Ratgeber

Tenhagens Tipps Finger weg von Bitcoins?

"Bitcoins leben vom Glauben an Bitcoins".

"Bitcoins leben vom Glauben an Bitcoins".

(Foto: imago/ZUMA Press)

Wer richtig abkassieren möchte, ist derzeit in Bitcoins investiert. Seit Jahresbeginn konnte so das eingesetzte Kapital mehr als verfünffacht werden. Vor fünf Jahren kostete ein Bitcoin gerade einmal 8 Dollar. Heute sind es rund 7000. Einsteigen also? Was meint Finanztip-Chef Tenhagen?   

n-tv.de: Der Kurs der Bitcoin scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen. Was ist da los?

Hermann-Josef Tenhagen: Die Leute spekulieren darauf, dass das mit der Wertentwicklung so weitergeht. Aber abgesehen davon spielt sicher auch ein chinesischer Hintergrund mit rein. Die Frage, wie das dort mit der neuen Regierung und dem ganzen Geld, was die Chinesen horten, weitergeht. Die Frage, ob dem bisherigen Finanzsystem noch zu trauen ist. Auch den US-Regierung wird hinsichtlich ihrer Geldpolitik sicher nicht das ganz große Vertrauen entgegengebracht. Und so stößt dann ein neues Währungsmodell auf großes Interesse.

Ist das für Sie nachvollziehbar?

Es ist in jedem Fall eine interessante Idee, eine Währung auf diese Weise zu erschaffen. Für den normalen Kleinanleger ist dies aber ein hochspekulatives Geschäft, was ich niemandem empfehlen würde für größere Teile seines Vermögens.

Sind die Kursgewinne nicht reine Zockerei?

Die Art, wie man Geld schürft, da muss man ja viel Rechnerleistung einsetzen. Was nicht so einfach ist. Die Kursgewinne basieren darauf, dass andere für einen Bitcoin, den man schon hat, derzeit deutlich mehr zahlen wollen. Im Wesentlichen ist das Zockerei, ja.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Der Hype nährt den Hype - das klingt schon sehr nach einer Blase …

Blase ist in diesem Fall das völlig falsche Bild dafür. Auf der einen Seite ist das Zockerei, auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wird das Konzept von virtuellem Geld irgendwann weitergehend zum Tragen kommen? Und wenn ja, wird die spezielle Währung Bitcoin sich hier dann durchsetzen?

Blase trifft eher auf etwas zu, was völlig überzogen ist und wieder auf Normalmaß schrumpfen wird. Das Normalmaß kann bei Bitcoin sowohl null sein als auch, dass dies eine wesentliche Währung der Zukunft sein wird.     

Was glauben Sie persönlich?

Eigentlich habe ich dazu ausnahmsweise keine Meinung. Es ist eher ein Phänomen, was ich mit großem Interesse beobachte.

Also, kann man mit ruhigen Gewissens in Bitcoin investieren?

Wenn jemand meint, hier mal mit kleineren Beträgen einzusteigen, spricht da sicher nichts dagegen. Aber eben vor allem, um zu schauen, wie das Ganze funktioniert. Und wirklich nur mit Geld, welches auch tatsächlich übrig ist und eben nicht für die Altersvorsorge oder größere Anschaffungen eingeplant ist. Spielgeld sozusagen. Kürzlich habe ich eine Berechnung gesehen, nachdem der Maximalverlust bei Bitcoin in den vergangenen Jahren 82 Prozent betrug. Beim Aktienindex MSCI World waren dies gerade mal 15 Prozent.

Ist angesichts der extremen Volatilität ein Crash nicht lediglich eine Frage der Zeit?

Den Crash sieht man hier nicht leicht voraus. Wenn die Politik, sei es in China oder den USA oder sonst wo, etwas beschließt, was die Spekulation einschränkt oder wenn Geheimdienste  ermitteln, dann kann der Bitcoin-Boom morgen zu Ende sein. Gleiches gilt sicher auch bei möglichen Hackerattacken. 

Sprich, das System ist extrem anfällig?

Der Glaube ans System ist extrem anfällig. Bitcoins leben vom Glauben an Bitcoins. Wenn virtuellen Währungen politisch nicht gewollt sind, ist das Ding tot.

Wenn ich trotzdem zuschlagen möchte, wo kaufe ich den Bitcoins seriös?

Relativ einfach an den jeweiligen Börsen. Findet man im Netz ganz einfach. Bei der Hausbank gibt es die Kryptowährung jedenfalls noch nicht. Sollte dies mal der Fall sein, dann wären Bitcoin und alles, was da noch so kommen mag, etabliert. 

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte

Alle Beiträge unseres Bitcoin-Spezials finden Sie hier.

Quelle: ntv.de

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