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Banken tricksen bei Erträgen Wenn der Zinseszins einbehalten wird

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Sparer sind gut beraten, vor Abschluss einer Festgeldanlage nicht nur auf die im Angebot ausgewiesenen Zinsen zu achten.

Sparer sind gut beraten, vor Abschluss einer Festgeldanlage nicht nur auf die im Angebot ausgewiesenen Zinsen zu achten.

(Foto: dpa)

Den Unterschied zwischen Zinsen und Rendite sollte man kennen. Denn sonst droht durch die Trickserei einiger Geldinstitute der Ertrag unwissentlich geschmälert zu werden. Und das kommt gar nicht so selten vor, wie Finanztest berichtet.

Rendite und Zins sind nicht identisch. Denn Letzterer gibt lediglich die Höhe der Verzinsung einer Geldanlage an und nicht den Gesamtertrag, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums erzielt werden kann. Werden bei mehrjährigen Festgeldern die Zinsen jähr­lich an Anleger ausgeschüttet, sind Zins und Rendite hingegen identisch.

Andere Angebote schreiben Zinsen jähr­lich dem Anlage­konto gut und verzinsen sie im Folgejahr mit - hier wird der sogenannte Zinseszins gezahlt. Auch hier entsprechen die Nominalzinsen der Rendite. Das ist für den Vermögens­aufbau gut, da sich Sparer nicht um die Wieder­anlage der Erträge kümmern müssen. Beispielsweise erwirtschaftet ein Festgeld von 10.000 Euro bei einem Nominalzins von 4 Prozent jährlich 400 Euro Zinsen. Diese Zinsen sind jähr­lich steuer­pflichtig, bleiben aber mit einem entsprechenden Freistellungsauftrag steuerfrei.

Bei Weltsparen viele Angebote ohne Zinseszins

Doch es sind auch viele Festzinsangebote im Umlauf, bei denen die erwirtschafteten Erträge am Jahresende nicht dem Sparkapital zugeschlagen und diese nicht mitzuverzinst werden. Hier werden die Zinsen stattdessen unverzinst gesammelt und am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Der Grund? Die Banken zahlen keinen Zinseszins, wie Finanztest herausgefunden hat.

Demnach sind beim Zinsportal Welt­sparen die meisten Fest­geld­angebote steuerlich endfäl­lig und ohne Zinseszins. Die Zinsen werden zwar ange­sammelt, aber nur auf den ursprüng­lichen Anla­gebetrag berechnet - ohne Berück­sichtigung der Vorjahres­zinsen. Nicht Anleger, sondern die Bank kann mit dem Geld arbeiten. Insgesamt sinkt so die Rendite gegen­über der Nominal­verzinsung. Bei 4 Prozent Zinsen und fünf Jahren Lauf­zeit liegt die jähr­liche Rendite nur bei 3,71 Prozent. Hingegen erwirtschaftet ein Festgeld mit Zinseszins eine jährliche Rendite von 4 Prozent.

Eine Stichprobe der Tester bei Weltsparen am 4. September 2023 bei fünfjährigen Festgeldern ergab: Von 52 Angeboten waren 35 mit Zinssammlung ohne Zinseszins sowie der steuerlichen Endfälligkeit. Lediglich sechs Angebote boten Zinseszins und jährliche Steuerfälligkeit. Zehn Angebote boten die jährliche Zinsausschüttung und Besteuerung an. Weltsparen sortiert die Angebote zudem nach dem Zinssatz, was zu falschen Ergebnissen führen kann. Das dreijährige Festgeld von "HoistSparen" mit 3,80 Prozent Zins und Zinseszins etwa ist tatsächlich ertragreicher als ein davor platziertes Angebot mit 3,88 Prozent mit Zinssammlung ohne Zinseszins. Das bringt nur eine Rendite von 3,74 Prozent.

Solche Angebote erkennt man, wenn bei den Details der "Zinssatz effektiv" niedriger ist als der "Zinssatz nominal" und die "Zinsgutschrift" am "Ende der Laufzeit" erfolgt.

Auch die Steuer auf dem Zettel haben

Doch abgesehen von der entgangenen Rendite sollten Sparer beachten, dass, wenn der gesamte Zins eines mehrjährigen Fest­geldes bis zum Laufzeit­ende angesammelt und auf einen Schlag steuer­pflichtig ausgezahlt wird, die aufgelaufenen Zinsen leicht den jähr­lichen Sparerpausch­betrag von 1000 Euro für Singles und 2000 Euro für Ehepaare über­steigen könnten.

Bei 10.000 Euro Anlagebetrag ist bei einem Angebot ohne Zinseszins nach fünf Jahren ein Betrag von 2000 Euro auf einmal steuerpflichtig. Mit Zinseszins stünden Anleger gut 166 Euro mehr zur Verfügung. Je höher die Zinsen und je länger die Laufzeit, desto größer ist die Differenz bei Rendite und Betrag.

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Während es bei der Vergabe von Krediten Pflicht ist, den effektiven Jahreszins zu nennen, fehlt bei Sparangeboten eine gesetzliche Regelung. Der effektive Jahreszins - oder die Rendite - und der Nominalzins sind nur dann gleich, wenn die Zinsen jährlich ausgeschüttet oder wenn sie dem Anlagekonto jährlich gutgeschrieben und auch im Folgejahr mitverzinst werden. Neben Rentabilität und Sicherheit sollte für Geldanleger aber auch immer die Seriosität des Angebots ein Kriterium für die Geldanlage sein.

Sparer sind also gut beraten, vor Abschluss einer Festgeldanlage nicht nur auf die im Angebot ausgewiesenen Zinsen zu achten, sondern auch die tatsächliche Rendite in Erfahrung zu bringen.

Quelle: ntv.de, awi

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