Warentest drückt die Kippe aus Das ist das beste digitale Rauchstopp-Programm
21.12.2023, 13:43 Uhr Artikel anhören
Viel Erfolg!
(Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa)
Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland. Und doch können es viele kaum erwarten, sich die nächste Zigarette anzuzünden, obwohl sie eigentlich aufhören wollen. Wenn der eigene Wille nicht ausreicht, können digitale Rauchstopp-Programme unterstützen. Warentest hat sie ausprobiert.
Rauchen tötet, ist teuer und eine Sucht. Alles gute Gründe, um das Qualmen sein zu lassen - eigentlich. Warum es viele Raucher dennoch oft nicht schaffen, die Sache einfach sein zu lassen, findet möglicherweise in der nachfolgenden Definition eine Erklärung: Denn Sucht bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet.
Was Betroffenen natürlich nur bedingt weiterhilft. Genauso wie die Mahnungen und Appelle von Freunden, Familie und Kollegen. Oder dem Staat. Letzterer ist zwar einerseits darauf bedacht, dass seine steuerzahlenden Bürger gesund und leistungsfähig bleiben, zum anderen profitiert er aber gerne in Form von Steuern vom zwanghaften Laster der Qualmer. Nun ja, beim Umgang mit Alkohol läuft es ähnlich.
Abgesehen davon gibt es natürlich auch viele Hilfsmittel, um Rauchern beim Entzug von der Zigarette zu helfen, Nikotinersatzprodukte beispielsweise. Und auch digitale Rauchstopp-Programm versprechen Unterstützung. Die Stiftung Warentest hat 14 davon - 6 als App für Android und 8 als Webseite im Browser - untersucht. Für gesetzlich Krankenversicherte ist die dreimonatige Nutzung nach Diagnose oder auf Rezept meist kostenlos. Selbstzahler müssen hingegen beim teuersten Programm 389 Euro hinblättern.
Nur drei können überzeugen
Die Tester setzten für die Überprüfung der Angebote einen Psychologen und einen Psychotherapeuten ein, welche die Programme verdeckt nutzten. Diese prüften anhand eigener Recherchen und von den Anbietern zur Verfügung gestellten Studien, wie effektiv die Programme helfen können. Für den Test wurden nur Programme gewählt, die möglichst individuell auf die Nutzer eingehen. Etwa mit personalisierten Zielsetzungen, Motivations- und Entspannungsübungen per Video oder Audio, Spielen zum Ablenken und Foren zum Austausch.
Ergebnis: Nur drei Angebote haben Warentest überzeugt: insbesondere die beiden "Nichtraucherhelden"-Programme von Sanero Medical (als App Note 1,8, als Browser-Version 2,3). Die Angebote können demnach mit sinnvollem Konzept und gut belegter Wirksamkeit punkten. Aber auch die App von "Smoke Free 23" (2,4) ist einen Versuch wert.
Die Programme basieren, wie andere Produkte im Test auch, auf kognitiver Verhaltenstherapie. Dazu gehört, sein Rauchverhalten zu hinterfragen, die dazugehörigen Denkmuster aufzubrechen und durch ein Verhalten zu ersetzen, das der (ehemalige) Raucher letztendlich als positiv erlebt. Die Programme sind für gesetzlich Versicherte nach Diagnose oder auf Rezept kostenfrei. Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten auf Anfrage.
Nur "ausreichend" sind hingegen die App "Rauch-Stopp", die Webseite "Stop-Simply" und das Rauchfrei-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA), die zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit gehört. Die Konzepte sind demnach verbesserungswürdig und es mangelt an wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit.
Quelle: ntv.de, awi