Espresso im Test Discounter-Bohnen tun es auch
24.11.2016, 10:57 Uhr
Nach dem Essen oder zwischendurch: Ein Espresso geht immer.
(Foto: imago/Westend61)
Ob aus dem Vollautomaten oder traditionell aus der Siebträgermaschine: Die Deutschen haben ihre Liebe zum Espresso entdeckt. Die Bohnen sollten natürlich frisch gemahlen sein. Die besten liefert eine italienische Traditionsmarke. Doch auch Discounter haben gute Ware.
Ob es mit dem Siegeszug der Kaffeevollautomaten zusammenhängt? Oder mit dem Boom der praktischen Kapselmaschinen? Fest steht: Die Deutschen sind in den letzten Jahren auf den Espresso-Geschmack gekommen. 4 Millionen Kaffeefreunde hierzulande gönnen sich täglich ein Tässchen vom kleinen Starken, 2010 waren es erst 2,6 Millionen. Viele schwören auf den Geschmack frisch gemahlener Bohnen und vertrauen dabei oft auf große Namen wie Lavazza, Illy oder Segafredo. Zu Recht?
Die Stiftung Warentest hat 18 Sorten ungemahlene Espressobohnen getestet. Das überraschende Ergebnis: Geschmacklich macht es kaum einen Unterschied, welche Sorte im Mahlwerk landet. Sensorisch schnitten fast alle Produkte "gut" ab, egal ob sie von Aldi oder Illy kamen, von Tchibo oder aus dem Biomarkt. Einzig der teure Dark Roast von Starbucks konnte die empfindlichen Gaumen der Sensorik-Prüfer nicht so recht überzeugen. Stark rauchig, aber flach sei das Aroma, die Crema zerfallen, fanden die Kritiker und vergaben gerade noch ein "befriedigend". Auch nach oben hin gab es einen Ausreißer: Der Cremoso Espresso von Lavazza überzeugte durch vielschichtigen Geschmack und feste Crema und bekam von den Sensorikern deshalb als einziger ein "sehr gut". Übrigens gehörte er auch zu den koffeinreichsten Sorten im Test.
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Dass die meisten Espressosorten geschmacklich so wenige Überraschungen bieten, ist dem Markt geschuldet. Die Röster orientierten sich eben an den Erwartungshaltungen der Kunden, so Holger Preibisch vom Deutschen Kaffeeverband. Auch bei unterschiedlichen Bohnen lasse sich durch das Mischverhätnis und das Röstverfahren das "typisch italienische Geschmacksprofil" erreichen, eben der "Mainstream-Geschmack, der die Erwartungen möglichst vieler Verbraucher erfüllt", schreibt "Test". Wer das Besondere sucht, sollte sich also eher bei kleineren Röstereien umsehen.
Wer kümmert sich um Nachhaltigkeit?
Egal, wo und wie geröstet wird: Es lässt sich nicht ganz vermeiden, dass dabei Schadstoffe anfallen. In allen Produkten fand das Labor Acrylamid, am meisten beim Testsieger von Lavazza, am wenigsten in den Bohnen von Aldi Nord und Süd, Melitta und Starbucks. Abwertungen gab es dafür nicht, vom empfohlenen Grenzwert der EU-Kommission waren alle weit genug entfernt. Auch das möglicherweise krebserregende Furan wurde in allen Produkten nachgewiesen. Andere Schadstoffe wie Metalle, Mineralölbestandteile oder das Schimmelpilzgift Ochratoxin tauchten – wenn überhaupt – nur in geringfügigen Mengen auf.
Betrachtet man allein das Produkt, macht es also keinen allzu großen Unterschied, welchen Espresso man kauft. Anders sieht es beim Blick auf die Produktionsbedingungen aus. Die Stiftung Warentest hat den Anbietern in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) auf den Zahn gefühlt: Wie wählen sie ihre Produzenten aus und wie unterstützen sie diese? Welche Preise zahlen sie? Und wie wird kontrolliert, ob die Vereinbarungen auch eingehalten werden?
Zwar setzt immerhin fast die Hälfte aller Firmen hohe soziale Standards beim Anbau, bei den Umweltbedingungen lässt das Engagement aber schon nach. Am Ende konnten fünf Hersteller die Tester überzeugen, dass sie ihre Unternehmensverantwortung sehr ernst nehmen: die Bioproduzenten Rapunzel, Lebensbaum und Alnatura, das Fairtrade-Label Gepa und Mc Donald's. Daneben bewiesen Aldi Nord, Lidl und Starbucks überdurchschnittlichen Einsatz. Der Testsieger Lavazza fiel im CSR-Test dagegen durch. Auch Segafredo, Wertform, Dallmayr, Melitta und Balzac zeigten keine besonderen Bestrebungen in Sachen Nachhaltigkeit.
Quelle: ntv.de, ino