwahlen oder ein rot-dunkelrot-grünes Bündnis" blieben. "Die Alternative wäre Schwarz-Grün", ist das Blatt aus Köln überzeugt. Es seien "dieselben überbrückbaren Differenzen, die [die Grünen] wie die Sozialdemokraten von der Union trennen.
Die Stuttgarter Zeitung bedauert, die Grünen hätten "eine historische Chance verpasst". Denn das Schattendasein als kleinere von zwei kleinen Oppositionsparteien eröffnet keine erfreulichen Perspektiven. Und ob sich die Möglichkeit von Schwarz-Grün noch einmal biete, sei eher unwahrscheinlich, meint die Stuttgarter Zeitung.
Weniger pessimistisch ist das Straubinger Tagblatt: "Nüchtern betrachtet sprach in den vergangenen drei Wochen eigentlich alles gegen Schwarz-Grün. [...] Tatsächlich genügten zwei lange Abende, um mit einem politischen Tabu zu brechen." Das Fazit der Zeitung aus Straubing: "Konservative und Grüne können miteinander."
Ähnlich sehen es die Nürnberger Nachrichten. Den Parteibasen von CSU und Grünen wäre es gleichermaßen schwer zu vermitteln gewesen, "jetzt plötzlich mit dem Lieblingsfeind an einem Koalitionstisch zu sitzen". Sie hätten sich daher "mit ihrer Absage an ein Bündnis eine Zerreißprobe erspart", meint das Blatt aus Franken.
Erleichtert zeigt sich hingegen die Frankfurter Rundschau darüber, dass es offenbar kein schwarz-grünes Experiment geben wird. Die Grünen sollten die Zeit in der Opposition nicht für Kretschmann'sche Anschleich-Übungen nutzen, heißt es da. "Wenn es so weitergeht in unserer Parteienlandschaft, dann werden bald fast alle gegenseitig auf den Füßen stehen. Und zwar genau dort, wo Angela Merkel sich aufzuhalten pflegt: in der von ihr selbst definierten, sogenannten Mitte." Lieber sollten die Grünen Alternativen zur Politik der Spar- und Autokanzlerin entwickeln und dafür linke Bündnisse enttabuisieren.
Die Märkische Oderzeitung sieht die Grünen sogar beschädigt, nachdem sie mit der Union zwei Sondierungsgespräche geführt haben. "Nicht inhaltliche Stärke, sondern politische Schwäche zeichnet die Grünen derzeit in erster Linie aus", schreibt das Blatt aus Frankfurt/Oder. Hier wird die Meinung vertreten, dass die Grünen in einer Merkel-Regierung untergehen würden. Doch auch in der Opposition könnten sie vergessen werden oder sich radikalisieren. "Die Grünen müssen jetzt sehr aufpassen, dass sie nicht in Bälde das Schicksal der FDP erleiden."
Quelle: ntv.de